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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Compton Mackenzie
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unmittelbar darauf in den Salon.
    »Mr. MacDonald! Was für eine nette Überraschung!«
    »Du hast wohl geglaubt, ein Tiger sei in den Bungalow eingebrochen, Maisie?« Angela Winstanley lachte.
    Miss Maisie Lambert war die Tochter eines Beamten der Zollverwaltung. Sie war noch immer ein niedliches kleines Ding, ihre Haut hatte aber schon das Aussehen von ungenügend abgestaubtem Porzellan, wie es bei hellhäutigen englischen Mädchen so leicht vor- ' kommt, wenn sie im indischen Klima leben, und ihre Verlobung mit Hauptmann Ripwood von den neunten Ulanen hatte ihr vorzeitig ein paar feine Fältchen eingeritzt.
    »O nein, Angela, ich dachte nicht, daß es ein Tiger wäre«, erwiderte Maisie ganz ernst. »Ich hatte geglaubt, es sei Mr. Tucker.« Angela warf ihrer Freundin und Anstandsdame einen warnenden Blick zu.
    »Tucker?« grollte Hector. »Kommt der Mensch öfter abends hierher?«
    »O nein, Mr. MacDonald«, erwiderte Maisie hastig, »aber heute nachmittag war er hier, um Angelas Reitgerte zurückzubringen!«
    »Ja«, sagte Hector verdrießlich, »Mrs. Cartwright hat mir erzählt, sie sah Sie gestern mit ihm ausreiten!«
    »Sie scheinen es zu mißbilligen, daß ich mit Mr. Tucker ausreite«, sagte Angela kalt. »Ich frage mich, was Sie zu der Annahme verleitet haben könnte, Sie seien dazu berechtigt, meine Handlungsweise zu mißbilligen?«
    Im gleichen Augenblick trat der Diener ein und meldete: »Tucker Sahib.«
    Der rundliche kleine Direktor der Brauerei Goldener Löwe, des beliebtesten Lagerbiers von ganz Indien, stand strahlend in dem kleinen Salon mit den rosigen Lampenschirmen.
    »Oh, Mr. Tucker, wie nett von Ihnen, uns zu besuchen! Darf ich Ihnen Mr. MacDonald vorstellen...«
    »Aber Mr. MacDonald und seine Kameraden sind gute Freunde von mir«, sagte der kleine Brauer.
    Hector, der erst vor zwei Tagen mehrere Stunden vordem Abendessen bei Mr. Tucker gewesen war und die großartigen Whiskysodas getrunken hatte, für die der gastfreundliche kleine Mann bekannt war, konnte den freundlichen Besucher nicht so unhöflich behandeln, wie er es am liebsten getan hätte. Aber herzlich könnte er auch nicht sein. Er war in der Absicht zu Mrs. Winstanley gekommen, sie zu einer Verlobung zu überreden, damit er seinem Vater mit der Tatsache einer bereits fest abgemachten Verlobung gegen übertreten könnte, und statt dessen sah er jetzt einen Rivalen in Gestalt des kleinen Bierbrauers vor sich.
    »Wie ich höre, erwarten Sie das Eintreffen Ihres Herrn Vaters, MacDonald, und Sie haben ihm Balu Ram als Diener entgegengeschickt?«
    »Den besorgte ich für Hugh Cameron von Kilwhillie. Für meinen Vater bestimmte ich den langen Pathan Sher Khan.«
    Mr.Tucker schüttelte zweifelnd den kleinen Kugelkopf. »Sher Khan steht im Ruf, ein ziemlich gerissener Bursche zu sein. Aber solange Ihr Papa nicht allzu viele Hochlanddolche mitbringt, wird Sher Khan wohl nichts stibitzen, Ich würde ihn jedoch warnen, gut aufzupassen. O ja, und er darf auch keine gestickten Westen herumliegen lassen - da kann ein Pathan nicht widerstehen. Wir freuen uns schon alle, Ihren Herrn Vater zu begrüßen. Ich hoffe, Sie führen ihn auch nach Scarborough Towers! Es wird mir eine Ehre sein, ihn und Mr. Cameron bei mir willkommen zu heißen!«
    »Und was kann ich Ihnen jetzt anbieten, Mr. Tucker?« fragte Mrs. Winstanley.
    »Gar nichts, vielen Dank! Ich kam nur deshalb vorbei, um mich zu erkundigen, ob Sie und Miss Lambert vielleicht gerne morgen mit mir nach Pippla hinauffahren würden? Es bedeutet, auch oben zu übernachten, denn ich habe geschäftlich zu tun und fahre die Korkenzieherstraße nicht gerne im Dunkeln zurück.«
    »Oh, das wäre reizend, Mr. Tucker! Du würdest doch auch gern mitkommen, nicht wahr, Maisie?«
    »Natürlich, mit Freuden!«
    »Das freut mich«, sagte das freundliche kleine Faß von einem Männchen. »Ich komme also Punkt halb zehn vors Haus, dann sind wir rechtzeitig zum Mittagessen in Parkers Hotel. Und jetzt muß ich mich verabschieden. Ich freue mich wirklich sehr, daß Sie mit der Fahrt nach Pippla hinaus einverstanden sind. Wie ich hörte, ist das Wetter oben prachtvoll, und von Schnee ist noch keine Spur zu sehen.«
    Damit wünschte Mr. Tucker der kleinen Gesellschaft gute Nacht und zog sich strahlend zurück. - Maisie Lambert folgte ihm bald, und damit blieben Hector und Angela allein.
    »Sie scheinen keinerlei Befürchtungen vor dem Richter zu haben, was den dicken John Tucker betrifft«, sagte Hector

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