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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Compton Mackenzie
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mit rundem, blühendem Gesicht, das aussah, als ob er gern mehrere Gimlets vor dem Tiffin und noch viel mehr vor dem Abendessen tränke, und das Krächzen in seiner Stimme überraschte etwas, weil man sich zuerst vorstellte, sie müsse gut geschmiert sein. Lady Harbottle, die sich für Astrologie interessierte, hielt sich aus diesem Grund für viel befähigter als die Frauen anderer Gouverneure, die Lage in Indien zu verstehen.
    »Zuerst wollen wir uns über die Namen klarwerden, ja? Ich rede Sie mit Ben Nevis an, ist das richtig? Und du tust es auch, meine Liebe. Und wie darf ich Sie nennen, Mr. Cameron?« fragte Seine Exzellenz.
    »Mr. Cameron ist mir sehr recht, Sir Henry«, erwiderte Kilwhillie.
    »Unsinn, Hugh«, mischte sich Ben Nevis ein. »Du bist Cameron von Kilwhillie, und ich bin überzeugt, daß Sir Harry Henbottle - haha, ein alter Trick von mir! - ich meine, daß Sir Henry Harbottle dich gern Kilwhillie nennt, wie du im ganzen Hochland heißt!«
    »Ich finde das Hochland so romantisch«, schwärmte Lady Harbottle. »Charles«, flüsterte sie dem Adjutanten zu, »in meinem Gimlet ist ein wenig zuviel Gin! Könnten Sie bitte etwas Zitrone zugießen? - ja, so romantisch«, fuhr sie fort und wandte sich wieder an ihre Gäste. »Mein Mann und ich fuhren einmal im Wagen durchs Hochland - wo waren wir doch in Schottland, Henry?«
    »Kann mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern«, krächzte Seine Exzellenz. »Es war alles furchtbar nett!«
    »Oh, so unglaublich romantisch!« seufzte Lady Harbottle.
    »Wahrscheinlich waren Sie im Trossachs-Tal«, bemerkte Kilwhillie kalt. Aber sein Sarkasmus fiel ins Wasser, da ihn außer Ben Nevis keiner verstand. — »Ja, dort waren wir!« schwärmte Lady Harbottle. »Es war entzückend!«
    Kilwhillie wurde zum Glück mit einer Rhapsodie über das Trossachs-Tal verschont, denn Hauptmann Harcourt erschien, auch ein Adjutant.
    »Verzeihung, Sir, leider habe ich mich um eine Minute verspätet!« sagte er.
    »Sie haben sich um zweiundeinehalbe Minute verspätet, Harcourt«, krächzte Seine Exzellenz und blickte streng auf die Uhr.
    Ben Nevis fing den Blick auf, den die beiden Adjutanten untereinander austauschten, und er beschloß bei sich, die kühle Stimmung etwas aufzutauen.
    »Oh, Sir Henry, versklaven Sie sich nur nicht an die Zeit! Im Hochland strafen wir die >Zeit< mit der gebührenden Verachtung!«
    »Du regst dich fürchterlich auf, Donald, wenn die Gäste nicht pünktlich zum Abendessen erscheinen«, wurde er von Kilwhillie erinnert.
    »Nun ja, das Abendessen - das ist eine besondere Sache. Ich habe es gern, wenn das Abendessen auf die Minute serviert wird!«
    Im gleichen Augenblick wurden die Türen des Speisesaals von stattlichen Dienern geöffnet, und die Gesellschaft begab sich zum Mittagessen.

    »Steif! Sehr steif, Hugh, wenn du verstehst, was ich meine!« sagte Ben Nevis zu Hugh Cameron, als sie wieder im Gäste-Bungalow waren. »Bin froh, daß wir hier nicht längere Zeit bleiben!«
    Ehe Kilwhillie ihm eine Antwort geben konnte, klopfte der Adjutant, Hauptmann Harcourt, an die Tür.
    »Darf ich eintreten? Ich dachte, ob es Ihnen vielleicht Freude machen würde, wenn ich Sie in einem unserer Wagen in Bombay herumfahre?« fragte er. »Falls Sie und Mr. Cameron nicht ein Mittagsschläfchen vorziehen?«
    »Über eine Ausfahrt würden wir uns sehr freuen, nicht wahr, Hugh?«
    »Sie haben mir so freundlich beigestanden, als ich wegen meiner Verspätung vor dem Mittagessen in die Klemme geriet«, sagte Hauptmann Harcourt.
    »Seine Exzellenz hält furchtbar streng auf Pünktlichkeit.«
    »Das müssen diese Gouverneurs-Leutchen wohl, die armen Teufel,
    vermute ich!« lachte Ben Nevis gemütlich.
    Hauptmann Harcourt blickte ein bißchen verdutzt drein, weil Ben Nevis so vom Gouverneur von Bombay sprach, und verschanzte sich hinter taktvoll soldatischer Zustimmung.
    »Ganz richtig, Sir.«
    Als Ben Nevis und Kilwhillie am Abend ihres ersten langen Tages in Indien im Gäste-Bungalow saßen und einen letzten Whisky als Schlummertrunk zu sich nahmen, bemerkte der Häuptling:
    »Ich glaube, Gouverneur würde ich nicht gern sein, Hugh!«
    »Es ist auch ganz unwahrscheinlich, daß du jemals in solche Lage kämest. Daher brauchst du dir keine Gedanken darüber zu machen.«
    »Und ich glaube, Trixie würde auch keinen Wert darauf legen, die Frau eines Gouverneurs zu sein. Kam dir Lady Harbottle nicht auch ein bißchen - hm - eigenartig vor - hm?« Und er klopfte sich an die

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