Herrin Der Stürme - 2
Kröte! Vater, spiegelt es meine Männlichkeit wider, daß der Gedanke an soviel Schmutz mich mit Abscheu erfüllt? Ich würde seine dreckigen Geschenke gern in sein Kichergesicht schleudern!«
»Du ermüdest mich mit deinen mönchischen Skrupeln, Allart. Die Leroni haben nie etwas besseres zustande gebracht, als uns die Riyachiyas zu züchten. Deine zukünftige Frau wird es dir nicht danken, wenn du ablehnst, eine in deinem Haushalt zu haben. Bist du so unwissend, daß du nicht weißt, daß eine Schwangere eine Fehlgeburt haben kann, wenn du dich zu ihr legst? Es ist ein Teil des Preises, den wir für das Laran zahlen, das wir mit so großen Schwierigkeiten in unsere Linie hineingezüchtet haben, daß unsere Frauen schwach sind und für Fehlgeburten anfällig. Deshalb müssen wir sie schonen, wenn sie ein Kind tragen. Wenn du dein Verlangen nur auf eine Riyachiya richtest, dann braucht sie nicht eifersüchtig zu sein, als hättest du deine Zuneigung einem richtigen Mädchen gegeben, das einen gewissen Anspruch auf deine Gedanken hätte.«
Allart wandte das Gesicht ab. In den Tiefländern galt diese Art von Gespräch zwischen den Generationen als Gipfel des Unanständigen. Das war so seit der Zeit, als Gruppenhochzeiten noch die Regel gewesen waren und jeder Mann im rechten Alter ebenso der Vater eines Menschen, wie jede Frau, die alt genug war, seine Mutter sein konnte. Seitdem war das sexuelle Tabu zwischen den Generationen absolut. Entschuldigend sagte Dom Stephen: »Ich hätte mich nie so sehr vergessen, Allart, aber du bist nicht bereit gewesen, deiner Pflicht unserer Kaste gegenüber Genüge zu tun. Aber ich bin sicher, daß du als mein Sohn Manns genug bist, mit einer Frau in deinen Armen leben zu können!« Grob fügte er hinzu: »Du brauchst keine Skrupel zu haben; diese Geschöpfe sind steril.«
Krank vor Abscheu dachte Allart: Vielleicht warte ich gar nicht auf das Zimmer mit den grünen und goldenen Vorhängen. Ich kann ihn hier und jetzt töten. Aber sein Vater hatte sich umgedreht und war in sein Zimmer gegangen.
Aufgebracht dachte er, während er sich auf die Nachtruhe vorbereitete, daran, wie verderbt sie geworden waren. Wir, geheiligte Nachfahren des Herrn des Lichts, das Blut von Hastur und Cassilda in unseren Adern – oder ist das auch nur ein hübsches Märchen? Waren die Laran-Gaben der von Hastur abstammenden Familien nur das Werk anmaßender Sterblicher, vermischt mit Gen-Stoff und Hirnzellen, eine Hexerei mit dem Matrix-Juwel, das Protoplasma modifizierte, wie es Dom Marius’ Leronis mit diesen Riyachiyas angestellt hatte, indem sie exotische Spielzeuge für lasterhafte Männer produzierte?
Den Göttern selbst — wenn es wirklich Götter gibt — muß es bei unserem Anblick übel werden!
Das warme, luxuriöse Zimmer machte ihn krank; er wünschte sich nach Nevarsin, in die weihevolle Nachtstille zurück. Als er das Licht gelöscht hatte, hörte er fast geräuschlose Schritte. Das Mädchen Lella näherte sich ihm vorsichtig in einem dünnen Gewand.
»Ich bin zu deiner Befriedigung hier, Vai Dom.«
Ihre Stimme war ein heiseres Murmeln; einzig ihre Augen enthüllten, daß sie nicht menschlich war, denn es waren dunkelbraune Tieraugen, groß, weich und merkwürdig unerklärlich.
Allart schüttelte den Kopf.
»Du kannst wieder gehen, Lella. Ich werde heute Nacht allein schlafen.«
Sexuelle Bilder quälten ihn, all die Dinge, die er tun könnte, all die möglichen Zukunftsentwicklungen, ein unendlich großes Bündel von Wahrscheinlichkeiten, die von diesem Augenblick abhingen. Lella saß auf dem Bettrand; ihre weichen, schlanken Finger, so anmutig, daß sie keine Knochen zu haben schienen, legten sich behutsam in die seinen. Flehend murmelte sie: »Wenn ich dich nicht erfreue, Vai Dom, werde ich bestraft. Was, wünscht du, soll ich tun? Ich kenne viele, viele Arten, Freude zu bereiten.«
Er wußte, daß sein Vater auf diese Situation hingesteuert hatte. Die Riyachiyas wurden gezüchtet, ausgebildet und ausgewählt, um unwiderstehlich zu sein. Hatte Dom Stephen erhofft, sie würde Allarts Hemmungen niederreißen?
»Mein Herr wird wirklich sehr zornig sein, wenn es mir nicht gelingt, dir Freude zu schenken. Soll ich nach meiner Schwester schicken, die so dunkel ist, wie ich hellhaarig bin? Und sie ist sogar noch geschickter. Oder würde es dir Freude machen, mich zu schlagen, Herr? Ich habe es gern, geschlagen zu werden, wirklich.«
»Still, still!« Allart fühlte sich krank. »Niemand würde
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