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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mikes Neugier, aber Trautman sprach
bereits weiter. »Serena ist bei ihnen. Keine Sorge, es geht ihr
gut.«
Und da erinnerte sich Mike an den allerletzten Augenblick,
bevor ihm die Sinne geschwunden waren. »Moment mal!« sagte
er. »Wieso… wieso sind wir gefangen? Serena ist doch… ich
meine, sie haben sie doch –«
Trautman unterbrach ihn. »Die Geschichte ist nicht
ganz
einfach, fürchte ich. Willst du etwas zu trinken?«
Mike war sehr durstig, und so nickte er. Singh reichte ihm eine hölzerne Schale mit etwas, was er für Wasser hielt, sich aber
als eine Art klarer Fruchtsaft herausstellte, der nicht nur ausgezeichnet schmeckte, sondern auch den Durst viel besser löschte,
als Wasser dies getan hätte. Trotzdem leerte er auch noch eine
zweite Schale, ehe er sie an Singh zurückgab und Trautman mit
einem entsprechenden Blick aufforderte, weiterzusprechen.
»Das beste wird wohl sein, wenn ich dir der Reihe nach erzähle,
was wir in den letzten beiden Tagen in Erfahrung gebracht haben«, sagte Trautman. »Kannst du aufstehen?«
Mike versuchte es. Er war noch ein bißchen wackelig auf den
Beinen, so daß Singh ihm helfen mußte, aber schon nach ein
paar Schritten kehrten seine Kräfte zurück, und er konnte –
wenn auch mühsam – allein gehen. Trautman und die anderen
eilten voraus, und Chris öffnete eine Tür, die aus dem gleichen
Material wie ihre gesamte Behausung bestand und sich knarrend in Angeln bewegte, die aus groben Stricken geflochten waren.
Mike war erstaunt. »Ich denke, wir sind Gefangene?« fragte er.
»Nicht wirklich«, antwortete Ben. »Du wirst gleich erfahren,
warum.«
Das erste, was Mike sah, als sie das Haus verließen, war der
Hafen. Die Basthütte lag auf einer etwa dreißig oder vierzig Meter hohen Klippe, die unmittelbar an das Wasser des halbrunden Hafenbeckens grenzen mußte, denn er konnte tief unter
sich die sonderbare Flotte erkennen, die sie beim Auftauchen
erblickt hatten. Er sah jetzt, daß sie in Wahrheit noch viel größer war, als sie auf den ersten Blick angenommen hatten – es
mußten buchstäblich Hunderte von Schiffen sein. Und unter all
diesen zum Teil vertrauten, zum Teil vollkommen fremdartigen
Konstruktionen erblickte er auch die NAUTILUS. Sie war mit
einem gewaltigen Seil am Heck des spanischen Kriegsschiffes
vertäut, von dessen Deck aus die Piraten sie angegriffen hatten,
und sah aus wie ein gefangener, stählerner Riesenfisch. Dieser
Anblick gab Mike einen tiefen, schmerzhaften Stich, und offensichtlich spiegelten sich seine Empfindungen deutlich auf sei
nem Gesicht wider, denn Trautman sagte:
»Es ist nicht so schlimm, wie du vielleicht glaubst. Was dir
passiert ist, war ein Unfall. Und das gleiche gilt für Singh. Es
tut ihnen auch sehr leid. Aber das wird Denholm dir sicher noch
selbst sagen.«
»Denholm?«
»Der Anführer des Volkes«, erklärte Trautman. »Du
hast
ihn bereits kennengelernt. Er war derjenige, den du… ähm…
entwaffnet hast. Im Grunde sind es sehr freundliche Menschen.«
»Das habe ich gemerkt«, bemerkte Mike bissig.
Trautman lächelte. »Ich kann dich verstehen«, behauptete er.
»Wir alle haben im ersten Moment so gedacht wie du – und
das ist ja auch nicht weiter erstaunlich, nicht wahr? Aber sie
haben es uns erklärt. Sie leben schon sehr lange hier unten,
weißt du, und diese Art, Neuankömmlinge zu empfangen, hat
sich nun einmal als die beste herausgestellt.«
»Sie zu überfallen?« fragte Mike ungläubig.
»Es war kein richtiger Überfall«, antwortete Trautman. »Ist dir
nicht aufgefallen, daß sie versucht haben, keinen von uns zu
verletzen?« Er machte eine erklärende Handbewegung zum Hafen hinunter. »Siehst du, all diese Schiffe sind auf die gleiche
Weise wie wir hier heruntergekommen – sie wurden von der
Qualle überfallen und hierhergebracht. Wir haben es nicht gemerkt, weil wir sowieso in einem luftdicht abgeschlossenen
Schiff waren, aber das Tier hüllt seine Beute vollkommen ein, so
daß die Menschen an Bord vor dem Wasser geschützt sind und
nicht ertrinken müssen. Aber du kannst dir vorstellen, daß sie
vollkommen verängstigt und zutiefst verstört sind, wenn sie hier
ankommen. Es kam immer wieder vor, daß sie aus reiner Panik
Denholms Männer angegriffen haben
– weil sie glaubten, sie
wären mit dem Ungeheuer im Bunde, das ihr Schiff verschlungen
hatte. Es gab auf beiden Seiten Verletzte, manchmal auch Tote.
Also haben sie beschlossen, alle Neuankömmlinge sofort und mit
möglichst wenig

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