Herrlich und in Freuden
Nebelhörner gehört?«
»Meinst du, ich sei taub?«
»Ich träumte, ich säße auf einem Elefanten, der plötzlich lostrompetete, und davon wachte ich auf, und dann konnte ich nicht wieder einschlafen, weil ich die Schiffssirene hörte. Ich ging also aufs Bootsdeck und begann eine Unterhaltung mit Winstanley. Ich hatte tatsächlich recht: er ist der Mann von Mrs. Winstanley, oder vielmehr, er war es, bis sie sich scheiden ließen. Seine Frau ist überhaupt keine Inderin. Sie heißt Angela, und ihr Vater, der Ärmste, war für Campbell, Campbell, Campbell & Co. tätig. Er muß es elend schwer gehabt haben. Kein Wunder, daß er gestorben ist! Weißt du, Winstanley hat mir richtig leid getan. Er wollte sich gar nicht scheiden lassen, aber er fand, seine Frau sollte wieder nach Canterbury fahren und bei Mrs. Peppercorn leben. Er hat’s mir alles beim Kakao erzählt.«
»Beim Kakao?«
»Ja, der Nacht-Steward hat uns Kakao gekocht.«
»Donald«, unterbrach ihn sein Freund und schüttelte sich, »ich weiß, daß die See still ist, aber wenn du noch länger von Kakao sprichst, werde ich wieder seekrank.«
»Ich wünschte, ich hätte Mr. Winstanley schon früher kennengelernt«, fuhr Ben Nevis fort. »Wir hätten nach Canterbury fahren und Mrs. Peppercorn besuchen können.«
»Aber warum, um Himmels willen, sollten wir eine Frau besuchen, die Peppercorn heißt?« fragte Kilwhillie.
»Sie ist Angelas Großmutter, Hugh. Fällt dir’s nicht auf, daß ich sie schon Angela nenne? Hector wird sich darüber freuen. Mir ist, als ob ich sie schon seit Jahren kenne.«
»Das ist die beste Methode, um Hector in dieser lächerlichen Sache zu ermutigen! Du mußt so formell wie möglich zu Mrs. Winstanley sein, das ist unbedingt nötig! Du schleppst mich nach Indien, um die Ehe zu verhindern, und nicht, um sie zu fördern, sollte ich meinen?«
»Oh, natürlich! Aber ich muß gestehen, ich bin richtig erleichtert, daß die Dinge nicht halb so schlimm stehen, wie sie Rose-Ross in seinem Brief hingestellt hat. Aber jetzt hör mal, Hugh, du solltest wirklich aufstehen und dir Gibraltar ansehen!«
»Ich werde nicht aufstehen und mir Gibraltar ansehen! Ich habe dir gesagt, Donald, daß ich ganz genau weiß, wie Gibraltar aussieht!«
Doch als Ben Nevis seine Kabine verlassen hatte, beschloß Kilwhillie, aufzustehen und sich anzukleiden.
Und das Mittelmeer blieb auch noch während der folgenden drei Tage so ruhig, daß Kilwhillie, als die Taj Mahal in Port Said vor Anker ging, an Deck war und dem Gulli-gulli-Mann zuschaute, der mit seinen kleinen Küken Zauberkunststückchen machte.
»Haha, glänzend!« lachte Ben Nevis im Kreis der umstehenden Passagiere, und als Kilwhillie in der Innentasche seiner Jacke ein Küken fand, kannte die Heiterkeit des Häuptlings keine Grenzen.
»Er hat Hunde sehr gern«, erklärte er den andern, »aber Küken kann er nicht ausstehen. Hahaha!«
Doch plötzlich begann sich Ben Nevis _zu Schütteln.
»Bitte, Härr, bitte sähr, Sie haben meine kleine Küken!« sagte der Gulli-gulli-Mann und trat auf ihn zu. Er steckte seine Hand in Ben Nevis’ Westentasche und holte drei piepsende kleine Küken heraus. »Großer Gott!« rief Ben Nevis.
»Ich glaube, der Bursche ist gar nicht so dumm«, bemerkte Kilwhillie zu seinem Freund.
Ben Nevis sprach noch von den Küken, als die Taj Mahal Aden anlief.
In Tallulaghabad
Während die Taj Mahal mit Kurs nach Osten durch das Arabische Meer steuerte, plauderten Oberst Rose-Ross und seine Frau eines Morgens über den bevorstehenden Besuch Ben Nevis’.
»Der Brigadekommandeur schlug vor, wir sollten alle in Flagstaff House zu Abend essen«, sagte der Oberst.
»Das ist sehr liebenswürdig von ihm, und natürlich wollen wir hier am Abend nach seiner Ankunft eine Gesellschaft bei uns geben«, sagte Mrs. Rose-Ross.
»Ich wünschte, Ben Nevis hätte gleich ein Flugzeug genommen, als ich ihm das erstemal schrieb«, fuhr der Oberst fort. »Wie ich hörte, verbringt der junge Hector jeden Augenblick seiner freien Zeit bei Mrs. Winstanley. Es ist sehr beunruhigend!«
»Ja, es ist erstaunlich, daß es anscheinend stimmt, was sie da von ihrer Herkunft aus Canterbury erzählt hat.«
»Und auch, daß sie sich hat scheiden lassen«, setzte der Oberst hinzu. »Ich wünschte, ich hätte sie in meinem Brief an Ben Nevis nicht als >halbseiden< hingestellt. Allerdings glaube ich immer noch, daß sie. für den jungen Hector MacDonald eine durchaus ungeeignete Ehepartnerin ist,
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