Herrin der Falken
was
für Soldaten waren denn das? Und dann erkannte sie, daß sie diese Männer bereits gesehen hatte, die Männer, die von Rakhal abgefallen und davongeritten waren… Die Wirkung war die eines großen Spiegels, als werde das Bild dieser zweiten Armee auf Rakhals Männer geworfen. Eine Weile standen sie fest und sandten eine Wolke von Pfeilen hügelabwärts auf die dicht zusammengescharte Gruppe aus Soldaten und leronyn am Fuß des Berges, aber sie schossen zu kurz, sie zielten auf das Bild der anstürmenden Soldaten.
Vereinigt euch mit uns! Im Namen der Götter, jeder, der Laran hat, stehe uns bei, dieses Bild aufrechtzuerhalten… die Staubwolke raste weiter. Romilly erkannte jetzt undeutliche Formen darin, Pferdeköpfe wie große graue Totenschädel, die brennenden Gesichter von Skeletten, die in der Gräue leuchteten. Eine Stimme, die sie nie zuvor gehört hatte, hallte laut in ihren Gedanken wider: »Steht fest! Steht fest!« Aber gegen die angreifende Geisterarmee war kein Widerstand möglich. Rakhals Männer stürzten den Hügel hinunter, ritten mitten in die Wolke der Zauberbilder, schreiend vor Entsetzen. Ihre Reihen schwankten, brachen an einem Dutzend Stellen. Feuer schlug aus dem Boden, grüne und blaue Flammen leckten, wirbelten… dann war es, als fließe ein Strom aus Blut den Berg hinauf, zwischen den Hufen der Pferde hindurch. Sie hielten an, schnaubten, stampften, wieherten angstvoll. Einige der Reiter fielen. Ein paar Männer ließen sich nicht schrecken und riefen: »Es riecht nicht nach Blut, nicht nach Feuer, das ist ein Trick, ein Trick…« Es war zu spät. Die Pferde gingen durch,
stießen zusammen, zertrampelten kämpften wild darum, die Reihen von Ordnung wiederherzustellen. »Jetzt! Carolin!« ihre zu Reiter. schließen, Die Offiziere einen Anschein
»Ein Hastur! Ein der Armee, griffen Hastur!« an. Wie Carolins Wasser Männer, strömten der sie Haupttrupp den Hügel
hinauf und in die zerrissenen Reihen der Reiter. Sie überrannten Rakhals äußere Verteidigungen, und dann begann der Nahkampf. Ranald und Alderic ließen sich nicht aufhalten. Sie drangen bis in die Mitte der feindlichen Stellung vor, wo der bewachte Wagen mit dem Haftfeuer stand. Männer eilten herbei und tauchten hastig Pfeile in das Zeug. Doch sie wurden niedergeritten, und die beiden jungen Männer erreichten den Wagen. Rasch, wie eine auflaufende Energie-Flut verbanden sie ihre Gedanken. Eine Welle blauen Feuers rollte auf den Wagen mit dem Haftfeuer zu und traf ihn. Flammen schlugen hoch, und dann stieg eine brüllende Feuersäule zum Himmel. Die Hitze war so schrecklich, daß Rakhals Männer sich zerstreuten und um ihr Leben rannten. Brennende Tropfen fielen auf einige von ihnen nieder. Sie loderten auf wie lebende Fackeln und starben schreiend. Das Feuer wälzte sich auf Rakhals Leibgarde zu, die in Panik geriet und davonlief – direkt in Carolins Speere und Schwerter.
Romilly konnte ihren Rapport mit dem Kundschaftervogel abbrechen. Sie fand sich in enger gedanklicher Verbindung mit Sonnenstern wieder, den Carolin vorwärtstrieb. Mit dem Pferd ängstigte sie sich vor dem Feuer, erschauerte bei dem Geruch nach brennendem Gras und brennendem Fleisch. Obwohl ab und zu ein Sonnenstrahl durch die Wolken brach, hatte es von neuem zu regnen begonnen. Das Haftfeuer brannte trotzdem weiter. Aber der große Hengst überwand tapfer die ihm angeborene Furcht und trug seinen Reiter voran… oder war es Romilly selbst, die den König in die Mitte der fliehenden Feinde trug?
»Paßt auf, wohin Rakhal mit seinen Zauberern entflieht!« rief Orain. »Ihnen nach, Männer! Jetzt drauf auf sie!«
Romilly ließ Temperentia höher und außer Reichweite des Feuers fliegen. Es brannte sich nun nach innen und ließ einen Kreis zurück, in dem nichts Brennbares übrig war. Das hatten die leronyn von Carolins Armee fertiggebracht. Romilly erstürmte mit Sonnenstern und Carolin die Höhe, wo die letzten Reste von Rakhals Männern, zwischen Carolin und dem Haftfeuer gefangen, mit dem Rücken zum Feuer kämpften. Carolins Wille, den Gipfel zu erobern, schien Sonnenstern Flügel zu verleihen, und Romilly war es, als trage sie ihn empor zu diesem endgültigen Sieg…
Dann stolperte sie – einen Augenblick lang war Romilly sich nicht sicher, ob sie nicht selbst gestolpert sei –, fing sich wieder, bäumte sich hoch auf, ließ sich fallen und zertrampelte den Mann, der mit dem Schwert in der Hand vor ihnen aufgesprungen war. Sonnensterns
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