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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwer. Und
wenn er auch nur halb so schlimm aussah wie die anderen,
dann mußte er wirklich schlimm aussehen: Juans Augen waren gerötet und dunkel unterlaufen, und sein Gesicht war kreidebleich. Und auch die anderen boten keinen sehr viel erfreulicheren Anblick.
    Vielleicht war es dieses Bild, das ihm endgültig vor Augen
führte, wie ernst ihre Situation war. Wenn kein Wunder geschah, dann würden sie sterben. Nicht irgendwann und irgendwo, sondern hier und jetzt.
    »Die Taucheranzüge!« sagte André plötzlich. »Wenn wir in
die Anzüge steigen, haben wir noch Luft aus den Flaschen!«
»Die reichen nur für eine Stunde«, sagte Trautman.
»Aber wenn wir die NAUTILUS verlassen und mit den Anzügen zur Oberfläche hinaufschwimmen?«
»Das geht nicht«, antwortete Trautman traurig. »Dazu
sind
wir zu tief. Der Aufstieg zur Oberfläche würde Stunden dauern. Ganz davon abgesehen, daß uns der Druckausgleich umbringen würde. Außerdem haben wir gar nicht genug Anzüge. Zwei von uns müßten zurückbleiben.«
Damit endete die Diskussion, die ohnehin sinnlos gewesen war.
Trautman hatte Mike schon vor längerer Zeit einmal erklärt, daß
ein Mensch in einem Taucheranzug nicht nach Belieben ins
Meer hinab- und wieder hinaufsteigen konnte. Der menschliche
Körper brauchte eine gewisse Zeit, um sich an den veränderten
Druck in großen Wassertiefen zu gewöhnen; und ebenso umgekehrt. Der Aufstieg aus einigen hundert Metern Tiefe konnte
Stunden dauern, und der aus einigen tausend entsprechend Tage, wenn nicht Wochen. Außerdem
hatte Trautman natürlich
auch mit seinem zweiten Argument recht. Sie hatten zwei Taucheranzüge zuwenig. Wer von ihnen würde wohl in dem Bewußtsein in einen dieser Anzüge steigen wollen, damit einen der
anderen zum sicheren Tode zu verurteilen?
Mikes Sinne begannen sich langsam zu verwirren. Er hatte ein
Gefühl wie Fieber, und nach und nach schien er in einen dumpfen Traum abzudriften, hinter dem etwas Dunkles, Tiefes zu
lauern schien, eine bodenlose Klippe, auf die er langsam zuschwebte, ohne daß er etwas dagegen tun konnte. Wenn das der
Tod ist, dachte er, dann ist er sehr angenehm. Er hatte es sich
qualvoller vorgestellt, langsam zu ersticken.
Jemand rüttelte an seiner Schulter. Die Bewegung setzte sich
bis in seinen Traum hinein fort und störte den Frieden, der ihn
ergriffen hatte. Mike versuchte die Hand abzuschütteln, die da
so roh in seine Träume drang, aber es gelang ihm nicht. Im Gegenteil: Das Rütteln wurde stärker, und dann hörte er eine
Stimme, die in fast verzweifeltem Tonfall seinen Namen rief.
»Mike, wach auf! Mike! Mike!«
»Verschwinde«, murmelte Mike. »Ich will sterben.«
»Gerne«, antwortete die Stimme, die er jetzt als die Trautmans
identifizierte. »In sechzig oder siebzig Jahren. Jetzt machst du
gefälligst die Augen auf und kommst mit. Oder soll ich alter
Mann dich jungen Spund etwa tragen?«
Mike öffnete widerwillig die Augen. Trautman stand über ihn
gebeugt da. Er rüttelte noch immer an seiner Schulter. Und – die
NAUTILUS lag nicht mehr still. Das Schiff schwankte leicht hin
und her. Und das konnte nur eines bedeuten …
»Sind wir aufgetaucht?«
»So könnte man es nennen«, antwortete Trautman ausweichend.
»Was soll das heißen?« fragte Mike.
»Ich denke, es ist besser, wenn du es dir selbst ansiehst«, sagte
Trautman. »Komm. Die anderen sind schon alle oben.«
Mehr von Trautman gezogen als aus eigener Kraft, stemmte
sich Mike aus dem Sessel. Mit einem Gefühl leiser Verwunderung registrierte er, wie leicht ihm die Bewegung fiel. Und erst
in diesem Augenblick fiel es ihm auf: ein kühler Lufthauch
streifte sein Gesicht.
Der Luftzug wurde stärker, und als sie sich auf der Treppe
nach oben befanden, war es ein regelrechter Wind, der ihnen in
die Gesichter schlug; köstliche, saubere Luft, so kalt und rein,
daß Mike gar nicht genug davon bekommen konnte und so hastig ein- und ausatmete, daß ihm wieder schwindelig wurde.
Durch die weit offenstehende Turmluke fiel helles Licht zu
ihnen herein. Mike konnte die Schritte der anderen oben auf dem
Deck hören und einen Moment später ihre Stimmen. Die Worte
waren nicht zu verstehen, aber sie klangen ziemlich erregt. Sie
waren tatsächlich aufgetaucht!
Aber irgend etwas stimmte nicht.
Es hatte mit dem Licht zu tun. Es war nicht so, wie Tageslicht
sein sollte.
Dicht vor Trautman stieg er die eiserne Luke zum Turm
hinauf und trat schließlich ins Freie.
Vollkommen fassungslos blieb er

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