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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Anschein, als lächle Ran Borune.

11
    ieBeisetzung von Kaiser Ran Borune XXIII. aus der Dritten DBoruner Dynastie und die Staatstrauerfeier fanden drei Tage später im Tempel Nedras, des Löwengottes des Reiches, statt. Der Tempel war ein riesiger Marmorbau unweit des Kaiserpalastes.
    Unmittelbar hinter dem Altar befand sich ein Schrein aus purem, gehämmertem Gold mit einem Löwenkopf in der Mitte. Und vor dem Altar stand der einfache Marmorsarkophag von Ce'Nedras Vater.
    Man hatte den verstorbenen Kaiser bis zum Hals mit einem goldenen Tuch bedeckt. Die mit Säulen umringte innere Tempelhalle war schier zum Bersten gefüllt; denn kein Angehöriger der großen Familien war ferngeblieben. Doch waren sie nicht so sehr hierhergekommen, um Ran Borune die letzte Ehre zu erweisen, als um mit ihren kostbaren Gewändern und dem Geschmeide zu prunken, mit dem sie sich überladen hatten.
    Garion und Ce'Nedra, beide in Trauergewandung, saßen wäh-
    rend der Trauerreden neben General Varana in der vordersten Bankreihe. Die tolnedrische Politik erforderte es, daß von jeder der großen Familien ein Angehöriger eine Rede hielt. Garion vermutete, daß sämtliche Reden schon seit langem vorbereitet waren. Alle waren sehr blumig und ermüdend, und jede lief auf das eine hinaus, daß das Reich weiterlebte, auch wenn Ran Borune nicht mehr war.
    Und die meisten Sprecher drückten das auch sehr selbstgefällig aus.
    Nachdem die Trauerreden endlich zu Ende waren, erhob sich der Hohepriester Nedras – ein schwitzender, dicker Mann mit sinnli-chen Lippen. Er trat vor den Altar und hielt nun seine Ansprache. Er griff die Ereignisse in Ran Borunes Leben auf und betonte die Vorteile von Reichtum und dessen weiser Verwaltung. Zunächst war Garion schockiert über die Wahl dieses Themas, doch die gerührten Gesichter der Trauergäste verrieten ihm, daß gerade eine Predigt über Geld bei Tolnedrern ungeteilte Aufmerksamkeit weckte und daß der Hohepriester eben durch diese Wahl seines Themas viel Lobendes über Ce'Nedras Vater einstreuen konnte.
    Als auch diese letzte Rede schließlich vorüber war, wurde der kleine Kaiser neben seiner Gemahlin beigesetzt – unter einer Mar-morplatte im Boruneteil der Katakomben unter dem Tempel. Die sogenannten Trauergäste begaben sich daraufhin in die Haupthalle des Tempels, um den Angehörigen des Dahingeschiedenen zu kon-dolieren. Ce'Nedra hielt sich gut, obgleich sie sehr bleich war. Einmal schwankte sie, und Garion griff rasch nach ihr, um sie zu stützen.
    »Rühr mich nicht an!« zischte sie leise und schob ihr Kinn vor.
    »Was?« fragte Garion verblüfft.
    »Wir dürfen in Anwesenheit unserer Feinde keine Spur von Schwäche zeigen. Ich werde nicht zur Freude der Honeths oder Horbits oder Vordues zusammenbrechen. Mein Vater würde wü-
    tend aus dem Grab steigen, wenn ich es täte.«
    Die lange Reihe der Edlen aller großen Häuser trat mit wortrei-chen und spürbar unehrlichen Beileidsbekundungen vor die zierliche, schwarzgewandete rivanische Königin. Garion fand das kaum verhohlene Grinsen und die spitzen Bemerkungen abscheulich. Von Sekunde zu Sekunde wurde sein Gesicht finsterer. Seine drohende Gegenwart dämpfte nach und nach die Schadenfreude der Großherzöge sowie ihrer Damen und Gefolgsleute. Die Tolnedrer hatten in der Tat Angst vor diesem hochgewachsenen Alorner Monarchen, der scheinbar aus dem Nichts gekommen war, den rivanischen Thron bestiegen hatte und nun unerschüttert seinen Weg ging. So manche, die auf Ce'Nedra zugingen, um ihre von giftigen Bemerkungen durchzogenen Beileidsworte auszusprechen, zögerten unter seinem grimmigen Blick und kaltem Gesicht und unterließen ihre Anzüglichkeiten.
    Schließlich ekelte Garion das Ganze so sehr an, daß ihn seine ta-dellosen sendarischen Manieren verließen. Er legte fest die Hand auf den Ellbogen seiner Gemahlin und sagte mit so deutlicher, lauter Stimme, daß sie im ganzen Tempel gehört werden konnte: »Wir gehen jetzt! Die Luft hier hat einen ausgesprochen ranzigen Geruch angenommen.«
    Ce'Nedra warf ihm einen erschrockenen Blick zu, doch dann hob sie das Kinn auf majestätischste Weise, legte die Hand leicht auf seinen Arm und schritt mit ihm zu der gewaltigen bronzenen Flü-
    geltür. Die Stille war fast greifbar, als sie gemessenen Schrittes durch die Menge gingen, die eine weite Gasse für sie öffnete.
    »Das hast du großartig gemacht, Liebling«, lobte ihn Ce'Nedra warm, als sie in der vergoldeten Kutsche des Kaisers zurück

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