Herrlich und in Freuden
düster.
»Du lieber Himmel, in Tallulaghabad klatschen die Leute schon genug, aber in Pippla können Sie vor lauter Klatsch Ihr eigenes Wort nicht verstehen! Es ist ein großer Unterschied, ob ich in Begleitung von Maisie Lambert mit Mr. Tucker in die Berge fahre oder ob ich meine Verlobung bekanntgebe, ehe ich endgültig geschieden bin. Nehmen Sie doch Vernunft an, Hector!«
»Ja, aber Sie sagen nicht mal, daß Sie sich mit mir verlobèn wollen, nachdem Sie die Scheidung in Händen haben. Sie wissen doch, daß ich mich nicht drauf verstehe, von Liebe zu reden. Es wäre viel einfacher für mich, von der Hochzeit zu reden. Ich meine, das wäre doch etwas, woran ich mich halten könnte!«
»Aber Hector, ich habe mich noch gar nicht entschieden! Ich mag Sie sehr gern, das wissen Sie. Ich kann Sie wirklich gut leiden. Aber heiraten - das ist etwas so Endgültiges... und meine erste Ehe war nicht so, wie sie hätte sein sollen. Und Schottland kommt mir so schrecklich weit vor, und es muß so kalt sein!« - »Pippla kann um diese Jahreszeit auch sehr kalt sein«, sagte Hector.
»Das halte ich nun wirklich für eine törichte kleine Bemerkung. Aber wir wollen nicht mehr von der Zukunft sprechen! Ich möchte Ihren Vater kennenlernen, und vielleicht mag er mich gar nicht leiden, und natürlich heirate ich nicht in eine Familie ein, in der ich nicht willkommen bin. Lieber würde ich noch nach Canterbury zurückkehren, bei meiner Großmutter wohnen und mich für den Rest meines Lebens an den Lärm der vielen Kirchenglocken gewöhnen.«
»Die einzige Kathedralstadt, die ich kenne, ist Salisbury, und wenn Canterbury ebenso ist, dann werden Sie sich tödlich langweilen!«
»Ich habe gar nicht gesagt, daß ich in Canterbury wohnen will! Oh, Hector, ich wünschte wirklich, Sie würden nicht mehr von der Zukunft sprechen! Dann muß ich es nur bedauern, daß ich Ihnen erlaubte, mich so oft zu besuchen. Glauben Sie, es ist ein Vergnügen, daß Mrs. Rose-Ross über mich klatscht? So gern ich Sie mag, habe ich doch keine Lust, mein Leben unter Frauen zu verbringen, die mich ebenso kritisieren wie Mrs. Rose-Ross.«
»Aber die Roses stammen aus der entgegengesetzten Ecke, von Invernesshire, und überhaupt steht der Oberst noch im Dienst. Und ich gebe den Dienst auf, wenn Sie mich heiraten. Wir haben ein reizendes kleines Jagdhaus am Loch Hoch, und ich lehre Sie angeln und all solche Dinge, Ganz bestimmt würden Sie Freude daran haben.«
»Wir müssen abwarten«, sagte sie mit der Stimme einer Mutter, die ihren eigensinnigen, kleinen Jungen beschwichtigen will. »Und jetzt müssen Sie gehen, Hector. Ich möchte nicht, daß Mrs. Rose- Ross und Mrs. Cartwright und Mrs. Fraser und die ekelhafte Mrs. Murray über mich klatschen. Und dabei hörte ich noch, daß die Frau des Brigadekommandanten Coppendale gleich nach Weihnachten herauskommt, und die soll die schlimmste von der ganzen Gesellschaft sein. Ich habe immer mit dem armen alten Herbert geschmollt, weil wir nicht in Offizierskreisen verkehrten. Die Herren sind ja auch sehr nett - aber die Frauen... nein, ich bin leider nicht zu einer Soldatenfrau geschaffen!«
»Aber ich sagte doch schon, Angela, daß ich den Dienst quittiere, wenn Sie mich heiraten!«
»Eher würde ich noch einen Kanonikus heiraten als einen Soldaten, jawohl, und selbst wenn er jeden Morgen im Bad Benedicite omnia opera singt«, rief sie leidenschaftlich.
»Von mir werden Sie’s nie hören, daß ich Opern in der Badewanne singe«, versprach Hector inbrünstig.
»Mein lieber Junge, gehen Sie jetzt, bitte! Ich muß mich schlafen legen!«
Aber Angela Winstanley legte sich noch nicht schlafen. Als Hector MacDonald gegangen war, bat sie Maisie Lambert, sich zu ihr zu setzen.
»Angela, es tut mir schrecklich leid, daß ich das mit Mr. Tucker sagte! Ich wäre fast in Ohnmacht gefallen, als du mir den Blick zuwarfst.«
Angela Winstanley zog ihre Füße aufs Sofa und zündete sich eine Zigarette an.
»Setz dich, Maisie, und mach dir deswegen keine Gedanken mehr! Maisie, glaubst du, ich könnte mit einem Offizier glücklich werden?«
»Ich hatte geglaubt, ich würde mit Gerry Ripwood furchtbar glücklich werden, aber...« Maisie Lambert zauderte. »Oh, du wirst mich vielleicht furchtbar dreist finden, daß ich so zu dir rede, vor allem, weil du verheiratet bist und ich nicht. Aber Angela, als deine Freundin muß ich dich warnen: laß es nicht zu weit gehen!«
Nachdem sie soviel gesagt hatte, begann die arme
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