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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Compton Mackenzie
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führen, schrak Ben Nevis jetzt zusammen.
    »Hast du eben gelacht, Hugh?« fragte er.
    »Ja, ich habe allerdings gelacht.«
    »Aber warum denn?«
    »Über dich!«
    »Über mich?« staunte Ben Nevis und war völlig verdutzt.
    »Ha, du siehst ungefähr doppelt so umfangreich wie der drollige Kinderwagen aus, in dem du jetzt thronst!« Und Kilwhillie begann wieder zu lachen.
    »Ja, es mag ja wohl sehr komisch aussehen!« sagte der Häuptling zweiflerisch.
    Und damit lehnte er sich zurück, und beide Rikscha-Deichseln flogen in die Luft und rissen die dünnen Kulis mit in die Höhe.
    Kilwhillie mußte zum dritten Male laut herauslachen. Als dann Kilwhillie auch in seiner Rikscha saß, brüllte Ben Nevis schallend los, doch irgendwie klang es nicht so lustig wie das Lachen seines
    Freundes. Nun setzten sich die Kulis mit aller Kraft ein, um ihren gewichtigen Fahrgast den Berg hinaufzuziehen, und Ben Nevis sagte:
    »Wir haben beide nichts mehr zu lachen, Hugh, wenn die verflixten Vehikel anfangen sollten, rückwärts bergab zu rollen!«
    »Sahib keine Angst haben«, versicherte Balu. »Starke Männer lassen Master nicht in Khud fallen.«
    »In den Kot?« wiederholte der Häuptling.
    Balu trat an den Rand des schmalen Pfades und deutete in die Schlucht hinunter.
    »Pippla-Leute nennen das Khud«, erklärte er.
    »Hast du das gehört, Hugh?« rief Ben Nevis von seiner Rikscha nach rückwärts, wo Kilwhillie in der zweiten Rikscha folgte. »Starke Männer lassen Master nicht in den Kot fallen!« Aber Kilwhillie war es nicht mehr zum Lächeln zumute.
    Bald deutete Balu auf ein großes Gebäude, das offenbar ein Stück von der Terrasse hinuntergerutscht war und jetzt durch riesige Verbauungen aus Beton daran gehindert wurde, noch weiter hinabzugleiten.
    »Wir kommen jetzt zu Parkers Hotel«, verkündete er.
    »Es sieht wie ein verfallenes Fort aus«, meinte Ben Nevis.
    »Sehr gutes Hotel!« beteuerte Balu. »Mich und Sher Khan Zimmer für Master und Cameron Sahib ansehen. Sehr gute Zimmer mit Balkon. Nur für berühmte Leute solche Zimmer. Master bestimmt ganz zufrieden.«
    Sie kamen an einem Schlafenden vorbei, der am Wegrand lag und den Kopf in ein Wolltuch gehüllt hatte, sonst aber nur mit einem Lendenschurz bekleidet war.
    »Was fehlt dem armen Menschen?« fragte Ben Nevis teilnahmsvoll.
    »Fehlt gar nichts«, antwortete Balu. »Ist Rikscha-Kuli, will ein bißchen schlafen und ausruhn.«
    »Aber warum hat er den Kopf mit dem Wolltuch zugedeckt?«
    »Wolltuch macht ihn warm. Ist schon kalt in Pippla.«
    »Macht ihn warm?« rief Ben Nevis. »Aber sonst ist er ja beinahe splitternackt?«
    »Ist sein Kopf warm, ist er ganz und gar warm«, erklärte Balu. »Ist sein Kopf kalt, ist er ganz und gar kalt.«
    Parkers Hotel war ursprünglich eine kleine Pension gewesen, die seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts dauernd vergrößert wurde, bis sie zu dem riesigen Bau angewachsen war, den Ben Nevis und Kilwhillie etwa sechzig Jahre später erblickten.
    Angesichts der italienischen Loggien, der maurischen Bögen, der Wellblechdächer, die einen riesigen Anbau vor dem Khud zu bedecken schienen, sowie der Betonverschanzungen, der Passagen und der unzähligen Treppen war es unmöglich, das Hotel in irgendeine Stilepoche einzureihen. Der große Speisesaal war auf drei Seiten von einer Veranda umgeben, von der aus man einen überwältigend schönen Blick über die wellige Landschaft bewaldeter Hügel und tiefer Schluchten hatte. Der Salon prangte noch immer als Zierstück der neunziger Jahre, in denen er eingerichtet worden war. Die Wände waren mit rosa und sahnefarbener Lincrusta bespannt. Die Ränder der Spiegel waren mit Wasserpflanzen bemalt, um vorzutäuschen, daß der Spiegel ein See sei. In hohen Vasen standen Schilf und Binsen als Staubfänger. Wenn die Schönen, die vor vierzig Jahren jung gewesen waren und hier mit Offizieren geflirtet hatten, den Salon wiedergesehen hätten, wäre er ihnen unverändert erschienen. Das für Ben Nevis vorgesehene Schlafzimmer stieß an einen Salon, und auf der andern Seite lag Kilwhillies Schlafzimmer. Eine Loggia zog sich vor den drei Räumen hin, die man durch Balkontüren betreten konnte.
    »Das ist aber sehr hübsch, Hugh!« rief der Häuptling, der auf die Loggia hinausgetreten war, um die Aussicht zu genießen. »Mein Gott, es ist beinahe so schön wie das Hochland an manchen Stellen!«
    »Es ist allerdings ein herrlicher Blick«, gab Kilwhillie zu, »aber ich halte es immer

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