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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Compton Mackenzie
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vermissen«, sagte Angela.
    »Habaha, mich vermißt er nicht«, lachte der Häuptling aus vollem Halse.
    Es wäre übertrieben, wollte man Kilwhillies Augen einen Basiliskenblick zusprechen, aber immerhin drückten sie sehr eindeutig sein Mißfallen an Ben Nevis’ Bemerkung aus.
    »Vielleicht gelingt es ihm, einen kleinen Urlaub durchzusetzen«, sagte Maisie Lambert teilnahmsvoll.
    »Das bezweifle ich«, erklärte der Häuptling. »Sie sprachen von einer Regimentszusammenkunft:, die ihn unten festhalten wird. Der arme junge! Wer weiß, wo er Weihnachten ist! Dabei fällt mir ein: sagten Sie nicht, der Maharadscha von Bangabakka komme Weihnachten herauf?«
    »Ja, er besitzt hier ein wunderhübsches Haus. Und er und der Maharadscha von Tussore, dessen Staat nur ein paar Meilen von Pippla entfernt liegt, geben alljährlich zu Weihnachten herrliche Feste.«
    »Haben Sie ihn kennengelernt?« fragte Ben Nevis.
    Mrs. Winstanley lächelte etwas traurig.
    »Nein, in solchen Kreisen haben wir leider nicht verkehrt«, erwiderte sie.
    »Potztausend, dann müssen Sie ihn kennenlernen, Angela! Dafür werd’ ich sorgen!«
    Hugh Cameron zupfte erbittert an seinem Schnurrbart. Donald übertraf noch seine finstersten Erwartungen. Wo sollte das alles enden? Er sah Beatrice MacDonald vor sich, die ihn mit vorwurfsvollen Augen maß.
    »Ich finde, wir sollten uns ein bißchen Bewegung machen, Donald!« sagte er. »Ich schlage vor, daß wir zu der sogenannten Terrasse hinaufsteigen.«
    Als er den Vorschlag machte, hatte er sich jedoch nicht träumen lassen, daß Ben Nevis sagen würde:
    »Großartiger Einfall! Die beiden Damen holen sich rasch ihre Mäntel, und wir erwarten sie unten!«
    Als die beiden jungen Frauen sich entfernt hatten, um sich zurechtzumachen, blickte Hugh Cameron seinen Freund tadelnd und entsetzt an.
    »Die Bergluft ist dir anscheinend zu Kopfe gestiegen, Donald! Bist du dir im klaren, was du eben getan hast?«
    »Natürlich bin ich mir im klaren, was ich soeben getan habe! Was braucht man sich da überhaupt im klaren zu sein«, protestierte der Häuptling.
    . »Du reist nach Indien und schleppst mich als Begleitung mit, um Hector daran zu hindern, sich in eine unerwünschte Liebschaft einzulassen. Innerhalb der ersten vierzehn Tage nach deiner Ankunft zeigst du dich schon vor aller Öffentlichkeit mit Mrs. Winstanley, wie du sie spazierenführst. Was sollen die Leute da sagen?«
    »Es ist mir einerlei, was die Sahibs sagen«, entgegnete Ben Nevis. »Übrigens solltest du sie Angela nennen, und ich werde ihr sagen, daß sie dich Hugh nennen soll.«
    »Du wirst ihr keinesfalls sagen, daß sie mich Hugh nennen soll! Wenn Mrs. Winstanley es wagt, mich Hugh zu nennen, telegrafiere ich sofort an Beatrice, ein Flugzeug zu nehmen, und ich werde nach Bombay fahren, um sie dort abzuholen, und bei ihrer Ankunft werde ich ihr sagen, daß ich mich unfähig fühle, die Lage noch länger zu meistern.«
    »Ich wünschte, du würdest einsehen, was ich zu tun versuche«, klagte Ben Nevis.
    »Was versuchst du denn zu tun?«
    »Ich versuche Angelas Vertrauen zu gewinnen. Wenn sie überzeugt ist, daß ich ihr bester Freund bin, läßt sie sich von mir raten.«
    »Unsinn!« rief Kilwhillie. »Sie wird einzig und allein davon überzeugt sein, daß sie dich um den Finger wickeln kann.«
    Ben Nevis schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht, wo du all die Ansichten über Frauen herbeziehst, Hugh! Liest du so etwas in französischen Romanen?«
    Kilwhillie wußte nicht, wie er noch länger gegen seinen Freund aufkommen sollte. Er ging auf die Tür des Salons zu.
    »Wenn wir den bedauerlichen Spaziergang unternehmen müssen«, sagte er, »dann wollen wir ihn so rasch wie möglich hinter uns bringen. Die Terrasse ist wahrscheinlich gestopft voll von Leuten, die nichts Besseres zu tun haben, als herumzuspazieren und zu klatschen.«
    Die Terrasse war nicht so überfüllt, wie sie es im Sommer gewesen wäre, aber es gingen genug Menschen im winterlichen Sonnenschein auf und ab, die ein offensichtliches Interesse an dem Quartett aus Parkers Hotel nahmen. Ben Nevis in seinem Tweed- Anzug, den ihm der dirzee in Tallulaghabad geschneidert hatte, war nicht eine ebenso eindrucksvolle Erscheinung wie der Häuptling von Glenbogle in seinem Heidemoor, aber selbst in einem Schneideranzug war er immer noch die eindruckvollste Erscheinung auf der Terrasse von Pippla, und neben ihm wandelte Angela in einem schwarzen Persianer schön wie die Königin der Nacht.

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