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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schimmel.
Plötzlich fuhr Juan zusammen.
»Was hast du?« fragte Mike alarmiert.
Juan starrte aus eng zusammengekniffenen Augen zur Reling
eines riesigen Viermasters empor, dem sich die
NAUTILUS
näherte.
»Ich… dachte, ich hätte etwas gesehen«, antwortete er zögernd. »Aber ich muß mich wohl getäuscht haben.«
Trotzdem
ließ er das Schiff nicht aus den Augen, und auch Mike musterte
das Kriegsschiff genauer. Flaggen und Segel waren längst weggefault, aber Mike erkannte den Schiffstyp jetzt wieder: Es handelte sich um ein spanisches Kriegsschiff aus dem sechzehnten
Jahrhundert, eines jener gewaltigen Schiffe, denen die spanische Krone damals ihren Rang als Weltmacht verdankt hatte.
»Das gefällt mir nicht«, sagte Juan. »Irgend etwas
stimmt
hier nicht.«
»Hier lebt niemand mehr«, antwortete Ben – in einem Ton,
dem man anhörte, daß er diese Worte nur sagte, um sich selbst
zu beruhigen.
»So?« fragte Juan. »Und wer hat dann die Schiffe aneinandergebunden? Und die Stadt gebaut? Etwa die Qualle?« Darauf antwortete Ben nicht. Aber auch er wurde deutlich nervöser.
Die NAUTILUS glitt weiter auf das Kriegsschiff zu. Es war
mittels eines dicken Seiles mit einem kleineren, aber immer
noch großen Schiff vertäut, so daß die verbleibende Durchfahrt
gerade für die NAUTILUS reichte. Für eine Sekunde glaubte
Mike, eine Bewegung hinter den offenstehenden Geschützluken
des Linienschiffes zu erkennen. Aber als er genauer hinsah,
war alles leer.
Einen Moment später sah er eine Gestalt, und dann ging alles so schnell, daß keinem von ihnen noch Zeit blieb, irgend etwas zu tun. Hinter der Reling der beiden Schiffe, zwischen denen sie hindurchfuhren, erschien plötzlich mehr als ein Dutzend
zerlumpter, waffenschwingender Männer. Ein gewaltiges Gebrüll hob plötzlich an, und ehe Mike und die anderen wirklich
begriffen, was vor sich ging, waren die Angreifer bereits dabei,
die NAUTILUS zu entern. Sie sprangen von den höher liegenden Decks der Schiffe herunter, schwangen sich an Seilen herab und turnten mit affenartiger Geschicklichkeit an den Tauen
entlang, zwei oder drei von ihnen verfehlten das Schiff und landeten mit einem gewaltigen Platsch im Wasser, aber die meisten
setzten mit erstaunlichem Geschick auf dem schlüpfrigen Deck
der NAUTILUS auf und fielen über deren vollkommen verblüffte
Besatzung her.
Mike wurde gepackt und auf den Rücken geworfen. Eine wild
aussehende Gestalt mit struppigem Bart und langem, verfilztem Haar kniete auf seiner Brust und hielt seine Handgelenke
umklammert. Mike bäumte sich mit verzweifelter Kraft auf,
aber er bekam keine Luft, denn der andere war mindestens doppelt so stark wie er und fast doppelt so schwer.
Gerade als er glaubte, in der nächsten Sekunde das Bewußtsein
zu verlieren, wurde der Bursche von ihm herunter und in hohem
Bogen ins Wasser geschleudert. An seiner Stelle tauchte Singh
über Mike auf. In der einen Hand schwang er einen schartigen
Säbel, den er offensichtlich von einem der Angreifer erbeutet
hatte, die andere streckte er nach Mike aus, um ihm auf die Beine zu helfen.
Zwei weitere Angreifer stürmten auf sie los, diesmal mit gezückten Schwertern. Singh wehrte sie mit ein paar geschickten
Hieben ab, durch die der eine seine Waffe verlor und der andere rücklings ins Wasser stürzte. Gleichzeitig riß er Mike in die
Höhe und versetzte ihm einen Stoß, der ihn auf die offenstehende
Luke zutaumeln ließ. Irgendwie schaffte es Mike, auf den Beinen zu bleiben, aber wie er die Treppe hinuntergelangte, ohne
sich den Hals zu brechen, war ihm ein Rätsel. Hinter ihm klirrte
Metall, dann hörte er einen gellenden Schrei, und einen Moment
später landete Singh mit einem federnden Satz neben ihm. Er
trug jetzt zwei Schwerter in der Hand.
»Trautman! Weg hier! Tauchen Sie!«
Aber es war zu spät. Hinter Singh drängten sich einige der zerlumpten Gestalten die Treppe herunter. Zwar gelang es dem
Sikh, sie aufzuhalten, aber nicht, sie zurückzudrängen; dazu
war die Übermacht zu groß. Und solange die Luke offenstand,
konnten sie nicht tauchen.
»Flieht!« schrie Singh. »Ich halte sie auf!«
Trautman ergriff Mike am Arm und zerrte ihn mit sich,
hinunter in den Rumpf der NAUTILUS. »In den
Salon!«
keuchte er. »Schnell! Vielleicht kommen wir von dort aus weiter!«
Mike begriff sofort, was Trautmans Plan war. Der Salon verfügte über die mit Abstand massivste Tür von allen Räumen an
Bord der NAUTILUS. Auch sie würde den Angreifern

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