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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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an einem Ort stattfinden, den es nicht mehr gab? Und was bedeutete hier das Wort ›Wahl‹? Welche Wahl?
    Wahl zwischen was?
    Er fluchte und las das Ganze noch einmal. Wieder verspürte er die eigenartige Müdigkeit, als sein Auge den Klecks erreichte. Auch diesmal las er schulterzuckend weiter. Was immer dieses Wort unter dem Klecks sein mochte, es war ohne Zweifel nur eines, und ein einzelnes Wort konnte nicht so wichtig sein! Gereizt schob er die Schriftrolle zur Seite und dachte über die Widersprüchlichkeit nach.
    Die erstbeste Erklärung, die sich ihm aufdrängte war, daß diese Stelle, wie so viele andere, eine war, wo der Wahnsinn von dem Mrin-Propheten Besitz ergriffen hatte. Eine zweite Möglichkeit wäre, daß der Schreiber, der das Schriftstück abgeschrieben hatte, versehentlich ein oder zwei Zeilen übersprungen hatte. Garion erinnerte sich, daß ihm das selbst einmal passiert war, und daß dadurch eine völlig harmlose Rede, die er halten wollte, zur unmißverständlichen Proklamation geworden wäre, mit der er seine Absicht kundtat, sich zum militärischen Diktator über alle Reiche diesseits des Ostkliffs zu ernennen. Als er beim Durchlesen darüber gestolpert war, hatte er die Anstoß erregenden Zeilen nicht bloß unlesbar gemacht, sondern das Blatt verbrannt, um sicherzugehen, daß niemand es je zu Gesicht bekam.
    Er stand auf und streckte sich, um seine verspannten Muskeln zu dehnen. Dann trat er an das mit einem Ziergitter versehene Fenster der Bibliothek. Der Herbsthimmel schimmerte in kühlem Blau. In den vergangenen Wochen waren die Nächte bereits recht kalt und die höheren Berge bei Sonnenaufgang mit Reif überzogen gewesen.
    Tagsüber war es sonnig und warm. Er warf einen Blick auf die Stellung der Sonne, um die Tageszeit abzuschätzen. Er hatte versprochen, sich mittags mit Graf Valgon, dem tolnedrischen Botschafter, zu treffen, und er wollte sich nicht verspäten. Tante Pol hatte immer gesagt, Pünktlichkeit sei die Höflichkeit der Könige, und Garion bemühte sich stets, diese Höflichkeit walten zu lassen.
    Er drehte sich zum Tisch um und rollte die beiden Schriftstücke geistesabwesend wieder zusammen. Seine Gedanken beschäftigten sich immer noch mit den widersprüchlichen Stellen. Dann blies er die Kerze aus und verließ die Bibliothek, die er zusperrte.
    Valgon war anstrengend wie immer. Garion hatte das Gefühl, daß Tolnedrer von Natur aus pompös waren und sie deshalb nichts oh-ne umständliche Ausschmückung sagen konnten. Das heutige Gespräch ging um die ›Priorität‹ des Löschens von Kauffahrtschiffen im Hafen von Riva. Valgon schien ganz vernarrt in das Wort ›Priorität‹ zu sein und fand eine Möglichkeit, es während ihrer Unterhaltung in jeden zweiten Satz einzufügen. Das Wesentliche seiner weitschweifigen Rede war eine Bitte – oder schon eher Forderung –, daß tolnedrische Kauffahrer immer den Vorrang über andere im etwas engen Hafen von Riva haben sollten.
    »Mein teurer Valgon«, begann Garion und überlegte noch eine diplomatische Formulierung für seine Ablehnung. »Ich glaube, daß diese Angelegenheit…« Er unterbrach sich, als die gewaltigen Flügel der Saaltür aufschwangen.
    Einer der zwei hochgewachsenen Gardisten, die stets Wache vor dem Thronsaal standen, wenn sich Garion darin aufhielt, räusperte sich und meldete mit einer Stimme, die man vermutlich noch auf der anderen Inselseite hören konnte: »Ihre Majestät Königin Ce'Nedra von Riva, Kaiserliche Prinzessin des Tolnedrischen Reiches, Be-fehlshaberin der Streitkräfte des Westens und geliebte Gemahlin seiner Majestät Belgarion von Riva, Gottbezwinger, Herr des Westmeers und Kaiser des Westens!«
    Gemessen betrat Ce'Nedra den Saal unmittelbar hinter dem Gardisten, trotz ihrer Zierlichkeit nicht unter dem Gewicht all dieser Titel gebeugt. Sie trug ein leuchtend grünes Samtgewand, das unterhalb des Mieders gerafft war, um ihren anschwellenden Bauch zu vertuschen. Ihre Augen blitzten spitzbübisch.
    Valgon drehte sich um und machte einen Kratzfuß.
    Ce'Nedra tupfte auf des Gardisten Arm, dann stellte sie sich auf Zehenspitzen und flüsterte ihm etwas zu. Der Posten nickte, wandte sich wieder dem Thron zu und räusperte sich erneut. »Seine Königliche Hoheit, Fürst Kheldar von Drasnien, Neffe des seligen König Rhodars und Vetter König Khevas, des Herrschers über die Sumpflande des Nordens!«
    Erstaunt richtete sich Garion auf dem Thron auf.
    Silk machte einen großen Auftritt. Er

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