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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ein Junge. Jetzt, unter den wollüstigen Augen des Mannes, kam es ihr vor, als habe er tatsächlich ihren Körper berührt. Ihre Brüste prickelten, und weiter unten in ihrem Bauch war ein merkwürdiges ziehendes Gefühl.
    Mit hämmerndem Herzen suchte sie Zuflucht in ihrem Zimmer, ging schnell zum Waschständer und bespritzte ihr Gesicht mit kaltem Wasser, um es abzukühlen
    »Luciella hatte recht. Oh, warum hat sie mir das nicht gesagt?“
    jammerte Romilly. Dann wurde ihr klar, daß es keine Möglichkeit gab, darüber zu sprechen. Denn wenn man es ihr gesagt hätte, bevor sie diese Erfahrung machte, hätte sie nur darüber gelacht. Ihre Hände zitterten immer noch, als sie die Schnüre der Jungenjacke löste und die Hose fallen ließ. Sie sah in den Spiegel, und zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie ihren Körper als den einer Frau. Sie war immer noch schlank, ihre Brüste kaum gerundet, die Hüften kaum stärker geschwungen als die eines Knaben, und die langen Beine waren wirklich knabenhaft. Aber, dachte sie, wenn ich jemals wieder Jungenkleidung tragen sollte, werde ich dafür sorgen, daß sie locker genug sitzt, um mich nicht zu verraten.
    Durch die gläserne Verbindungstür zu Mallinas Zimmer sah sie ihre Schwester ihre Mittsommerkörbe erkunden. Wie Romilly hatte sie drei bekommen. Das lenkte Romillys Gedanken wieder auf den reichhaltigen Korb ihres Vaters, der mehr Obst und Süßigkeiten enthielt als Blumen. Der MacAran sah den Appetit kleiner Mädchen, die ebenso gefräßig sind wie kleine Jungen, durchaus realistisch. Bei dem kleineren Korb hatte Romilly gemeint, er sei von Darren. Als sie ihn sich jedoch genauer ansah, merkte sie, daß er mit künstlerisch geordneten Garten-und Treibhausblumen gefüllt war. Zwei oder drei exotische Früchte waren dabei, die er in Nevarsin gekauft haben mußte, da sie in der Gegend von Falkenhof nicht wuchsen. Dann sah sie die Karte und las überrascht: Ich habe weder Schwester noch Mutter, denen ich Mittsommergeschenke machen könnte. Nehmt diese mit meiner Huldigung entgegen. Alderic, Student. Mallina platzte ins Zimmer.
    »Romy, bist du noch nicht angezogen? Wir dürfen zum Festtagsfrühstück nicht zu spät kommen! Wirst du dein Feiertags-kleid anziehen? Calinda ist bei der Mutter, willst du mir mein Kleid im Rücken zuknöpfen? Was für schöne Blumen, Romy!
    Meine sind alle Gartenblumen, aber es ist eine schöne Traube Eisbeeren dabei, süß wie Honig – du weißt doch, in Nevarsin lassen sie sie wie Rotfrüchte an den Bäumen, bis es friert, und dann verlieren sie ihre Säure und werden süß. Romy, was meinst du, wer er ist? Er sieht so romantisch aus – glaubst du, Dom Alderic wird um eine von uns werben? Ich wäre glücklich, wenn ich mit ihm verlobt würde, er ist so schön und ritterlich, ganz wie ein Held aus einem Märchen.«
    »Was bist du für eine törichte Plaudertasche, Mally«, sagte Romilly, doch sie lächelte. »Ich glaube, daß er ein aufmerksamer Gast ist, mehr nicht. Bestimmt hat er Mutter einen ebenso schönen Korb geschickt.«
    »Domna Luciella wird keine Freude daran haben«, erklärte Mallina. »Sie hält das Mittsommerfest für eine heidnische Angelegenheit, die eines guten Cristofero nicht würdig ist. Sie hat mit Calinda geschimpft, weil sie Rael Festkörbe hat basteln lassen. Vater sagte jedoch, jeder verdiene einen Feiertag, und ein Vorwand sei so gut wie ein anderer, um den Gutsarbeitern einen Tag der Muße und ein paar wohlverdiente Geschenke zu bescheren, und sie solle Rael die Freude am Fest gönnen, solange er noch ein Kind sei. Aus ihm werde schon noch ein guter Cristofero, er sei ein braver Junge und ehre das Buch der Bürden.«
    Romilly lächelte. »Das hat Vater jedes Jahr gesagt, seit ich mich erinnern kann. Und ich bin sicher, er mag Gewürzbrot und süßen Safrankuchen und Obst genausogern wie jeder andere. Er zitiert dann aus dem Buch der Bürden, dem Tier solle sein Korn und dem Arbeiter sein Lohn und sein freier Tag nicht mißgönnt werden. Vater mag ein harter Mann sein, aber er ist immer gerecht zu seinen Arbeitern.« Romilly schloß den letzten Knopf und drehte ihre Schwester zu sich herum. »Wie fein du bist, Mally! Aber es ist ein Glück, daß du dieses Kleid nicht an einem Werktag trägst – es erfordert eine Zofe, die es dir zumacht! Darum habe ich mein Feiertagskleid mit Verschnürung haben wollen, damit ich es ohne Hilfe anziehen kann.“
    Sie schloß die bestickten Manschetten ihrer Bluse und stülpte

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