Herren des Wetens
edelsteinbesetztes Wams in abscheulichem Gelb trug.
»Hat einer von Euch was über einen Beschluß wegen der Regentschaft gehört?« fragte der ausgemergelte Nadrak mit seiner schrillen Stimme. Drostas schon normalerweise vorstehende Augen drohten aus dem pockennarbigen Gesicht zu quellen. Er war sichtlich nervös.
»Nun, ich könnte mir vorstellen, daß Königin Porenn den jungen König beraten wird«, meinte Fulrach.
»Sie würden doch nie eine Frau als Regenten einsetzen«, sagte Drosta abfällig. »Ich kenne die Alorner, für die sind Frauen Unter-menschen!«
»Porenn ist nicht wie die meisten anderen Frauen«, gab der König von Sendarien zu bedenken. »Sie ist außerordentlich fähig!«
»Wie sollte eine Frau es denn fertigbringen, die Grenzen eines so gewaltigen Reiches wie Drasnien zu verteidigen?«
»Eure Überlegung geht von falschen Voraussetzungen aus, Eure Majestät«, berichtigte Korodullin den Nadraker ungewohnt barsch.
»Ohne alle Zweifel werden die anderen alornischen Könige sie unterstützen, und vor allem Belgarion von Riva wird alles zu ihrer Verteidigung tun. Ich glaube, kein Monarch wäre so töricht, sich gegen den Kaiser des Westens zu stellen.«
»Riva ist fern«, gab Drosta verkniffenen Blicks zu bedenken.
»So fern auch wieder nicht, Drosta«, entgegnete Fulrach. »Belgarion hat einen sehr langen Arm!«
»Welche Neuigkeiten habt Ihr aus dem Süden erfahren, Eure Majestät«, wechselte Korodullin das Thema.
Drosta gab einen unfeinen Laut von sich. »Kal Zakath watet in Murgoblut. Er hat Urgit ins westliche Gebirge getrieben und metzelt jeden Murgo nieder, der ihm in die Hände gerät. Ich hoffe ständig, daß jemand ihn mit einem Pfeil durchbohren wird, aber bei den Murgos kann man ja nicht rechnen, daß sie irgendwas richtig machen.«
»Habt Ihr an ein Bündnis mit König Gethell gedacht?« fragte Fulrach.
»Mit den Thulls? Das kann doch nicht Euer Ernst sein, Fulrach.
Ich würde mich nicht mit den Thulls belasten, selbst wenn ich mich den Malloreanern allein stellen müßte. Gethell hat solche Angst vor
'Zakath, daß er sich schon bei der Erwähnung seines Namens in die Hose macht. Nach der Schlacht von Thull Mardu drohte 'Zakath meinem thullischen Vetter, daß er Gethell kreuzigen würde, falls er sich noch einmal unbeliebt bei ihm machte. Wenn Kal Zakath sich entschließt, in den Norden zu ziehen, wird Gethell sich vermutlich unter den nächsten Misthaufen verkriechen.«
»'Zakath ist auch kein großer Freund von Euch, wie ich gehört habe«, meinte Korodullin.
Drosta lachte schrill, und es klang fast ein wenig hysterisch. »Er möchte mich über einem kleinen Feuer grillen und vielleicht auch noch Schuhe aus meiner Haut machen.«
»Es ist erstaunlich, daß ihr Angarakaner euch nicht schon vor Äonen gegenseitig ausgerottet habt.« Fulrach lächelte.
»Torak hat es uns verboten.« Drosta zuckte die Schultern. »Und er befahl seinen Grolims, jeden Ungehorsamen zu pfählen. Wir waren zwar nicht immer erfreut über Torak, aber wir taten stets, was er uns gebot. Nur Dummköpfe nicht – und sie erwiesen sich gewöhnlich bald als tote Dummköpfe.«
Am nächsten Tag traf Belgarath der Zauberer aus dem Osten ein, und König Rhodar von Drasnien wurde zur letzten Ruhe gebettet.
Die zierliche blonde Königin Porenn, ganz in Schwarz gewandet, stand während der Trauerfeier neben dem jungen König Kheva und Fürst Kheldar hinter den beiden. Seine Augen hatten einen seltsamen, fast gequälten Ausdruck, und Botschaft, der es bemerkte, erkannte, daß der kleine ehemalige Geheimdienstmann die zierliche Gemahlin seines Onkels seit Jahren liebte, und auch, daß Porenn, obgleich sie ihn mochte, seine Liebe nicht erwiderte. Die Staatstrauerfeier dauerte lange, wie das bei Staatsfeierlichkeiten üblich war.
Sowohl Königin Porenn wie ihr kleiner Sohn waren sehr bleich während der schier endlosen Ansprachen und Zeremonien, doch bewahrten sie die ganze Zeit ihre Haltung.
Unmittelbar anschließend an die Trauerfeier fand Khevas Krö-
nung statt, und der neue drasnische König verkündete mit kindli-cher, aber fester Stimme, daß seine Mutter ihn durch die bevorste-henden schwierigen Jahre leiten werde.
Am Ende dieser Zeremonie erhob sich Belgarion, König von Riva und Kaiser des Westens, und hielt eine kurze Rede vor dem versammelten Edelvolk. Er hieß Kheva in der Bruderschaft der regie-renden Monarchen willkommen, lobte seine Klugheit in der Wahl der Königinmutter zur Regentin, und
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