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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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war noch immer nicht ganz frei davon.
Sie legte ihre Arme um das Mädchen und sagte sanft: »Cousine, wir haben keinen Grund, uns zu streiten. Du bist jung und unerfahren. Wenn du lernst, dein Laran zu benutzen, wirst du vielleicht anders über das denken, was du bist – nicht nur als Allarts Frau. Möglicherweise wirst du eines Tages Herrin deines eigenen Willens und Gewissens sein, und dich nicht darauf verlassen, daß er die Entscheidungen für euch beide trifft. Und du wirst ihm auch nicht mehr die Bürde deiner Sorgen zusätzlich zu den seinen auferlegen.«
»Daran habe ich nie gedacht«, gestand Cassandra und barg ihr Gesicht an Renatas Schultern. »Wäre ich stärker gewesen, hätte ich ihm diese Bürde nicht auferlegen müssen. Ich habe ihm die Schuld an meiner Verzweiflung, die mich in den See getrieben hat, gegeben. Dabei hat er nicht mehr getan, als seinem Empfinden zu folgen. Wird man mich lehren, stark zu sein, Renata? So stark wie du?«
»Stärker, hoffe ich, Chiya«, sagte Renata und küßte sie auf die Stirn. Aber ihre Gedanken waren finster. Für sie habe ich Ratschläge, aber mit meinem eigenen Leben werde ich nicht fertig. Jetzt flüchte ich zum dritten Mal vor der Ehe und stürze mich auf diese unbekannte Arbeit in Aldaran, wo es um ein Mädchen geht, das ich nicht kenne und mich nicht im geringsten interessiert. Ich sollte hierbleiben und meinem Vater den Gehorsam verweigern, statt nach Aldaran zu gehen und einer Unbekannten beizubringen, das Laran zu steuern, mit dem ihre närrischen Vorfahren sie beglückt haben. Was bedeutet mir dieses Mädchen, daß ich mein eigenes Leben vernachlässige, um ihr zu helfen? Aber sie konnte sich ihrem Status nicht entziehen. Sie war eine Leronis, mit der Begabung geboren, und konnte sich glücklich schätzen, die Turmausbildung erhalten zu haben. Schon deswegen war sie verpflichtet, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um anderen, die weniger Glück gehabt hatten, zu helfen, mit ihrer ungewünschten Gabe fertigzuwerden.
Cassandra war jetzt wieder ruhig. Sie sagte: »Allart wird doch nicht gehen, ohne mir Lebewohl zu sagen …?«
»Nein, nein, natürlich nicht, mein Kind. Coryn hat ihm bereits die Erlaubnis gegeben, sich vom Kreis zurückzuziehen, damit ihr die letzte Nacht gemeinsam verbringen und euch voneinander verabschieden könnt.« Sie sagte Cassandra nicht, daß sie selbst Allart auf seinem Ritt nach Norden begleiten würde. Das war seine Aufgabe, die er zur passenden Zeit erledigen mußte. Sie sagte nur: »Jedenfalls sollte, so wie die Dinge zwischen euch stehen, einer von euch gehen. Du weißt, daß du allein und keusch bleiben mußt, wenn die ernste Arbeit im Kreis anfängt.«
»Das verstehe ich nicht«, wandte Cassandra ein. »Coryn und Arielle …«
«… arbeiten schon seit über einem Jahr zusammen. Sie kennen die Grenzen dessen, was erlaubt und was gefährlich ist«, fiel Renata ein. »Der Tag wird kommen, an dem du es auch weißt, aber in deiner jetzigen Verfassung würde es schwierig sein, sie einzuhalten. Jetzt ist es an der Zeit zu lernen, ohne Zerstreuungen, und Allart würde« – sie lächelte das andere Mädchen schelmisch an – »eine solche für dich sein. Oh, diese Männer, daß wir mit ihnen nicht in Frieden leben können – und ohne sie auch nicht!«
Cassandras Lachen dauerte nur Augenblicke. Dann zuckte ihr Gesicht wieder, weil sie dem Weinen nahe war. »Ich weiß, daß deine Worte richtig sind, aber trotzdem kann ich nicht ertragen, daß Allart mich verläßt. Hast du nie geliebt, Renata?«
»Nein, nicht so, wie du es meinst, Chiya.« Renata hielt Cassandra an sich gedrückt. Das empathische Laran der anderen schüttelte sie. Der Schmerz war peinigend, als Cassandra hilflos an ihrer Brust schluchzte.
»Was kann ich tun, Renata? Was kann ich nur tun?«
Renata schüttelte den Kopf und starrte trostlos vor sich hin. Werde ich je erfahren, wie es ist, auf diese Weise zu lieben? Will ich es überhaupt wissen? Oder ist eine solche Liebe nur eine Falle, in die die Frauen sich freiwillig begeben, so daß sie nicht mehr die Kraft haben, ihr eigenes Leben zu bestimmen? Sind die Frauen der Comyn auf diese Weise zu schieren Gebärerinnen von Söhnen und Spielzeugen der Begierde geworden? Aber Cassandras Schmerz war für sie sehr echt. Schließlich sagte sie zögernd, voll Scheu vor den tiefen Empfindungen der anderen: »Du könntest es ihm unmöglich machen, dich zu verlassen, Cousine, wenn du so traurig bist. Er würde sich zu sehr um

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