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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sich das lange, lose Gewand über den Kopf, das rostrot und mit Schmetterlingen bestickt war. Dann wandte sie Mallina den Rücken, damit diese ihr den Zopf im Nacken mit der Schmetterlingsspange feststecken konnte, die züchtig den Ausschnitt des Kleides verbarg.
    Mallina suchte in den Körben nach einer Blume für ihr Haar.
    »Steht mir diese Rose? Sie ist rosa wie mein Kleid… oh, Romy, sieh doch!« hauchte sie aufgeregt. »Hast du nicht bemerkt, daß er dir Goldblumen, Dorilys, in den Korb gesteckt hat?« 
    »Na und, Dummchen?« Romilly wollte die blaue Kiresethblüte in ihren Knoten stecken. Mallina hielt ihre Hand fest.
    »Nein, wirklich, das darfst du nicht, Romilly – kennst du denn die Blumensprache nicht? Wer eine Goldblume verschenkt, meint – nun, die Blüte ist ein Aphrodisiakum, du weißt ganz genau, was das heißt, wenn ein Mann einem Mädchen Dorilys gibt…«
    Romilly errötete. Wieder spürte sie die wollüstigen Augen auf ihrem Körper. Sie schluckte schwer. Betrachtete auch Alderic sie mit dieser Art von Gier? Dann gewann der gesunde Menschenverstand die Oberhand. Sie antwortete scharf: »Unsinn, er ist hierzulande ein Fremder, das ist alles. Immerhin, wenn so ein Gerede unter törichten Mädchen üblich ist, werde ich die Blume nicht tragen – schade, denn es ist die schönste von allen. Such du mir eine Blume für mein Haar aus.«
    Die Schwestern gingen in ihrem Feststaat zum Essen hinunter. Wie der Brauch es vorschrieb, trugen sie die Früchte aus ihren Geschenkkörben bei sich, um sie mit Vater und Brüdern zu teilen. Die Familie hatte sich in dem großen Speisesaal statt in dem sonst benutzten kleinen Zimmer versammelt. Domna Luciella begrüßte ihre Gäste. Rael, Darren und Alderic hatten ihre besten Sachen an, obwohl Alderics beste Sachen düster waren, wie es einem Studenten von Nevarsin zukam, und keine Spur von Familienfarben oder –abzeichen sehen ließen. Romilly hätte gern gewußt, wer er wirklich war. Sie behielt den Gedanken für sich, er könne durchaus einer der ins Exil gegangenen Männer des Königs sein oder sogar der junge Prinz selbst… nein, sie würde nichts sagen, wenn sie auch wünschte, Darren hätte ihr sein Geheimnis anvertraut. Calina trug ebenfalls ein neues Kleid, dunkel und streng, wie es ihrer Stellung zukam, aber gut und neu, nicht von der Familie als abgetragen oder ausgewachsen abgelegt. Luciella war eine freundlich Frau, dachte Romilly, selbst gegenüber armen Verwandten.
    Man hatte Gareth von Scathfell, einem Mann mittleren Alters, als dem ranghöchsten Anwesenden den Platz gegeben, den für gewöhnlich der MacAran an seinem eigenen Tisch einnahm, während er heute weiter unten saß. Die jungen Paare und unverheirateten Männer und Frauen hatten einen Tisch für sich. Romilly sah Darissa an der Seite Cathals und steuerte auf sie zu. Ihre Stiefmutter winkte sie jedoch zu einem leeren Stuhl neben Dom Garris. Romilly errötete, wollte hier jedoch keinen Streit provozieren. Sie nahm Platz, biß sich auf die Lippe und hoffte, in Gegenwart ihrer Eltern werde er nichts Unschickliches zu ihr sagen. 
    »Jetzt, wo Ihr gekleidet seid, wie es sich für Eure Schönheit ziemt, seid Ihr sogar noch schöner, Damisela«, erklärte er, und das war alles. Die Worte waren nichts als höflich. Trotzdem betrachtete Romilly sein blasses breites Gesicht mit Mißfallen und gab keine Antwort. Aber schließlich hatte er ihr nichts getan. Er hatte liebenswürdig gesprochen, und da war nichts, worüber sie sich hätte beschweren können. Es gab Delikatessen aller Art, denn dies war Frühstück und Mittagessen in einem und zog sich in die Länge. Noch bevor die Tische abgeräumt wurden, kamen Musiker und begannen zu spielen. Die Vorhänge waren ganz zurückgezogen und die Türen geöffnet, um die Mittsommersonne einzulassen. Aus der unteren Halle hatte man die Möbel weggeräumt und so Platz zum Tanzen geschaffen. Wie der Brauch es verlangte, führte Darren seine Schwester zum ersten Tanz. Unterwegs hörte Romilly, daß an der Hohen Tafel darüber gesprochen wurde, es seien Männer ausgeschickt worden, den vertriebenen Carolin zu suchen.
    »Mir ist das gleichgültig«, sagte der MacAran. »Es kümmert mich nicht, wer auf dem Thron sitzt. Andererseits will ich nicht, daß meine Leute als Häscher gedungen werden. Früher einmal war diese Gegend ein von MacArans beherrschtes Königreich. Aber damals hatten wir alle Hände voll damit zu tun, seinen Besitz mit Waffengewalt zu

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