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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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diesen –«, ihr versagte fast die Stimme, aber schließlich brachte sie es heraus: »– diesen fetten Wurm? Er ist wie etwas mit einem Dutzend Beinen, das unter einem Stück faulem Holz hervorkriecht!«
Luciella streichelte ihr sanft das Haar. Sie war verwirrt. »Nun, nun, Kind«, murmelte sie, »es wird nicht so schlimm sein, wie du denkst. Hast du nicht zu Dom Alderic gesagt, man dürfe ein Pferd nicht nach seinem häßlichen Fell beurteilen? Dom Garris ist ein guter und ehrenwerter Mann. Höre, in deinem Alter hatte ich bereits mein erstes Kind, und ebenso war es mit deiner eigenen lieben Mutter, Romy. Nun weine doch nicht«, setzte sie hilflos hinzu. Romilly erkannte, daß sie von ihr keine Unterstützung zu erwarten hatte; nie würde sich Luciella dem MacAran widersetzen. Und sie selbst auch nicht. Sie war nur ein Mädchen, und es gab kein Entrinnen.
War Romilly allein in ihrem Zimmer oder ritt sie mit Preciosa vor sich auf dem Sattel allein durch die Berge, dachte sie darüber nach, was sie tun konnte. Anscheinend saß sie in der Falle. Sie hatte es nie erlebt, daß ihr Vater ein gesprochenes Urteil abänderte – zum Beispiel wollte er nichts von Verzeihung für Ruyven hören – oder anderen Sinnes wurde, nachdem er sich einmal entschlossen hatte. Er würde sein Dom Garris gegebenes Wort unter keinen Umständen brechen – oder hatte er die Vereinbarung mit Gareth von Scathfell selbst getroffen? Ihre Erzieherin und manchmal sogar ihre Stiefmutter ließen sich überreden. Doch in ihrem ganzen Leben hatte ihr Vater noch nie zurückgenommen, was er gesagt hatte, auch wenn er wußte, daß er im Unrecht war. Weit und breit in den Kilghardbergen war das Wort eines MacAran wie das Wort eines Hastur, so gut wie die Unterschrift oder der Schwur eines anderen Mannes.
Und gesetzt den Fall, sie gehorchte ihm nicht? Es wäre nicht das erste Mal. Innerlich bebte sie im Gedanken an seinen Zorn. Sie wog den Zorn ihres Vaters gegen die Alternative ab und rief sich Dom Garris’ lüsterne Augen ins Gedächtnis zurück. Da wurde ihr klar, daß sie lieber ein ganzes Jahr lang jeden Tag von ihrem Vater geschlagen werden als sich Dom Garris ausliefern lassen wollte. Wußte Vater denn nicht, was für ein Mensch das war? Und dann sagte sie sich mit sinkendem Mut, daß der MacAran als Mann diese Seite an Garris von Aldaran nicht wahrzunehmen vermochte. Die zeigte Dom Garris nur einer Frau, die er begehrte.
Wenn er mich anfaßt, übergebe ich mich, dachte Romilly. Sie kam zu dem Entschluß, daß sie eine letzte Bitte an ihren Vater richten mußte, ganz gleich, wie wütend er werden würde. Sie fand ihn im Stall. Ein schwarzes Pony war im Hof gefallen, und der MacAran beaufsichtigte den Stalljungen, der einen Breiumschlag um die verletzten Knie machte. Romilly sah, daß es kein günstiger Augenblick war, denn ihr Vater wirkte verärgert und geistesabwesend.
»Mach mit den Umschlägen weiter«, wies er den Jungen an. »Warm und kalt, mindestens zwei Stunden lang. Und dann behandele seine Knie mit Karalla-Puder und verbinde sie gut. Paß auf, daß er sich nicht in den Dreck legt – er muß alle paar Stunden frisches Stroh bekommen. Trotz allem, was wir tun mögen, werden Narben zurückbleiben. Ich muß ihn mit Verlust verkaufen oder ihn für leichte Arbeit auf dem Gut behalten. Wenn seine Knie sich entzünden, verlieren wir ihn vielleicht ganz. Ich übertrage dir die Verantwortung. Wenn etwas schiefgeht, wird dein Rücken es zu spüren bekommen, du junger Schurke, denn durch dein unachtsames Reiten ist er gefallen!« Der Stalljunge öffnete den Mund zum Protest, aber der MacAran gebot ihm zu schweigen. »Keine Widerrede! Ich habe gesehen, daß du ihn auf den Steinen hast galoppieren lassen! Verdammter junger Trottel, ich sollte dich vierzig Tage lang den Stall ausmisten und keines der Pferde mehr reiten lassen!« Er drehte gereizt den Kopf und entdeckte Romilly. »Was suchst du in den Ställen, Mädchen?«
»Ich wollte zu dir, Vater.« Sie bemühte sich, ihrer Stimme Festigkeit zu geben. »Ich hätte gern ein Wort mit dir gesprochen, wenn du Zeit dazu hast.«
»Zeit? Heute vormittag habe ich keine Zeit, wo dieses Pony verletzt und vielleicht versaut ist«, knurrte er. Trotzdem trat er aus dem Stall und lehnte sich gegen einen der Stangenzäune. »Was ist los, Kind?«
Romilly war nicht gleich fähig zu sprechen. Die Kehle wurde ihr eng, als sie auf die Berge sah, die sich jenseits des Tales erhoben, die grüne Koppel mit den friedlich

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