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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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aufschlagend, lange vor Erreichen des Grundes zerschmettert. Es würgte sie in der Kehle. Würde seine Bosheit ihn so weit treiben? Sie hatte ihm nichts getan. Sie wollte Dom Carlo, für den er offensichtlich die höchste Achtung hegte, seine Unfähigkeit enthüllen. Romilly dachte an Rory und fragte sich, ob es irgendwo einen Mann gab, den andere Motive als Bosheit und Wollust und Haß zum Handeln trieben. Als Junge verkleidet, hatte sie gemeint, wäre sie wenigstens vor der Wollust sicher, aber selbst hier, unter lauter Männern, fand sie ihr häßliches Gesicht. Ihr Vater? Ihre Brüder? Alderic? Nun, ihr Vater hätte sie seines eigenen Vorteils wegen an Dom Garris verkauft. Alderic und ihre Brüder? Im Grunde kannte sie sie gar nicht, denn sie hätten ihr wahres Gesicht nie einem Mädchen gezeigt, das sie noch für ein Kind hielten. Zweifellos waren auch sie im Inneren böse. Romilly biß entschlossen die Zähne zusammen. Sie sattelte ihr eigenes und dann Orains und Dom Carlos Pferd. Ihre Aufgabe war es nur, für die Vögel zu sorgen. Doch wie die Dinge jetzt lagen, zog sie die Gesellschaft von Pferden der von Menschen vor. Dom Carlos freundliche Stimme unterbrach ihre Gedanken. »Du hast also Langbein für mich gesattelt? Danke, mein Junge.«
    »Sie ist ein schönes Tier.« Romilly streichelte die Stute. »Du hast ein Auge für Pferde, das sehe ich. Es ist nicht überraschend, wenn du von MacAran-Blut bist. Die hier stammt von den Hochebenen um Armida. Dort werden edlere Pferde als sonst irgendwo in den Bergen gezüchtet, obwohl ich manchmal finde, sie sind nicht ganz so zäh wie die Bergrassen. Vielleicht habe ich Langbein keinen Gefallen getan, als ich sie in diese Gegend mitnahm. Ich habe oft daran gedacht, sie in ihre Heimat zurückzuschicken und mir für dieses wilde Land ein in den Bergen aufgewachsenes Pferd oder auch ein Chervine anzuschaffen. Aber –«, seine Hand verweilte auf der glänzenden Mähne, »– ich schmeichele mir, daß sie mich vermissen würde. Und als Mann im Exil habe ich nicht so viele Freunde, daß ich mich leichten Herzens von einem trenne, auch wenn es nur ein Tier ist. Du kennst dich mit Pferden aus, mein Junge. Sag mir doch, ob dies Klima deiner Meinung nach zu rauh für sie ist.«
    Romilly dachte erst nach. »Das möchte ich nicht behaupten«, meinte sie dann. »Nicht, wenn sie gut gefüttert und richtig gepflegt wird. Ihr könntet vielleicht auf diesen steilen Pfaden ihre Fesseln bandagieren, damit sie eine Stütze haben.“
    »Ein guter Gedanke«, stimmte Dom Carlo zu und winkte Orain. Sie machten sich gleich daran, ihren Tiefland-Pferden Bandagen anzulegen. Romillys Pferd war für die Hellers gezüchtet. Fell und Beine waren zottig, und an den Fesseln saßen grobe Haarbüschel. Zum ersten Mal seit ihrer Flucht von Falkenhof war Romilly froh, ihr eigenes Pferd zurückgelassen zu haben. Dieses hier, ihr vorher fremd, hatte sie treu getragen.
    Nach einer Weile ritten sie den sich schlängelnden Pfad ins Tal hinab. Rechtzeitig zum Mittagessen waren sie unten angelangt. Dann hielten sie sich an die allmählich breiter werdende, vielbenutzte Straße, die nach Nevarsin, der Stadt des Schnees, führte.
    Noch einmal schlugen sie ein Nachtlager auf, bevor sie die Stadt erreichten. Orain, der Romilly am Tag zuvor bei ihrer Arbeit beobachtet hatte, befahl den Männern, ihre Reit-Chervines zu striegeln und richtig zu versorgen. Sie gehorchten verdrossen, aber sie gehorchten. Romilly hörte einen von ihnen murren: »Wenn wir diesen verdammten Falkenjungen schon bei uns haben, warum kann er sich dann nicht um die Tiere kümmern? Das ist eigentlich seine Arbeit, nicht unsere!«
    »Damit ist nicht zu rechnen, wenn Orain den Bengel schon zu seinem Spielzeug gemacht hat«, brummte Alaric. »Meinst du, es geht um die Vögel? Orain hat den Schlingel zu seinem eigenen Vergnügen mitgenommen! Lord Carlo kann doch seinem Friedensmann und Freund keinen Wunsch verweigern!“
    »Halt den Mund«, meldete sich ein dritter. »Es steht dir nicht zu, so von Leuten zu sprechen, die über dir stehen. Dom Carlo ist uns allen ein guter Herr, und er ist König Carolin treu. Und Orain, der ist der Pflegebruder des Königs gewesen. Habt ihr das nicht gemerkt? Er spricht Dialekt, aber wenn er will oder wenn er ihn vergißt, kann er ebenso fein und gebildet reden wie Dom Carlo oder sonst einer der großen Hastur-Lords. Was seinen privaten Geschmack angeht, so ist es mir gleichgültig, ob er Frauen oder Jungen oder

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