Herren des Wetens
glaube, wir möchten nicht, daß sie sich gegenseitig abschlachten.«
Garion nickte. »Schickt mir die beiden gleich am…«
Das Medaillon, das er immer trug, zuckte merkwürdig, und er unterbrach sich abrupt, erschreckt durch das Beben an seiner Brust.
Es wurde schier unerträglich heiß, und ein seltsames Summen erklang in seinen Ohren.
»Was hast du, Garion?« Silk musterte ihn erstaunt.
Garion hob Schweigen heischend die Hand, während er zu er-gründen versuchte, von woher das Summen kam. Dann hüpfte das Amulett einmal auf und es fühlte sich fast wie ein Schlag auf seiner Brust an. Das Summen verstummte und er vernahm Ce'Nedras Ruf: Garion! Hilf mir!
Er sprang auf. Brand und Silk starrten ihn an. »Ce’Nedra!« brüllte er. »Wo bist du?«
Hilf mir, Garion! Im Bad!
»Schnell!« rief Garion den anderen zu. »Ce'Nedra braucht uns –
im Frauenbad!« Im Laufen griff er nach seinem Schwert, das in der Scheide in einer Ecke lehnte.
»Was ist los?« fragte Silk und rannte neben ihm den Korridor entlang.
»Weiß ich nicht«, antwortete Garion. »Sie hat um Hilfe gerufen.«
Er schüttelte das Schwert, um es im Laufen aus der Hülle zu befreien. »Irgendwas geht unten im Bad vor!«
Die vielen von Fackeln beleuchteten Treppen zum Bad im Unter-geschoß der Zitadelle erschienen ihnen endlos. Garion nahm drei, vier Stufen auf einmal, Silk und Brand folgten ihm dichtauf. Erschrockene Diener und Höflinge sprangen rasch zur Seite, als sie mit gezückten Schwertern und grimmigen Gesichtern hinunterstürmten.
Die schwere Tür zum Frauenbad am Fuß der Treppe war von innen verschlossen. Ohne lange zu überlegen, richtete Garion seinen Willen darauf und befahl: »Spring auf!« Schon hob sich die eisenbe-schlagene Tür aus den Angeln und fiel nach innen.
Ein grauenvoller Anblick bot sich ihnen. Lady Arell lag verkrümmt am Fliesenboden; ein Dolchgriff ragte zwischen den Schulterblättern aus ihrem Rücken. In der Mitte des dampfenden Beckens drückte eine große, knochige Frau in schwarzem Umhang etwas unter das Wasser – etwas, das sich schwach wehrte –, und auf der Oberfläche, über der sich wehrenden Gestalt, schwamm etwas wie ein Fächer aus kupferfarbenem Haar.
»Ce'Nedra!« brüllte Garion. Mit erhobenem Schwert sprang er in das Becken.
Die schwarzgewandete Frau blickte ihn erschrocken an und floh durch das aufwallende Wasser vor dem grimmigen König.
Ce'Nedras zierlicher Körper hob sich schlaff an die Oberfläche und trieb mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Mit einem Schrek-kensschrei ließ Garion sein Schwert fallen und plagte sich durch das hüfthohe, warme Wasser. Er streckte die Arme nach Ce'Nedra aus, die nicht weit vor seinen Fingern trieb.
Brüllend vor Wut rannte Brand mit erhobenem Schwert um das Becken herum, um die große Frau zu verfolgen, die durch eine schmale Tür am hinteren Ende des Bades floh. Doch Silk war schneller als er und raste mit einem langen Dolch in der Hand hinter der Fliehenden her.
Garion hob seine viel zu stille Frau auf die Arme und watete aus dem Becken. Entsetzt wurde ihm bewußt, daß sie nicht atmete.
»Was kann ich tun?« rief er verzweifelt. »Tante Pol, was kann ich tun?« Doch Polgara war nicht hier. Er legte Ce'Nedra auf den Boden. Sie war völlig reglos, ihr Gesicht von erschreckendem, fahlem Blaugrau, und nicht ein Hauch von Atem entrang sich ihr.
»So helft mir doch!« schrie Garion. Er nahm die zierliche, leblose Gestalt in die Arme und drückte sie an sich.
Etwas pochte laut an seiner Brust. Er blickte in das stille Gesicht seiner Frau und suchte verzweifelt nach einem Zeichen von Leben.
Doch Ce'Nedra rührte sich nicht und blieb völlig schlaff.
Wieder drückte er sie an sich, und wieder hörte er das laute Pochen, das sich fast wie ein Schlag auf seine Brust anfühlte. Er hielt Ce'Nedra ein wenig von sich und suchte mit tränengefüllten Augen nach dem Ursprung des merkwürdigen Pochens. Das flackernde Licht einer Fackel an der Marmorwand in der Nähe schien auf dem glänzenden Silber des Amuletts an ihrem Hals zu tanzen. Könnte es das gewesen sein…? Er legte die zitternden Finger um das Amulett und spürte einen prickelnden Schlag. Erschrocken zog er die Hand zurück, doch dann schloß er sie rasch um das Amulett. Jetzt spürte er, daß es wie ein Herz pochte, doch mit unregelmäßigem, allmählich nachlassendem Schlag.
»Ce'Nedra!« sagte er scharf. »Du mußt aufwachen. Bitte stirb nicht, Ce'Nedra.« Doch seine Frau rührte sich
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