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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Panorama von Burg Falkenhof unter ihr liegen, tiefe Klüfte, bis an den Rand mit Wald
bedeckt, und weit entfernt ein schimmerndes weißes Bauwerk, von dem sie wußte, daß es der Hali-Turm am Ufer des Sees war… ob ihr Bruder in diesem Augenblick dort weilte? Und dann war sie wieder allein, vor Kälte zitternd auf dem hohen Felsen. Vom langen Starren ins Licht flimmerte es ihr vor den
Augen, und der Falke war fort.
Sie kehrte in den Stall zurück und streckte die Hand bereits
nach dem zweiten Vogel aus. Doch da traf sich der Blick des
Falkenweibchens mit dem ihren, und in dieser Sekunde überkam sie ein starkes und berauschendes Wissen: Die hier kann
ich zähmen, ich brauche sie nicht freizulassen, ich kann mit ihr
fertig werden.
Das Fieber, das seinen Einzug in die Burg gehalten und Davin
befallen hatte, war beinahe ihr Freund. An einem gewöhnlichen Tag hätte Romilly Pflichten und Unterricht gehabt. Heute jedoch war die Erzieherin, die sie mit ihrer jüngeren Schwester Mallina teilte, ebenfalls von dem Fieber angehaucht. Sie
fröstelte im Schulzimmer am Feuer und hatte Romilly die
Erlaubnis gegeben, zu den Ställen zu gehen und auszureiten.
Sie könne sich auch mit ihrem Buch oder ihrer Handarbeit ins
Gewächshaus hoch oben in der Burg setzen und unter den
Blättern und Blüten lernen – das Licht tat Domna Calindas
Augen immer noch weh. Die alte Gwennis, Romillys Kinderfrau, als sie und ihre Schwester noch klein waren, hatte mit
Mallina zu tun, die zu Bett lag, wenn auch nicht gefährlich
krank. Und Lady Luciella, ihre Stiefmutter, wich nicht von der
Seite des neunjährigen Rael, denn er hatte das Fieber in seiner
schlimmsten Form, litt unter entkräftenden Schweißausbrü
chen und konnte nicht schlucken.
So hatte Romilly sich selbst einen herrlichen Tag der Freiheit in
Ställen und Falkenhaus versprochen. Ob Domna Calinda wirklich so dumm war, daß sie glaubte, Romilly würde einen unterrichtsfreien Tag mit einem blöden Lehrbuch oder einer Handarbeit verbringen? Aber sie hatte Davin auch fieberkrank gefunden, und er war froh, daß sie kam. Sein Lehrling war noch
zu ungeschickt, um den unabgetragenen Vögeln in die Nähe zu
kommen. Deshalb hatte er Romilly befohlen, sie beide freizulassen. Und sie hatte zunächst einmal gehorcht.
Aber dieser Falke gehörte ihr! Auch wenn er wütend und
schlechtgelaunt auf seinem Block saß, die roten Augen verschleiert vor Zorn und Entsetzen, bei der geringsten Annäherung wild mit den Flügeln schlug – er gehörte ihr, und früher
oder später erkannte er das Band zwischen ihnen bestimmt.
Romilly wußte jedoch, daß es weder schnell noch leicht gehen
würde. Sie hatte schon Nestlinge aufgezogen – junge Vögel, im
Falkenhaus ausgebrütet oder noch hilflos gefangen, bevor ihnen Federn wuchsen –, sie daran gewöhnt, Atzung von einer
Hand oder einem Handschuh zu nehmen. Aber dieser Falke
hatte zu fliegen, zu jagen und sich in der Wildnis selbst zu
versorgen gelernt. Das waren bessere Jäger als in der Gefangenschaft groß gewordene Vögel, doch schwerer zu zähmen.
Etwa zwei von fünfen verhungerten lieber, bevor sie Atzung
annahmen. Romilly mochte gar nicht daran denken, daß dies
auch ihrem Falken passieren könne. Irgendwie würde, mußte
sie den Abgrund zwischen ihnen überbrücken.
Der Falke peitschte von neuem die Luft mit den Flügeln. Romilly kämpfte darum, sie selbst zu bleiben, sich nicht in die
Panik und Wut des Vogels hineinziehen zu lassen. Gleichzeitig
versuchte sie, Wellen der Ruhe auszusenden. Ich will dir nicht
weh tun, Schöne. Sieh, hier ist Essen. Das Falkenweibchen
ignorierte das Signal und tobte weiter. Romilly fiel es schwer,
nicht ängstlich zurückzuweichen, sich nicht von den anbrandenden Wogen der Angst und des Entsetzens überfluten zu
lassen, die von dem gefesselten Vogel ausgingen.
Diesmal hatte das Flügelschlagen doch schneller als vorher
aufgehört? Der Falke ermüdete. Wurde er schwächer, würde er
sich den Weg in Erschöpfung und Tod erkämpfen, bevor er
bereit war, sich zu ergeben und von dem Handschuh zu kröpfen? Romilly wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war. Aber als
der Falke sich beruhigte und ihre Gedanken sich klärten, so daß
sie von neuem wußte, sie war Romilly und nicht der in Raserei
versetzte Vogel, fand sie ihren Atem wieder. Für einen Augenblick ließ sie den Handschuh von der Hand gleiten. Ihr war, als
würden Hand und Arm gleich aus den Gelenken brechen. Sie
war sich nur nicht sicher, ob es daran lag, daß der

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