Herren des Wetens
der Alte sich. »Fummle nie wieder mit dem Wetter herum, Garion – nicht, ehe du zumindest ein tausendjähriges Studium hinter dir hast!«
»Tausend Jahre!«
»Wenigstens! In deinem Fall vielleicht zweitausend. Du hast offenbar dieses ganz besondere Talent, am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein.«
»Ich werde es ganz bestimmt nie wieder tun, Großvater«, versprach Garion erschüttert. Er schauderte bei dem Gedanken, daß sich Eismauern unaufhaltsam über die Welt schieben könnten.
Belgarath bedachte ihn mit einem langen, finsteren Blick und verstummte. Später, als er sein seelisches Gleichgewicht wiedergefun-den hatte, machte er es sich in einem Sessel am Kamin bequem und griff nach dem Bierkrug. Garion kannte seinen Großvater gut genug, darum hatte er, gleich nachdem der erste Sturm vorüber war, nach Bier geschickt; denn er wußte, daß Bier den alten Mann immer in weiche Stimmung versetzte. »Was machen deine Studien, Junge«, fragte der Zauberer schließlich.
»Ich war arg in Zeitnot, Großvater«, antwortete Garion schuldbewußt.
Belgarath blickte ihn lange und kalt an. Deutlich sah Garion, wie sich rote Flecken an seinem Hals bildeten, ein sicheres Zeichen, daß des alten Mannes Temperatur wieder stieg.
»Tut mir leid, Großvater«, entschuldigte er sich rasch. »Von jetzt an nehme ich mir Zeit dafür.«
Belgaraths Augen weiteten sich leicht. »Lieber nicht«, sagte er rasch. »Du hast mit dem Wetter schon genug angestellt. Wenn du auch noch mit der Zeit anfängst, können nicht einmal die Götter vorhersehen, wozu es führt.«
»So meinte ich es nicht, Großvater.«
»Dann sag gefällig, was du meinst. Hier ist nicht der richtige Ort für Mißverständnisse, weißt du?« Er wandte seine Aufmerksamkeit Botschaft zu. »Was machst du denn hier, Junge?«
»Durnik und Polgara sind hier«, antwortete Botschaft. »Sie nahmen mich mit.«
»Polgara ist hier?« sagte Belgarath überrascht.
»Ich bat sie zu kommen«, erklärte Garion. »Da ist ein kleines Problem, das sie für mich löst – zumindest hoffe ich, daß sie es tut. Sie benimmt sich reichlich geheimnisvoll.«
»Sie dramatisiert manches. Was ist das für ein Problem?«
»Uh…« Garion blickte auf Botschaft, der die beiden mit höflichem Interesse beobachtete. Garion errötete leicht. »Es – uh – hat mit dem
– uh – rivanischen Thronerben zu tun«, erklärte er verlegen.
»Wo steckt da das Problem?« fragte Belgarath verwundert. »Du bist der rivanische Thronerbe.«
»Nein, ich meine den nächsten.«
»Ich sehe immer noch kein Problem.«
»Großvater, es gibt keinen – zumindest noch nicht.«
»Es gibt keinen? Junge, was soll das?«
»Schon gut«, murmelte Garion und gab auf.
Als sich endlich der Frühling einstellte, galt Polgaras Aufmerksamkeit hauptsächlich den zwei ineinanderverschlungenen Eichen. Mindestens ein dutzendmal am Tag studierte sie eingehend jeden Zweig nach Anzeichen von Knospen. Als die Zweigspitzen endlich anzuschwellen begannen, war ihre zufriedene Miene unverkennbar. Wieder begannen sie und die zwei jungen Frauen, Ce'Nedra und Xera, sich mit dem Garten zu beschäftigen. Garion fand diesen botanischen Zeitvertreib etwas erstaunlich, ja er ärgerte sich sogar ein bißchen darüber. Schließlich hatte er Tante Pol eines ernst-hafteren Problems wegen nach Riva gebeten.
Als das Wetter versprach, zumindest eine Weile schön zu bleiben, kehrte Xera zum Wald der Dryaden zurück. Bald danach erklärte Tante Pol, daß auch sie, Durnik und Botschaft in Kürze heimkehren würden. »Wir nehmen Vater mit«, sagte sie mit einem mißbilligenden Blick auf den alten Zauberer, der Bier trank und die tief errö-
tende Lady Arell, Brands Nichte, neckte.
»Tante Pol!« rief Garion. »Was ist mit der kleinen – öh – Schwierigkeit, die Ce'Nedra und ich haben?«
»Was ist damit, Liebes?«
»Wolltest du nicht etwas dagegen unternehmen?«
»Das habe ich, Garion«, antwortete sie ruhig.
»Tante Pol, du hast fast die ganze Zeit im Garten verbracht!«
»Ja, Liebes, natürlich.«
Noch Wochen, nachdem sie aufgebrochen waren, grübelte Garion über das Ganze nach. Er fragte sich sogar, ob er das Problem vielleicht nicht richtig erklärt oder ob Tante Pol ihn etwa mißverstanden hatte.
Als alles grünte und blühte, begann Ce'Nedra sich eigenartig zu benehmen. Häufig sah Garion sie in ihrem Garten sitzen und mit seltsamer, fast zärtlicher Miene ihre Eichen betrachten. Und häufig verließ sie die Zitadelle und
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