Herrlich und in Freuden
wurden von Mrs. Winstanley begrüßt, die wirklich über Ben Nevis’ äußere Erscheinung verblüfft war, da er zu seinem Kilt auch noch die Tartanjacke trug, die mit silbernen Adlerköpfen geschlossen wurde. Sie blickte vom Vater auf den Sohn, wie um festzustellen, ob Hector das Zeug in sich habe, eines Tages dem Vater nachzuschlagen. Hatte sie verkehrt gehandelt, als sie Hector so leichtsinnig gehen ließ? Maisie Lambert war so eingeschüchtert, daß sie mit einer Stimme wie in der Kirche, wenn man sich nach der Nummer des Chorals erkundigt, den Hochland-Häuptling fragte, ob er einen Gimlet oder einen Whiskysoda wünsche.
»Danke, ich nehme gern Whisky! Und ich muß ja wohl auch das scheußliche Mineralwasser nehmen, da wir in Indien sind - obwohl es wie lauter Nadeln schmeckt. - Sie haben es hier sehr gemütlich, Mrs. Winstanley!« fuhr er fort und wandte sich an die Hausherrin.
»Oh, es ist nur ein möblierter Bungalow, den ich glücklicherweise für ein halbes Jahr mieten konnte. Aber ich habe mir mein Klavier aus Jumbulpore kommen lassen.«
»Ja, ich sah es«, bemerkte der Häuptling und warf ein väterliches Auge auf die so erstaunlich hübsche junge Frau. »Vielleicht spielen Sie uns nachher mal ein Liedchen vor?«
»Ich weiß nicht, ob Sie es ein Liedchen nennen, Ben Nevis, aber ich spiele Ihnen mit dem größten Vergnügen etwas vor!«
Hugh Cameron machte sich Sorgen. Er erkannte sofort, daß Ben Nevis schon für Mrs. Winstanley eingenommen war, und sich selbst mußte er es auch gestehen, daß sie tatsächlich von sehr einnehmendem Wesen war. In Gedanken verfaßte er ein Telegramm, das Beatrice veranlassen könnte, sofort nach Indien zu kommen.
»Mein Vater hat an Bord der Taj Mahal Mr. Winstanley kennengelernt!« verkündete Hector.
»So? Haben Sie den armen Herbert kennengelernt?« rief Mrs. Winstanley.
»Kennengelernt habe ich ihn eigentlich nicht, aber wir haben zufällig zusammen Kakao getrunken«, erklärte Ben Nevis.
»Kakao? Lieben Sie auch Kakao?« lachte Mrs. Winstanley.
»Ich kann nicht behaupten, daß ich das Zeug liebe. Es stand nur zufällig da«, entschuldigte sich Ben Nevis.
»Herbert trank leidenschaftlich gern Kakao«, flüsterte sie, und in ihren dunkeln Augen stand die Erinnerung an all die unzähligen Tassen Kakao, die sie ihrem ehemaligen Mann nach einem anstrengenden Tag in der Bank gekocht hatte. »Ich wünschte, Sie erzählen mir, was er über mich gesagt hat. Aber nicht jetzt«, fügte sie rasch hinzu. »Oh, Himmel, und dabei gehe ich ja in den nächsten Tagen nach Pippla!«
»Gehen Sie schon wieder nach Pippla?« fragte Hector dröhnend.
»Ja, John Tucker leiht uns eins seiner Autos. Ich finde die Bahnfahrt so abscheulich. Maisie und ich fanden, es müßte nett sein, Weihnachten in Parkers Hotel zu verleben. Und dabei würde ich so gerne hören, was Herbert Ihnen von mir erzählt hat«, schloß sie.
»Beim Kakao, wie?« lachte der Häuptling.
»Könnten Sie vielleicht morgen zu mir zum Tee kommen?« fragte Mrs. Winstanley.
»Mit dem größten Vergnügen!«
Hugh Cameron hätte beinahe laut geächzt. Er hätte ebensogut zu Hause bleiben können. Es war klar, daß Donald aufsässig wurde, und ihm, Hugh Cameron von Kilwhillie, verblieb dann die leidige Aufgabe, Beatrice zu erklären, weshalb er ihn nicht hatte in Schach halten können.
Das Tête-à-tête
»Möchtest du, daß ich mit dir zu Mrs. Winstanley gehe, Donald?« fragte Kilwhillie am folgenden Nachmittag.
»Nein, lieber nicht, Hugh! Ich möchte die kleine Dame nicht in Verlegenheit bringen. Ich glaube, wenn wir ein sogenanntes Tête-à-tête haben - warum man es so nennt, habe ich allerdings nie begreifen können -, wenn wir also das Tête-à-tête haben, dann vermute ich, daß wir einander viel besser verstehen und die Lage von jedermanns Standpunkt aus betrachten können. Es macht mir übrigens gär nichts aus, dir zu gestehen, daß ich gestern einen günstigen, einen außerordentlich günstigen Eindruck von ihr hatte. Und vergiß nicht, daß Winstanley ihr kein einziges schlechtes Wort nachgesagt hat! Der Mann hat mir überhaupt gefallen, Hugh! Ich wünschte, er käme nach Inverness und könnte dort meine Bank leiten...
»Ja, aber darauf kommt es jetzt nicht an!« unterbrach ihn Kilwhillie. »Jetzt sind wir in Indien. Wir haben eine Aufgabe zu erledigen, nämlich Hector daran zu verhindern, daß er eine unerwünschte Ehe eingeht. Ich hoffe nur, du läßt dich nicht zu der Ansicht überreden, daß die
Weitere Kostenlose Bücher