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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Compton Mackenzie
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Junggeselle wäre?« fragte Ben Nevis mit weiser Miene. »Ich würde eine Witwe heiraten, die ebenso alt ist wie ich. Die würde wenigstens mit offenen Augen in die Ehe gehen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und was wichtiger ist: sie würde Bescheid wissen. Soweit Sie mir über Mrs. Winstanley berichteten, habe ich den Eindruck gewonnen, daß sie nicht Bescheid wußte. Vermutlich werde ich sie ja in Tallulaghabad kennenlernen.«
    »Ganz bestimmt sogar.«
    »Möchten Sie gern, daß ich ihr irgend etwas von Ihnen ausrichte?«
    »Das wäre das Letzte! Ich möchte vielmehr, daß Sie ihr überhaupt nichts von unsrer Begegnung erzählen. Wir sind einer aus dem Leben des andern verschwunden.«
    »Aha, ich verstehe, was Sie meinen«, sagte der Häuptling und nickte ernst.
    »Aber falls Sie Gelegenheit dazu hätten, wäre ich Ihnen äußerst dankbar, wenn Sie sie dazu überreden könnten, Indien zu verlassen. Indien ist nicht der rechte Ort für eine junge Frau, die sich hat scheiden lassen.«
    »Sie meinen - errr - wegen des Klimas?« fragte Ben Nevis unschuldig.
    »Nein, o nein, ich meine wegen des Klatsches.« - »Ah so!«
    »Die Leute erzählen sich, Angelas Mutter sei eine Eingeborene, und wenn sie hierbleibt, wird das Gerücht so gut wie bestätigt. Wenn Sie wüßten, wie giftig sich die Damen zu Gemischtblütigen verhalten, dann würden Sie meine Besorgnis verstehen, daß Angela so bald wie möglich nach England zurückkehren soll.«
    »Aber war denn Angelas Mutter eine Eingeborene?«
    »Offen gestanden, Mr. MacDonald: ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß ihr Mädchenname Cameron. lautete, ehe sie Mr. Peppercorn heiratete, der, wie ich Ihnen schon sagte, bei Campbell, Campbell, Campbell & Co. arbeitete. Ein sehr netter Mensch! Ich wünschte, er lebte noch.«
    »Aber großer Gott: Cameron?« rief Ben Nevis. »Ich möchte wohl wissen, ob er aus Lochaber stammte.«
    »Der Großvater meiner Frau stammte, glaube ich, aus Dundee. Er war auch bei einer von den großen Jute-Firmen in Kalkutta: bei Macintosh & Macintosh. Den Namen seiner Frau habe ich nie gehört.«
    »Campbell, Campbell, Campbell & Co.! Macintosh & Macintosh!« brummte Ben Nevis vor sich hin. »Ganz erstaunlich, ja, geradezu entsetzlich! George! Noch zwei große Whiskys!« sagte er, als der Steward an den Tisch kam.
    »Nicht für mich, bitte!« rief Mr. Winstanley. »Und Mr. Cameron hat ganz recht. Sie sollten heute früh zu Bett gehen. Vielleicht habe ich im Durcheinander des Aufbruchs keine Gelegenheit mehr, mich von Ihnen zu verabschieden. Deshalb sage ich jetzt schon Lebewohl. Und ich danke Ihnen, daß Sie sich meine persönlichen Sorgen so geduldig angehört haben. Ich habe Ihre ‘Anteilnahme sehr zu schätzen gewußt. Und bitte, sagen Sie meiner Frau - meiner ehemaligen Frau - nichts darüber, daß Sie mich kennengelernt haben, nicht wahr? Ich nehme kaum an, daß Sie nach Jumpulpore kommen, sollte es aber doch der Fall sein, dann würde ich Sie mit Freuden herumführen. Wir haben einen sehr netten Bungalow - vielmehr, ich habe ihn.«
    Am nächsten Morgen, als die Taj Mahal ins Dock fuhr, kam ein schlanker junger Mann an Bord und stellte sich als Charles Henderson vor, Adjutant Seiner Exzellenz des Gouverneurs.
    »Ihr Gepäck werden wir bald haben, Sir«, versicherte er Ben Nevis. »Übrigens, wie steht es mit Ihrem Diener?«
    Während er es noch sagte, trat ein sauberer kleiner Dogra auf Ben Nevis zu.
    »Sie sind bitte MacDonald Sahib?« fragte er mit einem Salaam. »Ich bin Balu Ram, gekommen von Tallulaghabad, um Ihr Diener zu sein-« Und mit unaufdringlicher Höflichkeit befreite er Ben Nevis von dem einzigen Gepäckstück, das er trug, nämlich einen Tropenhelm, den ihm sein Londoner Hutgeschäft im letzten Moment noch aufgedrängt hatte.
    Hinter Balu Ram tauchte ein sehr großer und wild aussehender Pathan mit einem Schnurrbart auf, der bis an seine beiden Ohrläppchen reichte.
    »Sher Khan«, verkündete er und grüßte. »Ich bin der Diener für Cameron Sahib.«
    Als Kilwhillie seinen neuen Diener betrachtete, wirkte er wie ein ältlicher Aladdin, der den Geist aus der Flasche beäugt.
    »Ich verstehe nicht, warum Hector dir so einen riesigen Burschen geschickt hat - und mir so einen kleinen Kerl!« beklagte sich Ben Nevis, und seine Stimme klang ein bißchen neidisch.
    Die Erklärung war jedoch sehr einfach: die beiden Karten, die Hector geschrieben hatte, waren während der Reise von Tallulaghabad irgendwie verwechselt worden.
    »Jetzt

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