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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Handschuh
zu schwer für sie war (sie hatte Stunden damit verbracht, ihn
am ausgestreckten Arm zu halten, hatte den Schmerz der
verkrampften Muskeln ertragen, um sich an sein Gewicht zu
gewöhnen) oder ob es etwas mit dem wilden Schlagen ihrer Flügel zu tun hatte… nein. Nein, sie durfte nicht vergessen, wer von ihnen sie selbst und wer der Falke war. Romilly lehnte sich an die rauhe Wand hinter ihr und schloß halb die Augen. Fast schlief sie im Stehen ein. Doch sie durfte weder schlafen
noch sich bewegen.
Man läßt einen Falken in diesem Stadium nicht allein, hatte
Davin ihr gesagt. Keinen Augenblick lang. Nicht einmal, um
zu essen? hatte sie gefragt, als sie klein war. Und er hatte
geschnaubt: »Was das angeht, ein Mensch kann es ohne Essen
und Wasser länger aushalten als ein Falke. Wenn er nicht mehr
Stehvermögen hat als der Falke, den er zähmen will, soll er sich
gar nicht erst daran versuchen.«
Nur hatte Davin von sich selbst gesprochen. Damals war es ihm
nicht in den Sinn gekommen, ein Mädchen könne einen Falken
zähmen wollen oder es gar fertigbringen. Später hatte er ihr
nichts in den Weg gelegt, als sie darauf bestand, alle Künste des
Falkners zu erlernen – schließlich mochten die Vögel eines
Tages ihr gehören, obwohl sie zwei ältere Brüder hatte. Es wäre
nicht das erste Mal, daß Falkenhof auf die weibliche Linie
vererbt wurde. Auch war es nicht ungewöhnlich, daß eine Frau
mit einem zahmen und gut trainierten Vogel ausritt. Sogar
Romillys Stiefmutter hatte es schon getan, einen mit viel
Fingerspitzengefühl ausgebildeten Vogel, nicht größer als eine
Taube, wie ein seltenes Schmuckstück auf dem Handgelenk.
Natürlich hätte Luciella niemals einen der Verrin-Falken berührt. Und ihr wäre nie eingefallen, ihre Stieftochter könne
den Wunsch dazu haben.
Aber warum nicht? fragte Romilly sich wütend. Ich bin mit der
MacAran-Gabe geboren, mit dem Laran, das mir Herrschaft
über Falke, Pferd und Hund gibt. Nicht Laran. Ich werde
niemals zugeben, daß ich den bösen Fluch der Hastur-Sippe
trage. Es ist die alte Gabe der MacArans…Ich habe ein Recht
darauf, es ist kein Laran, nicht eigentlich…Ich mag eine Frau
sein, aber ich bin ebensosehr ein MacAran wie meine Brüder!
Wieder tat sie einen Schritt auf den Falken zu, das Fleisch auf
dem Handschuh ausgestreckt. Doch der Falke warf den Kopf
hoch und starrte Romilly mit seinen Perlenaugen kalt an. Er
zog sich mit einem kleinen Hopser zurück, so weit es die
Abmessungen des Blocks erlaubten. Romilly konnte spüren, daß die Fesseln ihm keinen Schmerz mehr verursachten. Sie murmelte tröstliche Worte, und ihr eigener Hunger machte sich wieder bemerkbar. Sie hätte sich etwas Essen in die Tasche stecken sollen. Oft genug hatte sie gesehen, daß Davin Brot und kaltes Fleisch bei sich trug, damit er in der langen Zeit, die er bei einem Falken aushielt, etwas zu kauen hatte. Wie gern hätte sie sich für einen Augenblick in die Küche oder Speisekammer geschlichen – und auch auf die Toilette; ihre Blase schmerzte vor Druck. Ihr Vater oder ihre Brüder hätten beiseite treten, sich kurz abwenden, die Hose öffnen und sich gegen die Wand erleichtern können. Aber obwohl Romilly eine alte Hose von Ruyven trug, hätte sie zu viele Bänder und Verschlüsse lösen müssen. Seufzend blieb sie, wo sie war. Wer nicht mehr Stehvermögen als ein Falke hat, hatte Davin gesagt, darf sich gar nicht erst an einem versuchen. Das war der einzige echte Nachteil, den ein Mädchen bei der Arbeit in den Ställen hatte, dachte Romilly, und zum ersten Mal war es
ein echter Nachteil für sie selbst.
Du bist auch hungrig, sprach sie stumm zu dem Falken.
Komm, komm, hier ist Essen! Wenn ich hungrig bin, heißt
das doch nicht, daß du nicht kröpfen darfst, du dummes Ding,
du! Aber der Falke machte keine Anstalten, das Fleisch zu
berühren. Er bewegte sich ein bißchen, und Romilly fürchtete
schon, er werde einen neuen Anfall wilden Flügelschlagens
bekommen. Er blieb jedoch ruhig, und nach einer Weile entspannte sie sich und hielt weiter bewegungslos Wache.
Als meine Brüder in meinem Alter waren, wurde es als selbstverständlich angesehen – ein MacAran-Sohn trainiert seinen
eigenen Hund, sein eigenes Pferd, seinen eigenen Falken. Und
Rael ist erst neun, aber schon besteht Vater darauf, daß er
seinen Hunden Manieren beibringt. Früher – bevor Ruyven
sie verließ, bevor Darren nach Nevarsin geschickt wurde –
hatte ihr Vater sie voller Stolz mit

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