Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
zum Palast fuhren.
    »Ich hielt es für das beste«, antwortete er. »Ich hatte den Punkt erreicht, da ich etwas Spitzes sagen oder sie alle in Kröten verwandeln mußte.«
    »Welch eine bezaubernde Vorstellung!« rief sie. »Wir könnten noch umkehren, wenn du möchtest.«
    Als Varana etwa eine Stunde später in den Palast zurückkehrte, freute er sich diebisch. »Belgarion«, sagte er mit breitem Grinsen,
    »Ihr seid ein großartiger junger Mann, wißt Ihr das? Ihr habt so gut wie die gesamten Edlen von Nordtolnedra tödlich beleidigt, hauptsächlich mit einem Wort.«
    »Welchem?«
    »Ranzig.«
    »Das tut mir leid.«
    »Gar nicht nötig. Nichts könnte sie besser beschreiben.«
    »Aber es war etwas zu grob.«
    »Nicht unter den Umständen. Damit gelang es Euch allerdings, Euch eine beachtliche Menge Feinde fürs ganze Leben zu schaffen.«
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, entgegnete Garion säuerlich.
    »In ein paar Jahren werde ich wohl Feinde in jedem Winkel der Welt haben.«
    »Wenn ein König sich keine Feinde macht, regiert er nicht richtig, Belgarion. Jeder Esel kann sich durchs Leben schummeln, ohne jemanden zu beleidigen.«
    »Danke!«
    Es hatte so allerhand Mutmaßungen über den Kurs gegeben, den Varana nach dem Tod Ran Borunes einschlagen würde, und viel Unsicherheit. Seine ›Adoption‹ durch den Kaiser war zweifellos ein Behelf ohne viel gesetzlichen Rückhalt gewesen. Die Thronkandida-ten, von der Gier nach der Kaiserkrone geblendet, hatten sich einge-redet, daß er nur als eine Art Reichsverweser anzusehen war, bis die Thronfolge auf die übliche Weise geregelt war.
    Die Sache blieb ungeklärt – bis zu Varanas offizieller Krönung zwei Tage nach Ran Borunes Beisetzung. Die hämische Freude der Thronanwärter war fast greifbar, als der General in seiner Uniform, anstatt im traditionellen Goldumhang, den nur der Kaiser tragen durfte, zum Tempel humpelte. Offenbar nahm dieser Mann seine Erhebung nicht ernst. Es mochte zwar eine beachtliche Summe kosten, ihn zu bestechen, doch der Weg zum Kaiserpalast war noch offen. Das Grinsen wurde breit, als Varana in seinem mit Gold ein-gelegten Harnisch auf den Altar zuhinkte.
    Der fette Hohepriester beugte sich zu einem kurzen, geflüsterten Wortwechsel vor, und sein Gesicht wurde kreidebleich. Heftig zitternd öffnete er die Truhe aus Gold und Kristall auf dem Altar und hob die mit Edelsteinen besteckte Kaiserkrone heraus. Varanas kurzgeschnittenes Haar wurde gesalbt, und der Hohepriester hob die Krone mit bebenden Händen. »Ich kröne Euch«, begann er mit einer Stimme, die vor Furcht fast quiekte, »ich kröne Euch zum Kaiser Ran Borune XXIV. Herrscher über Tolnedra.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis die Bedeutung ins Bewußtsein drang. Dann, als die tolnedrischen Edlen erkannten, was die Wahl dieses Kaisernamens besagte – Varana drückte damit unmißverständlich aus, daß er beabsichtigte, den Thron für sich zu behalten –, erklangen Empörungsrufe. Sie verstummten jedoch rasch, denn die tolnedrischen Legionäre, die sich ruhig hinter den Säulenreihen rings um die Tempelhalle aufgestellt hatten, zogen rasselnd ihre Schwerter. Sie hoben sie zum Salut.
    »Heil Ran Borune!« donnerten sie. »Heil Kaiser von Tolnedra!«
    Und das war es dann.
    Als Garion, Ce'Nedra und der neugekrönte Kaiser im goldenen Licht Dutzender von Kerzen im kaiserlichen Privatgemach beisam-mensaßen, sagte Varana: »Überraschung ist in der Politik so wichtig wie in der militärischen Taktik, Belgarion. Wenn der Gegner nicht weiß, was man vorhat, kann er keine Gegenmaßnahmen ergreifen.«
    Nun trug der General das Goldgewand des Kaisers.
    »Klingt sehr weise.« Garion nippte an dem tolnedrischen Wein in seinem Kelch. »Dadurch, daß Ihr Euren Harnisch statt des Kai-serumhangs getragen habt, blieben sie bis zuletzt im dunkeln.«
    »Das tat ich auch aus einem ganz anderen Grund.« Varana lachte.
    »Viele dieser jungen Edlen haben eine militärische Ausbildung genossen, und wir bringen unseren Legionären bei, Messer zu werfen.
    Da ihnen mein Rücken zugewandt war, zog ich es vor, eine gute, dicke Lage Stahl zwischen meinen Schulterblättern zu haben.«
    »Tolnedrische Politik ist recht nervenaufreibend, nicht wahr?«
    Varana nickte. »Aber sie macht auch Spaß.«
    »Ihr habt offenbar eine ausgefallene Vorstellung von Spaß. Auch ich sollte so einige Male als Zielscheibe für Dolche dienen, aber fand das gar nicht erheiternd.«
    »Wir Anadiler hatten immer schon einen

Weitere Kostenlose Bücher