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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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plötzlich so leise sprach, daß die anderen seine Worte kaum verstehen konnten? »Serena ist wirklich ein bißchen – äh… schwierig. Und es macht uns alle nervös, daß sie unsere Gedanken lesen kann.«
»Das tut Astaroth auch«, antwortete Mike. Er wußte selbst,
wie albern dieser Vergleich war, und Trautman antwortete auch
prompt:
»Das ist ein Unterschied, meinst du nicht?«
»Warum? Weil er ein Tier ist?«
»Weil er nicht ganz so rücksichtslos ist wie seine Herrin«, erwiderte Trautman. »Und weil er Geheimnisse besser für sich
behalten kann. Und jetzt schlage ich vor, daß wir das Thema
wechseln, einverstanden? Früher oder später werden wir uns
schon an Serena gewöhnen.« Er machte eine Handbewegung,
mit der er das Thema endgültig für beendet erklärte, und Mike
akzeptierte dies. Er hatte das Gefühl, daß es im Moment vielleicht nicht gut war, zu sehr in Trautman zu dringen. Vielleicht
würde ihm das, was Trautman tatsächlich von Serena dachte,
nicht gefallen.
»Wie war es in der Stadt?« fragte er einsilbig.
»Interessant«, antwortete Trautman, und Ben sagte im
gleichen Augenblick: »Stadt? Daß ich nicht lache!«
Trautman überging den Einwurf. »Sie ist anders, als du sie dir
wahrscheinlich vorstellst«, sagte er. »Morgen früh gehen wir
wieder hinunter, und Denholm hat mir versprochen, daß du uns
dann begleiten darfst. Ich bin sicher, sie wird dir gefallen. Vor
allem ihre Menschen. Sie sind ein sehr freundliches Volk.«
»Ja«, maulte Ben. »Vor allem ein sehr gastfreundliches Volk.
Sie lieben Gäste so sehr, daß sie sie gar nicht wieder weglassen
wollen.«
»Ben, das reicht«, sagte Trautman. »Was ist eigentlich in dich
gefahren? Vor einer halben Stunde warst du noch bester Laune, und jetzt…«
»Da dachte ich auch noch, man könnte vernünftig mit diesem
verliebten Gockel reden«, antwortete Ben patzig und wies auf
Mike. »Aber das war wohl ein Irrtum.« Mike wollte auffahren,
aber Trautman trat mit einem raschen Schritt zwischen ihn und
Ben, ergriff Mike am Arm und zog ihn mit mehr oder weniger
sanfter Gewalt mit sich. Erst als sie die Hütte verlassen hatten,
ließ er ihn wieder los.
»Bitte, nimm es Ben nicht übel«, sagte er. »Er ist sehr enttäuscht, weißt du? Und das ist eben seine Art, damit fertig zu
werden. Du kennst ihn ja.«
»Enttäuscht?« wiederholte Mike fragend. »Wieso?«
Trautman schwieg einen Moment. Schließlich drehte er sich
herum und sah auf den Hafen herab. Sein Blick suchte die
NAUTILUS, und ein trauriger Ausdruck erschien auf seinem
Gesicht.
»Du hast mit Serena gesprochen?« fragte er. »Ich meine, über
unsere Lage hier?« »Nein«, gestand Mike.
Trautman lächelte bitter. »Ja, das habe ich mir gedacht.
Sie wollte nicht mit dir reden, stimmt’s?«
»Sie haben es auch gesagt«, antwortete Mike beinahe
verzweifelt. »Sie braucht bestimmt noch eine Weile, um sich hier
zurechtzufinden.«
Trautman warf ihm einen kurzen Blick zu und sah
dann
wieder auf den Hafen und die gefangene NAUTILUS hinab. »Hat
sie dir erzählt, daß einige sie hier wie eine Göttin verehren?«
fragte er.
»Nein«, antwortete Mike. Er erinnerte sich, wie die Piraten an
Bord der NAUTILUS vor dem Mädchen auf die Knie gesunken
waren.
»Sie tun es«, bestätigte Trautman, ohne ihn anzusehen. »Nicht
alle, aber viele. Denholm gehört übrigens nicht zu ihnen. Morgen, wenn wir die Stadt besuchen, wirst du verstehen, warum
das so ist.«
»Und was hat das mit Bens Enttäuschung zu tun?« fragte Mike.
»Na ja, da gibt es etwas über Serena, was du noch nicht weißt«,
sagte Trautman. Mike spürte, wie schwer es ihm fiel, weiterzusprechen. »Erinnerst du dich, was sie als erstes gesagt hat,
nachdem sie aufgewacht war?«
Mike schwieg. Er blickte Trautman an, und plötzlich
hatte
er ein sehr, sehr ungutes Gefühl.
»Was macht ihr auf meinem Schiff«, sagte Trautman. »Das
war es doch, nicht?«
»Ich… glaube schon«, antwortete Mike zögernd. »Das hat sie
nicht nur so dahingesagt«, sagte Trautman leise. »Siehst du, das
Problem ist, daß es nur einen einzigen Weg gibt, von hier jemals
wieder wegzukommen – und das ist die NAUTILUS.«
»Und wo ist das Problem?« fragte Mike. »Die Riesenqualle?«
»Nein«, antwortete Trautman. »Ich denke, mit der würden wir
schon irgendwie fertig. Das Problem ist Serena. So, wie es aussieht, scheint die NAUTILUS tatsächlich irgendwann einmal ihr gehört zu haben. Und sie ist wohl der Meinung, daß das
noch so ist.«
»Was soll das

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