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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gewaschen und in ein reines Nachthemd gekleidet war, holte Romilly an der Pumpe im Hof Wasser. Sie hängte den großen Kessel über das Feuer, um warmes Wasser zum Wäschewaschen zu haben. Dann machte sie sich nach den Anweisungen von Dame Mhari daran, Brotteig mit kleinen Klumpen geschnittener Schwarzfrüchte zu kneten und zu bakken. Als das Brot in einem zugedeckten Topf in der Asche buk und Dame Mhari in ihrem Bettschrank döste, setzte sich Romilly auf eine der Bänke, um sich einen Augenblick auszuruhen und nachzudenken.
    Sie hatte Zeit gewonnen. Ein schneller Besuch im Abtritt zeigte ihr, daß ihr Pferd wieder abgesattelt und mit festen Knoten angebunden worden war. Nun, wenn sich eine günstige Gelegenheit zur Flucht ergab, mußte sie ihren Dolch bereithalten und die Stricke durchschneiden. Vielleicht ging das, wenn Rory seine Stiefel und hoffentlich auch seine Hose ausgezogen hatte. Ihr Bündel konnte sie zurücklassen, wenn es sein mußte
    – die Nahrungsmittel waren verbraucht, und die anderen Dinge waren nicht unbedingt lebensnotwendig. Ihren warmen Mantel mußte sie jedoch haben, auch ihre Stiefel und ihren Sattel… obwohl sie auf bloßem Pferderücken besser reiten konnte als die meisten anderen Frauen im Sattel. Auch etwas von dem Bett im Hinterzimmer zu waschen, die lange nicht benutzt worden waren. Dame Mhari hatte erzählt, bei warmem Wetter schlafe Rory in dem Zimmer. Nur wenn es kalt sei, lege er sich auf den Strohsack vor dem Feuer. Das war wenigstens etwas! Wenn sie mit diesem Vieh von einem Mann schlafen mußte, dann doch nicht unter den spähenden Augen der alten Großmutter, wie es in einer ärmeren Hütte mit nur einem Raum geschehen wäre. Plötzlich schüttelte es sie. So also lebte das Volk abseits der Großen Häuser?
    Soll ich aufgeben, zu meiner Familie zurückkehren, meine Freiheit für das beschützte Leben eintauschen, das mir als Ehefrau von Dom Garris sicher wäre? Als sie daran dachte, was vor ihr lag, selbst wenn sie Rory und seiner Großmutter entkam, geriet sie für einen Augenblick fast in Versuchung.
    Wie ein Falke auf einem Block, gefesselt, eine Haube über den Augen, dafür aber gefüttert und geliebt und als wertvoller Besitz bewacht zu werden…
    O Preciosa, und das ist das Geschick, das ich dir bereitet hätte… Romilly war von Herzen froh, den Falken freigelassen zu haben. Sie hätte es mit ihrem Gewissen vereinbaren können, Preciosa selbst zu behalten – der Falke war aus freien Stücken, aus Liebe zu ihr zurückgekehrt, nachdem sie ihm erlaubt hatte, frei zu fliegen. Aber er würde niemals zu Darren zurückkehren und Darrens Besitz sein.
    Preciosa ist frei, sie gehört keinem Menschen. Und ich will ebensowenig einem Menschen gehören. Rory mochte sie – einmal – als Preis dafür nehmen, daß sie ihn glauben machte, sich unterworfen zu haben. Doch sie hatte nicht die Absicht, bei ihm zu bleiben. Er konnte sie nicht versklaven. Wie ein schlecht trainierter Falke würde sie sich in dem Augenblick, wo sie im freien Flug erprobt wurde, in die Lüfte schwingen und verschwinden. Romilly seufzte und rieb die Laken grimmig mit der harten Seife ein. Ihre Hände waren wund und schmerzten, aber die Laken waren sauber – wenigstens stand ihr nicht bevor, in jenes Mannes schmutzigem Bett entjungfert zu werden!
    Sie hängte die Laken neben dem Feuer auf einem Gestell zum Trocknen auf, nahm das Brot aus dem Ofen und durchsuchte die wackeligen Regale der Küche. Sie fand getrocknete Bohnen und Kräuter und warf sie in den leeren Kessel, um Suppe zu kochen. Rory kam schneebedeckt von draußen hereingestampft, sah, was sie tat, und strahlte. Er warf einen Sack mit Pilzen auf den Tisch.
    »Hier, für die Suppe, Mädchen. Für unser Hochzeitsessen.« Er bückte sich, umarmte sie ungeschickt und landete einen nassen Kuß auf ihrem Nacken. Romilly biß die Zähne zusammen und wich nicht zurück. Er nahm ihre schweigende Duldung für Zustimmung, drehte sie herum und schmatzte einen weiteren Kuß auf ihren Mund.
    »Morgen wirst du nicht mehr so scheu sein, he, meine feine Dame? Oma, hat sie gut für dich gesorgt? Wenn nicht, werde ich sie lehren!« Er zog seinen eigenen derben Mantel aus, nahm Romillys und warf ihn sich prahlerisch um die Schultern.
    »Ich nehme den da. Du hast es bis zum Tauwetter im Frühling nicht nötig, weiter als bis zum Außenhaus nach draußen zu gehen, und dann brauchst du ihn nicht mehr.« Damit verließ er die Hütte wieder. Romilly erstickte fast

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