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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Serena bezeichnete ihn als weinerlich, weil er Schmerzen verspürte?!
»Schmerz ist etwas, was man abschalten kann, wenn es lästig
wird«, belehrte ihn Serena. »Man muß es nur wollen.«
Mike erwiderte vorsichtshalber nichts darauf. Die Unterschiede zwischen den Menschen und den Bewohnern des untergegangenen Atlantis schienen wohl größer zu sein, als er
bisher angenommen hatte.
»Halt still!« sagte Serena noch einmal. »Es hört gleich auf.«
Und dann geschah etwas ganz und gar Unheimliches.
Der
Schmerz in Mikes Händen erlosch auf einmal, und an seiner
Stelle machte sich ein Gefühl wohltuender Wärme breit. Mike
verspürte ein sachtes Kribbeln, als liefen hundert Ameisen in
Samtpantoffeln über seine
Handflächen – und als Serena die
Finger zurückzog und seine Hände freigab, waren die Wunden
verschwunden. Nur zwei dünne, rote Linien zeigten, wo sie vor
einer Sekunde gewesen waren.
Fassungslos hob Mike die Hände vor das Gesicht. Auch die
dünnen Narben verblaßten, und es vergingen nur noch Sekunden, und seine Hände sahen so unverletzt und gesund aus, als
wären sie niemals zerschnitten gewesen.
»Aber das ist doch… unmöglich!« flüsterte er. »Das ist Zauberei!«
Serena verzog geringschätzig die Lippen. »Das ist gar nichts«,
sagte sie. »So etwas kann bei uns jedes Kind. Bei euch etwa
nicht?«
Mike schüttelte den Kopf. Er war viel zu perplex, um
den
überheblichen Ton in Serenas Stimme wahrzunehmen. »Wie
hast du das gemacht?« flüsterte er. »Also das kann ich dir wirklich nicht erklären«, antwortete Serena, und ihr Blick schien
hinzuzufügen: Und du würdest es sowieso nicht verstehen. »Aber du… du…« stammelte Mike, blickte auf seine auf so
wunderbare Weise geheilten Hände hinunter und dann in Serenas Gesicht. Seit er vor nun mittlerweile mehr als einem halben Jahr England verlassen hatte, hatte er eine Menge Dinge
erlebt, die er zuvor nicht einmal im Traum für möglich gehalten hätte. Aber das hier, das war… ein Wunder. Ein anderes
Wort dafür gab es einfach nicht.
»Was für ein Unsinn«, sagte Serena verächtlich. »Fehlt dir
sonst noch etwas?«
»Nein«, sagte Mike und dachte daran, wie miserabel er
sich
noch immer fühlte – sein Kopf tat weh, und er war so schwach
und müde wie selten zuvor im Leben. Serena zog seufzend die
Augenbrauen zusammen, streckte den Arm aus und legte die
flache Hand auf seine Stirn. Das Gefühl war unbeschreiblich.
Serenas Hand war so kühl, und schon ihre erste, flüchtige Berührung reichte, um das taube Gefühl und den Schmerz hinter
seiner Stirn zu vertreiben. Nur einen Moment später konnte er
regelrecht spüren, wie ein Strom neuer, pulsierender Kraft
durch seinen Körper floß. Alle Müdigkeit war verschwunden,
und er fühlte sich von einer Sekunde auf die andere so kräftig
und frisch, als hätte er wochenlang geschlafen.
Ihm blieb nicht einmal die Zeit, sein Erstaunen darüber zu
äußern, da richtete sich Serena wieder auf,
blickte noch kurz
mit einem sonderbaren Ausdruck auf ihn herunter und drehte
sich dann ohne ein weiteres Wort herum und ging zur Tür. Erst
als sie die Hütte schon beinahe verlassen hatte, überwand Mike
seine Überraschung soweit, um sich mit einem Ruck aufzurichten und sie zurückzurufen. »Serena!«
Sie blieb tatsächlich stehen und drehte sich noch einmal um.
Aber sie tat es widerwillig, und auf ihrem Gesicht erschien ein
sehr ungeduldiger, beinahe schon ärgerlicher Ausdruck. »Was ist
denn noch?« fragte sie.
»Ich… ich dachte, du…« stammelte Mike. Serenas Verhalten
verwirrte ihn. »Warum willst du denn schon gehen?« fragte er.
»Ich habe getan, wozu ich gekommen bin«, antwortete Serena.
»Du hast mir geholfen, und ich habe dir jetzt geholfen. Ich
denke, wir sind quitt – oder?«
»Natürlich«, antwortete Mike hastig. »Ich dachte nur…
ich
meine…«
»Ja?« fragte Serena. Ihre Ungeduld war nun nicht mehr
zu
übersehen.
»Ich dachte, wir könnten miteinander reden«, murmelte Mike.
»Reden? Aber worüber denn?« Serena schürzte geringschätzig
die Lippen und schüttelte heftig den Kopf. »Es tut mir leid, aber
dafür habe ich jetzt wirklich keine Zeit. Wir sehen uns bestimmt später.«
Und damit ging sie, rasch und ohne ein weiteres Wort. Mike
blieb vollkommen verwirrt zurück. Er starrte die Tür an, und für
einen Moment mußte er mit aller Macht gegen die Tränen ankämpfen, die ihm in die Augen steigen wollten. Er war… ja, was
eigentlich? Enttäuscht?
Es gelang Mike

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