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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zwar aus den gleichen Gründen – weil das Mädchen sich danach gesehnt hatte. Nüchtern sagte er: »Vielleicht wäre es besser, Dorilys nicht als Kind anzusehen, Cousin. Kein Mädchen mit ihrer Ausbildung kann noch ein Kind sein. Vielleicht solltest du allmählich in ihr die Frau sehen. Versuche, dich mit ihr zu verständigen, wie mit einer Frau, die alt genug ist, eigene Entscheidungen zu treffen. Und das wird sie, wenn die Schwellenkrankheit vorüber und sie frei von unerwarteten Trieben und Anfällen ist.«
»Du hast sicher recht.« Fast dankbar erinnerte Donal sich an seine Pflicht. »Aber jetzt komm – mein Vater muß erfahren, daß sich auf der Straße etwas tut. Jemand muß hinaus, um auszuspionieren, wo sie sind.«
Aldaran empfing die Nachricht mit einem wilden Lächeln. »Also ist es soweit!« sagte er. Allart dachte erneut an den alten Falken, der sein Gefieder öffnete und die Flügel spreizte – begierig auf einen letzten Flug.
    Als bewaffnete Männer den Kadarin überquerten und nach Norden in die Hellers zogen, erkannte Allart – der sie mit seinem Laran sah – mit steigendem Erschrecken, daß einige von ihnen es auf ihn abgesehen hatten. Unter den Bewaffneten waren einige mit dem Koniferen-Zeichen der Hasturs von Elhalyn, der Krone, die sie von den Hasturs von Carcosa unterschied.
Täglich kehrte er mit Donal auf den Wachtturm zurück. Sie warteten auf die ersten Anzeichen, daß die Truppen sich unmittelbar der Burg näherten.
Aber ist das wirklich? Oder zeigt das Laran mir etwas, das vielleicht doch nie eintreten wird?
»Es ist wirklich, denn ich sehe es auch«, sagte Donal, der Allarts Gedanken las. »Mein Vater muß darüber informiert werden.«
»Er wollte nichts mit den Kriegen der Tiefländer zu tun haben«, sagte Allart. »Jetzt hat er sich jemanden zum Feind gemacht, weil er mich und meine Frau beschützt. Damon-Rafael macht mit Scathfell gemeinsame Sache gegen ihn.«
Als sie sich umwandten, um den Turm hinabzusteigen, dachte er: Jetzt bin ich wirklich bruderlos …
Donal legte eine Hand auf seinen Arm. »Ich auch, Cousin«, sagte er. Aus einer plötzlichen Regung heraus zogen sie ihre Dolche. Keiner von ihnen hatte den Anfang gemacht – sie handelten gleichzeitig. Allart lächelte, legte den Knauf seines Messers auf die Klinge Donals; dann ließ er dessen Waffe in seine Scheide gleiten. Es war ein uraltes Gelöbnis und bedeutete, daß keiner von ihnen jemals gegen den anderen die Waffe ziehen würde, gleich was auch geschehen mochte. Sie umarmten sich kurz und gingen Arm in Arm zu Dom Mikhail.
Allart, durch diese Geste erleichtert, empfand plötzlich Bedenken. Vielleicht war es falsch. Ich muß vorsichtig mit meinen Bündnissen sein und darf nichts tun, das ich nur schwer zurücknehmen kann, sollte ich eines Tages auf dem Thron sitzen … Unwillig brach er den Gedanken ab.
Jetzt denke ich schon, dachte er mit einem Aufflackern von Selbsthaß, in Kategorien der Zweckdienlichkeit. Wie ein Politiker – wie mein Bruder!
Als sie in den Hof kamen und ihn überqueren wollten, deutete ein Diener plötzlich nach oben.
»Da – da! Was ist das?«
»Das ist nur ein Vogel«, sagte jemand, aber der Mann schrie: »Nein, das ist kein Vogel!«
Die Augen mit der Hand beschattend, blickte Allart in die Sonne. Er sah dort etwas kreisen, in langsamen Spiralen herabkommen; ein langsames, unheilverkündendes Sinken. Angst und Schmerz packten ihn. Das ist Damon-Rafaels Werk, ein Pfeil, den er auf mein Herz abfeuert, dachte er wie gelähmt. Bestürzt fiel ihm ein: Damon-Rafael besitzt das Muster meiner Matrix, meiner Seele. Er könnte eine von Coryns schrecklichen Waffen gegen mich schicken, ohne zu befürchten, daß sie einen anderen tötet.
    In diesem Moment fühlte er Cassandras Gedanken mit seinen eigenen verstrickt. Dann war ein flackernder Blitz am Himmel, ein Schrei aus Schmerz und Triumph, und das zerstörte Ding, das kein Vogel war, fiel wie ein Stein, verharrte mitten in der Luft und spritzte Feuer aus, vor dem die Diener entsetzt zurückwichen. Die Kleidung einer Frau war von dem schrecklichen Stoff erfaßt worden. Einer der Stallburschen packte sie und stieß sie in eines der am Rande des Hofes stehenden Waschfässer. Sie schrie vor Schmerzen und Angst, aber das Feuer zischte und erlosch. Allart blickte auf die Flammen und den zerstörten Vogel, der sich immer noch mit entsetzlichem Pseudo-Leben wand, als er näherkam. »Bringt Wasser und löscht es aus«, befahl er.
Als der Inhalt von zwei

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