Herren des Wetens
lieblichen Wein«, bot Ce'Nedra Silk an und trat an ein Schränkchen aus dunklem, glänzendem Holz. »Wir versuchen Garion von Bier fernzuhalten.«
Silk hob eine Braue.
»Er neigt bedauerlicherweise dazu, singen zu wollen, wenn er Bier getrunken hat«, erklärte die Königin. »Diesen Ohrenschmaus möch-te ich dir wirklich nicht zumuten.«
»Schon gut«, brummte Garion.
»Es ist nicht so sehr seine Stimme«, fuhr Ce'Nedra unerbittlich fort, »sondern die Art und Weise, wie er nach den richtigen Tönen sucht – ohne sie zu finden.«
»Stört es dich wirklich?« fragte Garion sie.
Sie lachte hell und füllte zwei Silberkelche mit einem blutroten, tolnedrischen Wein.
»Trinkst du nicht mit uns?« wunderte sich Silk.
Sie schnitt ein Gesicht. »Der Erbe des rivanischen Throns hält nicht viel von Wein.« Sie legte eine Hand auf der schwellenden Bauch. »Oder vielleicht hat er ihn zu gern. Jedenfalls fängt er zu trampeln an, wenn ich mir einen Schluck genehmige, und ich möch-te nicht, daß er mir zu viele Rippen bricht.«
»Ah!« sagte Silk nur.
Sie brachte die Kelche zum Tisch und stellte sie ab, »Wenn die Herren mich entschuldigen würden? Es ist Zeit für mein Bad.«
»Ihr Steckenpferd«, sagte Garion. »Sie verbringt jeden Nachmittag mindestens zwei Stunden im Damenbad -selbst wenn sie nicht schmutzig ist.«
Ce'Nedra zuckte die Schultern. »Es entspannt meinen Rücken. Ich spüre die Last in letzter Zeit.« Wieder legte sie die Hand auf den Bauch. »Und sie wird von Tag zu Tag größer.«
»Ich bin froh, daß Frauen die Kinder kriegen«, sagte Silk. »Ich bin sicher, daß ich nicht die Kraft dazu hätte.«
»Du bist ein ganz gemeiner, kleiner Mann, Kheldar« rügte sie ihn.
»Das ist dir doch nicht neu, oder?« entgegnete er grinsend.
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick und ging, um La-dy Arell zu suchen, die sie gewöhnlich ins Bad begleitete.
»Sie sieht blendend aus«, stellte Silk fest. »Und sie ist keineswegs so schlecht gelaunt, wie ich erwartet hätte.«
»Du hättest vor ein paar Monaten hier sein sollen!«
»War es schlimm?«
»Das kannst du dir gar nicht vorstellen.«
»In ihrem Zustand sind andere auch nicht besser – habe ich ge-hört.«
»Was hast du in letzter Zeit gemacht?« Garion lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Wir haben so gut wie nichts von dir und über dich gehört.«
»Ich war in Mallorea«, antwortete Silk und nippte am Wein. »Der Pelzhandel ist nicht mehr so interessant, und Yarblek schafft ihn auch ohne mich. Wir dachten, wir könnten viel mehr mit Seide, Teppichen und ungeschliffenen Edelsteinen aus Mallorea verdienen, deshalb sah ich mich dort um.«
»Ist es in Mallorea nicht etwas gefährlich für einen Kaufherrn aus dem Westen?«
Silk zuckte die Schultern. »Nicht gefährlicher als in Rak Goska –
oder in Tol Honeth. Ich habe mein ganzes Leben an gefährlichen Orten verbracht, Garion.«
»Könntest du die gewünschte Ware nicht einfach in Yar Marak oder Thull Zelik kaufen, wenn malloreanische Schiffe dort anlegen?«
»An der Quelle sind die Preise niedriger. Jedesmal wenn Ware durch eine weitere Hand geht, verdoppelt sich der Preis.«
»Daran habe ich nicht gedacht.« Garion beneidete seinen Freund um die Freiheit, die es ihm ermöglichte, überall auf der Welt herum-zureisen, wann immer er wollte. »Wie ist Mallorea wirklich?« fragte er ihn. »Wir hören Geschichten darüber, aber meistens sind sie genau das und nicht mehr.«
»Es ist dort zur Zeit sehr unruhig«, antwortete Silk ernst. »Kal Zakath ist unterwegs in seinem Krieg gegen die Murgos, und der Tod Toraks hat die Grolims sehr mitgenommen. Die Malloreaner wurden immer entweder direkt von Mal Zeth oder Mal Yaska geführt –
dem Kaiser oder der Kirche –, doch jetzt herrscht anscheinend niemand. Die Regierungsbürokratie bemüht sich, sie zusammenzuhalten, aber die Malloreaner brauchen eine starke Hand, und die haben sie gegenwärtig nicht. Es kommt zu den unmöglichsten Dingen – Rebellionen, neuen Religionen und dergleichen.«
Garion fiel etwas ein. »Hast du vielleicht zufällig den Namen Zandramas gehört?«
Silk blickte ihn scharf an. »Merkwürdig, daß du das fragst. Als ich kurz vor Rhodars Tod in Boktor war, unterhielt ich mich mit Javelin.
Botschaft war ebenfalls dabei und er stellte Javelin die gleiche Frage.
Javelin erklärte ihm, daß es ein darshivischer Name ist und das alles sei, was er darüber wüßte. Als ich nach Mallorea zurückkehrte, erkundigte
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