Herrlich und in Freuden
Sahib« meldete.
»Hector, wie rasch Sie gemacht haben!« rief sie und erhob sich vom Klavier, um Leutnant Hector MacDonald von Ben Nevis in der Festtracht seines Regiments, der Clanranald-Hochländer, zu begrüßen.
»Ich stand auf, sobald das Essen zu Ende war. Der Oberst speiste heut’ abend zu Hause. Daher brauchte ich nicht mehr dabeizusein.«
»Kommen Sie, nehmen Sie neben mir Platz«, sagte sie und führte ihn zu einem alten Chintz-Sofa.
Der fünfundzwanzigjährige Leutnant sah weder so blühend noch so verwittert wie sein Vater aus, und seiner großen Adlernase fehlte es noch an den dunkelroten und pflaumenblauen Tönungen, die manchmal über seines Vaters Nase spielten; doch in allen wesentlichen äußeren Einzelheiten war er ein prächtiger junger Mensch, der den Ruhm eines alten Geschlechts aufrechterhalten und ein würdiger Nachfolger des Monarchen im Hochmoor von Glenbogle werden würde.
»Nehmen Sie eine Zigarette, Hector?« fragte Mrs. Winstanley, als er sich in der einen Sofaecke niederließ und mit seinen blauen und meistens etwas hitzigen Augen, die aber jetzt durch die Verliebtheit eine ochsenhaft träge Milde angenommen hatten, die schöne Dame anstarrte, die in der andern Sofaecke Platz nahm.
»Nein, danke«, sagte er. »Ich habe in letzter Zeit zuviel geraucht. Ich glaube, das kommt von den Sorgen. Ich habe jedoch gute Diener bekommen, wie mir scheint. Ich schicke sie nach Bombay, wo sie meinen Vater und Hugh Cameron abholen sollen. Für meinen Vater habe ich einen ziemlich stämmigen >Pathan< namens Sher Khan, und für Hugh Cameron habe ich einen >Dogra<, einen kleinen, sehr ruhigen Burschen, der sehr sauber sein soll, er heißt Balu Rani. Aber nicht die Träger haben mir Sorgen gemacht. Ach, Angela, ich wünschte, Sie könnten mir eine Antwort geben!«
»Eine Antwort worauf, Hector?«
»Ach, hören Sie mal!« protestierte er. »Das wissen Sie doch: wollen Sie mich heiraten?«
»Hector, die Antwort darauf kann ich Ihnen erst geben, wenn die vorläufige Scheidung endgültig vollzogen ist. Ich habe es Ihnen schon wiederholt gesagt. Ich will nicht eines Tages entdecken, daß ich immer noch mit dem armen Herbert verheiratet bin, denn dem Richter wäre nichts lieber, als die ganze Sache zum Scheitern zu bringen. Mein Rechtsanwalt hat mich ausdrücklich vor ihm gewarnt!«
»Aber ich sehe nicht ein, wieso sich der Richter in eine ganz private Abmachung zwischen Ihnen und mir einmischen könnte. Er bekommt es ja überhaupt nicht zu wissen! Ich möchte meinem Vater bei seiner Ankunft gern sagen können, daß wir uns verlobt haben. Ich bin ziemlich überzeugt, daß der Oberst ihn hergerufen hat, damit er alles verhindert. Seine elende Frau bildet sich ein, es sei ihre Lebensaufgabe, sich in die persönlichen Angelegenheiten seiner Offiziere einzumischen.«
»Sehr richtig! Und es würde ihr ein besonderer Genuß sein, sich auch in meine persönlichen Angelegenheiten einzumischen. Sie müssen vernünftig sein, Hector! Bedenken Sie doch, wie vorsichtig ich mich verhalten muß! Was glauben Sie, weshalb ich Maisie Lambert bei mir habe?«
»Das kann ich mir wirklich nicht denken«, murrte Hector. »Sie ist das langweiligste Geschöpf, das mir je vorgekommen ist.«
»Ich wünschte, Sie würden nicht so unfreundlich von Maisie sprechen. Der Ripwood vom neunten Ulanen-Regiment hat sie ganz schandbar behandelt. Und das hat sie nie verwinden können.«
»Ripwood hat sich fast zu allen gemein benommen. Dem jungen Colin Macrae aus unserm Regiment hat er ein Pferd verkauft, das mitten in der Eröffnungsrunde versagt hat, als wir um den Juniorenpreis spielten. Bei den Ulanen sagt keiner etwas Gutes über ihn. Der Mann ist ein falscher Fünfziger!«
»Ja, ja, Hector, wir armen Frauen geraten nicht immer an den Richtigen!«
»Ich verstehe«, flüsterte Hector und versuchte, genügend Teilnahme und Gefühl in seine Stimme zu legen, um daraufhin Angelas kleine Hand in seine rote, sommersprossige Pranke nehmen zu dürfen. - Sie entzog sie ihm.
»Hector, bitte! Sie vergessen Ihr feierliches Versprechen! Und ich möchte nicht, daß Maisie von Ihnen denkt, Sie seien wie alle Männer!«
»Es ist mir ganz einerlei, was Maisie denkt«, wetterte er los, und man hätte glauben können, daß es die Polterstimme des Clan- . Häuptlings selber sei.
»Nicht so laut, Hector! Bitte! Maisie könnte Sie hören! Sie sitzt im Eßzimmer und naht!«
Maisie Lambert mußte Hectors Stimme gehört haben, denn sie trat fast
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