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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auch weicher und eher weiß als gelb. Die spärliche Einrichtung, die Mike auf den ersten Blick erkennen konnte, war
aus einer Art Bambus grob zusammengezimmert und bestand
nur aus ein paar Stühlen, einigen sehr unbequem aussehenden
Betten und etwas, was man mit viel Phantasie als Tisch bezeichnen konnte. Juan, Chris und Trautman hockten auf drei
dieser Stühle, und als Mike den Kopf wandte, erblickte er auf
der anderen Seite auch Ben, André und schließlich Singh. Der
Inder sah etwas mitgenommen aus und hatte einen frischen
Verband um die Stirn, der wie eine Verlängerung seines Turbans ausgesehen hätte, wäre er nicht mit einem großen Blutfleck verunziert worden, schien aber ansonsten unverletzt zu
sein. Von Astaroth oder gar Serena konnte er keine Spur entdecken.
    »Er ist wach!« rief Chris plötzlich. Die gemurmelten Gespräche verstummten abrupt, und aller Aufmerksamkeit wandte
sich Mike zu. Singh erhob sich unverzüglich von seinem Platz
und eilte zu ihm.
    Mike versuchte erneut, die Hände zu bewegen, und
jetzt
erst bemerkte er, daß er wie ein Weihnachtspaket verschnürt
war.
    »Wartet, Herr!« sagte Singh hastig. »Ich binde Euch los.« Mike
faßte sich in Geduld, bis der Inder die breiten Stoffstreifen gelöst hatte, die ihn hielten, und nutzte die Zeit, seinen Körper
einer kurzen Inspektion zu unterziehen. Seine Hände waren so
dick verbunden, daß es aussah, als trüge er weiße Fäustlinge,
und sie taten erbärmlich weh, aber ansonsten schien er ebenso
unversehrt wie die anderen zu sein.
Damit war die Erinnerung an die letzten Augenblicke
vor
seiner Ohnmacht endgültig geweckt. »Trautman!« murmelte er.
    »Was ist mit –«
»Mir fehlt nichts«, unterbrach ihn Trautman rasch.
»Keine
Sorge. Mir geht es gut. Wesentlich besser jedenfalls als dir. Wie
fühlst du dich?«
»Meinen Sie diese Frage ernst?« knurrte Mike. Singh hatte
endlich die letzte Fessel gelöst und trat von seinem Lager zurück, und Mike richtete sich etwas auf. Ihm war ein bißchen
schwindelig, und er fühlte sich sehr schwach.
»Durchaus«, antwortete Trautman. Er schüttelte den
Kopf
und maß Mike mit einem Blick, der ihm selbst angesichts seiner
Heldentat an Bord der NAUTILUS nicht halb so bewundernd
vorkam, wie es angemessen gewesen wäre. »Was du getan hast,
war ziemlich tapfer
–« Mike lächelte geschmeichelt, und
Trautman fügte im gleichen Tonfall hinzu: »– aber auch ziemlich dumm.«
»So?« sagte Mike kleinlaut.
»Wenn du das nächste Mal kämpfen willst«, schlug Ben vor,
»vergiß nicht wieder, ein Schwert zu benutzen.«
Trautman
brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Im
Ernst«, fuhr er fort. »Fühlst du dich gut?«
»Ja«, antwortete Mike etwas ungeduldig. »Meine Hände
tun
weh, aber das ist auch alles.«
»Sei froh, daß du noch Hände hast, die dir weh tun können«,
sagte Trautman ernst. »Eine Weile hatten wir ziemliche Angst
um dich.«
»Habt ihr mich deshalb festgebunden?« fragte Mike. »Du hast
geschrien und um dich geschlagen«, erklärte Trautman. »Und du
hast immer wieder versucht, die Verbände herunterzureißen, so
daß wir dich schließlich fesseln mußten. Du hattest ziemlich
hohes Fieber.«
»Wie?« machte Mike verständnislos. Er kramte vergeblich in
seinem Gedächtnis. Wenn er all das getan hätte, dann müßte er
sich doch erinnern. Außerdem konnte er doch gar nicht so lange bewußtlos gewesen sein. Als hätte er seine Gedanken gelesen,
sagte Trautman in diesem Moment: »Du warst fast zwei Tage
lang bewußtlos.«
»Zwei Tage?!« Mike richtete sich erschrocken auf und fiel sofort wieder zurück, denn das Schwindelgefühl hinter seiner
Stirn wurde prompt heftiger. Zwei Tage! Kein Wunder, daß er
sich so schlapp fühlte. Sehr viel vorsichtiger richtete er sich ein
zweites Mal auf und sah erst Trautman, dann die anderen an.
»Was ist passiert?« fragte er. »Wo sind wir, und wo ist Serena?«
»Was passiert ist, weißt du ja selbst am besten«, antwortete
Trautman. Er setzte sich auf die Kante von Mikes Bett und wartete, bis die anderen ebenfalls Platz genommen hatten. »Und wo
wir sind, kann ich dir leider nicht sagen. Auch Das Volk weiß
nichts über diesen Ort.«
»Das Volk?«
»Die Leute, die uns gefangengenommen haben«, antwortete
Trautman. »Sie nennen sich selbst Das Volk. Sie sagen, sie
brauchen keinen anderen Namen. Und eigentlich haben sie auch
recht damit. Schließlich sind sie die einzigen hier unten… wenigstens die einzigen Menschen.«
Der letzte Satz weckte

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