Herrlich und in Freuden
noch für unklug, daß wir hergekommen sind.«
»Ich weiß gar nicht, warum sie hier überall die Drahtnetze haben? Um diese Jahreszeit kann es doch keine Moskitos mehr geben! Und außerdem würden die Netze keine Hummel fernhalten und erst recht keine Moskitos!«
»Mit so weiten Maschen im Drahtnetz wollen sie Moskitos fernhalten?« rief auch Kilwhillie. »Die Menschen hier müssen unsre Leute, die ihnen ihr Land verwalten helfen, rein zur Verzweiflung bringen mit ihrer Torheit!« - »Wir können sie ebensogut auf- machen«, sagte Ben Nevis. »Sie verderben einem bloß die schöne Aussicht, die wirklich fast so schön wie bei uns im Hochland ist.«
Der Häuptling öffnete sämtliche Drahtnetze längs der Loggiabrüstung und freute sich über die Verbesserung. »Wirklich, Hugh, seit die Netze nicht länger im Wege sind, ist der Blick ebenso schön wie Teile von Pertshire oder Argyll. Natürlich nicht wie Invernessshire«, fügte er hastig hinzu. »Aber ich glaube, wir sollten nach unten gehen. Das Mittagessen wird bald angerichtet. Und hör doch, Hugh, wenn wir Mrs. Winstanley und ihre Freundin Miss Lambert treffen, bist du hoffentlich liebenswürdig zu ihnen?«
»Natürlich bin ich höflich. Aber ich habe nicht die Absicht, aus unserer bedauerlichen Reise einen fröhlichen Familienausflug zu machen!«
Balu Ram und Sher Khan warteten draußen im Vorplatz auf Befehle, als die beiden Herren von der Loggia ins Wohnzimmer traten.
»Ich glaube, heute abend zum Nachtessen tragen wir den Kilt, was meinst du, Hugh?« schlug Ben Nevis vor.
»Findest du das nicht reichlich auffallend?« fragte der jüngere von den beiden Freunden.
»Meine Güte, Hugh, wir sind hier in sechstausend Fuß Höhe, und das ist noch tausend Fuß höher als unser lieber alter Ben Nevis, und die Luft ist ziemlich frisch. Der Blick vom Balkon hat mich fast heimwehkrank gestimmt. Ich ziehe auf jeden Fall heut abend meinen Kilt an, und wenn du klug bist, dann hörst du auf mich und gehst nicht wie ein Kellner in Schwarz herum.« Er wandte sich an die Diener.. »Der Sahib und ich tragen heut abend den Kilt. Ihr könnt alles zurechtlegen!«
Balu streckte den Kopf vor, was gleichzeitig bedeuten sollte, daß er verstanden habe und daß er seines Herrn Entschluß billige.
Unten im Speisesaal, der im Dezembersonnenschein sehr heiter wirkte, saßen Angela Winstanley und Maisie Lambert bereits an einem Fenstertisch.
»Wollen wir den Kaffee nachher gemeinsam trinken?« schlug der Häuptling munter vor, nachdem sie die .beiden jungen Damen begrüßt hatten. »Wir hatten eine herrliche Fahrt von Tallulaghabad herauf, aber ich dachte, Kilwhillie und ich würden in den Kot fallen, als sie uns in den morschen Rikschas bergauf zogen!«
»Eigentlich wollte ich vorschlagen, daß wir uns gleich zu den jungen Damen setzen«, sagte der Häuptling, als er mit seinem Freund einen Tisch gewählt hatte, »aber du machtest ja eine so finstere Miene, Hugh, daß ich’s lieber unterließ.«
»Ich finde es passender, wenn wir an unserm eigenen Tisch essen«, erklärte Kilwhillie.
»Ich muß sagen, mir gefällt’s hier«, sagte der Häuptling und blickte sich im Speisesaal um. »Ich hatte es so satt, mir das Gewäsch von Rose-Ross und seiner Frau ewig anzuhören!«
»Um Gottes willen, Donald, nicht so laut!«bat sein Freund. »Alle starren uns an!«
»Ich hab’ ja gar nicht lauter als sonst gesprochen, Hugh! Du denkst, ich spräche lauter, aber das kommt bloß daher, weil wir sechstausend Fuß hoch sind und die Luft hier so rein ist. Was gibt’s denn zu essen? Aha, Curry! Ich muß mir ein paar Rezepte verschaffen, die ich mit heimnehme, so gern, esse ich jetzt Curry. Ich glaube, Mrs. Ablewhite könnte mir einen ausgezeichneten Curry machen, wenn ich ihr ein paar Anleitungen gäbe. Wahrhaftig, ich lade, die Lindsay-Wolseleys nach Glenbogle ein und setze ihnen einen so scharfen Curry vor, daß Lindsay-Wolseley glaubt, er wäre wieder am Khyber-Paß und haute auf Afghanen und was sonst noch ein. Ja, dem will ich mal zeigen, was Curry ist! Er soll denken, er hätte ein Senfpflaster verschluckt! Ich muß Toker sagen, er soll ihm ein paar Extra-Pfefferschoten auf den Teller schmuggeln.«
Nach dem Mittagessen begaben sich die beiden Neuankömmlinge in den Salon, wo sie von Angela Winstanley und Maisie Lambert erwartet wurden.
»Der arme alte Hector war ganz niedergeschlagen, als wir heute früh abreisten«, erzählte sein mitleidiger Papa.
»Ja, er wird Sie bestimmt
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