Herrin der Finsternis Roman
Zipfel, um Brides Augen abzuwischen.
»Autsch!«, protestierte sie, als sein Finger ihr beinahe ein Auge ausstach.
»Tut mir leid«, beteuerte er zerknirscht.
»Nein.« Durch einen Tränenschleier sah sie zu ihm auf. » Ich muss mich entschuldigen. Diesen Nervenzusammenbruch dürfte ich Ihnen nicht zumuten.«
»Ist es das ? «
Meinte er das ernst? Offensichtlich. Nach einem tiefen Atemzug wischte sie ihr Gesicht selber ab. »Nein. Eher meine Dummheit. Sorry.«
»Schon gut.« Er schenkte ihr ein verführerisches Grinsen. »Wirklich, es ist okay.«
Ungläubig starrte sie ihn an. Warum war dieser Mann so freundlich zu ihr? Das ergab keinen Sinn.
Ist es ein Traum?
Um ihre Würde zurückzugewinnen, nahm sie den Amex-Beleg aus der Schublade und legte ihn auf die Theke. »Da.«
»Warum geben Sie mir das?«
»Nun kommen Sie schon. Niemand kauft einer fremden Frau so ein teures Halsband.«
Aber er weigerte sich, den Beleg zurückzunehmen. Stattdessen zog er die Kassette aus der Tüte. Bride beobachtete, wie er die Kette auspackte. Dann legte er sie um ihren Hals. Der Kontrast zwischen seinen warmen Händen und den kühlen Perlen ließ sie erschauern.
Seine Finger in die zarten Strähnchen geschlungen, die aus ihrem Haarknoten hingen, schaute er sie an wie ein köstliches Dessert, das er unbedingt probieren wollte. Noch nie war sie mit so glühenden Augen betrachtet worden. Unfassbar, dass dieser attraktive Mann sie so anschaute.
»Das Halsband gehört Ihnen«, erklärte er. »Dieses exquisiten Schmucks wäre keine andere Frau würdig.«
In ihren Augen brannten neue Tränen, die sie energisch bekämpfte, bevor er den Notarzt rufen und sie in eine Nervenklinik schicken würde. Seine Hand drohte die Haut ihres Nackens zu verbrennen. »Warum? Haben Sie eine Wette verloren oder irgend so was?«
»Nein.«
»Wieso sind Sie dann so nett zu mir?«
Als würde die Frage ihn verwirren, legte er den Kopf schief. »Brauche ich dafür einen Grund?«
»Ja.«
Jetzt war Vane völlig verblüfft. Brauchten die Menschen Gründe , um einander freundlich zu behandeln?
Kein Wunder, dass seine Spezies diesen Leuten aus dem Weg ging …
»Keine Ahnung, was ich sagen soll«, gab er zu. »Ich weiß nicht, nach welchen Regeln man jemanden beschenkt oder zu beglücken versucht. Als ich hier hereinkam, fand ich Ihr Gesicht so traurig. Ich wollte Sie einfach nur zum Lächeln bringen.« Er holte tief Luft, dann schob er die Kreditkarte über die Theke zu Bride hinüber. »Bitte, behalten Sie das Halsband. An Ihnen sieht es gut aus. Und ich habe sonst niemanden, dem ich es verehren könnte. Mein Bruder würde es sicher nicht wollen. Wenn ich's ihm schenke, würde er sich furchtbar unbehaglich fühlen und es irgendwo verstecken. Und falls nicht, würde mich das erschrecken.«
Endlich lachte sie, und der melodische Klang nahm sofort eine schwere Last von seinem Herzen.
»Ist das ein Lächeln?«
Sie nickte und schnüffelte leise, bevor sie erneut lachte.
Erleichtert erwiderte er das Lächeln und umfasste ihren kühlen Nacken. Wenn sie lachte, war sie unbeschreiblich schön. Ihre dunklen Bernsteinaugen leuchteten. Ehe er sich zurückhalten konnte, neigte er sich hinab und küsste die Tränen von ihren Wimpern.
Seine heißen Lippen auf ihrer Haut raubten ihr den Atem.
Noch kein Mann hatte sie so zärtlich geküsst. Nicht einmal Taylor – und sie hatte doch gehofft, er würde sie heiraten. Selbstvergessen atmete sie den warmen Duft ein, den Vanes Haut vermischt mit einem Aftershave und einem starken maskulinen Aroma verströmte. O Gott, wie wunderbar, so sanft berührt zu werden, nachdem ihre ganze Welt zusammengebrochen war.
Ehe ihr bewusst wurde, was sie tat, schlang sie ihre Arme um Vanes schlanke Taille und legte den Kopf an seine starke Brust. Unter ihrem Ohr pochte sein kraftvolles Herz, und sie fühlte sich seltsam geborgen. Erwärmt. Vor allem begehrenswert. War sie vielleicht doch keine totale Versagerin?
Gegen die Umarmung wehrte er sich nicht. Stattdessen umfasste er ihren Nacken immer noch. Mit seinem anderen Daumen streichelte er ihre Wange. Dann hauchte er einen keuschen Kuss auf ihren Scheitel.
Freudige Hitze durchdrang ihren Körper, eine tiefe Sehnsucht, die sie nicht verstand. Ihr Leben lang hatte Bride McTierney immer nur ihre Pflicht erfüllt, den Highschoolabschluss geschafft und während des Studiums an der Tulane University bei ihren Eltern gewohnt. Nur selten ging sie mit jemandem aus. Ihre Abende verbrachte
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