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Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)

Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zurück, wenn es schon lange nicht mehr aktuell war.
    Aber diesmal war das anders. Benn hatte dafür im Laufe der Zeit einen sechsten Sinn entwickelt. Diesmal war das Interesse seines Vaters sehr viel zielgerichteter als seins. Und als er das begriff, schrillten bei Benn sofort alle Alarmglocken.
    „Ich habe da eine sehr seltsame Mitteilung über mein Netzkonto bekommen, Benn.“
    „So?“
    „Es gibt da ein paar Netzverbindungen mit dem Vermerk 'bedenkliche Inhalte' oder 'Verbindung nicht zurückverfolgbar'. Hast du eine Ahnung, was es damit auf sich haben könnte?“
    „Nein, wieso meinst du, dass ich darüber Bescheid wüsste?“
    „Ach Benn, das weißt du ganz genau! Niemand kennt sich so gut mit diesen Sachen aus wie du! Jedenfalls niemand, den ich kenne. Du hast immer wieder Reparaturen an meinem Rechnersystem durchgeführt und die Simulationen ans Laufen gebracht, nachdem neulich das Hauptprogramm abgestürzt ist ... Und abgesehen davon, habe ich jetzt vor einer Stunde auch noch das hier bekommen!“ Mit diesen Worten stellte Benns Vater den Hallo-Wach-Drink auf den Tisch und betätigte den Druckpunkt seines Handgelenk-Implantats. Eine kleine handgroße Projektion erschien. Sie zeigte eine Nachricht der Bundeskontrolle. Der Inhalt bestand aus ein paar umständlichen Sätzen. Eine Mischung aus Beamten- und Netzdeutsch.
    „Die teilen mir mit, dass ich vorübergehend unter eine verstärkte Netzüberwachung gestellt werde und von mir erstellte Nachrichten auf Hinweise zur Vorbereitung einer Staatsflucht durchsucht werden!“, fasste es Maik zusammen. „Hast du zufällig irgendwelche Verbindungen über mein Netzkonto hergestellt? Dann wäre vielleicht jetzt der Augenblick, mir davon etwas zu sagen.“
    Benn hatte das tatsächlich getan. Sein Vater unterlag zwar immer noch den Reisebeschränkungen für alle arbeitsfähigen Bürger bis zum fünfundsiebzigsten Lebensjahr, aber Benn wusste, dass die Netzkontrollen immer dann sehr sporadisch durchgeführt wurden, wenn jemand sehr große Datenvolumen transferierte – und bei den Projekten seines Vaters war das der Fall. Schließlich sollte die deutsche Wirtschaft, die ja ohnehin schon durch die Reisebeschränkungen einen Nachteil hatte, nicht noch mehr behindert werden. Die Kontrolle verlangsamte nämlich den Datentransfer. Bei kleineren Datenmengen war das kaum messbar, bei größeren schon.
    „Mir macht die Kontrolle an sich nichts aus, Benn. Aber ich werde dadurch in den nächsten Wochen eine schlechtere Transferverbindung haben! Und das ist für mich nicht nur lästig, es kann die Zusammenarbeit an dem Projekt behindern, an dem ich gerade arbeite!“
    Benn seufzte. Es hatte wohl keinen Sinn mehr, um die Sache herumzureden. „Es tut mir leid“, sagte er. „Ich habe nicht gedacht, dass das jemand merkt.“
    „Nicht gedacht! Davon abgesehen ist es von dir auch nicht gerade die feine Art, mein Netzkonto zu benutzen. So was wie Privatsphäre gibt’s auch für Eltern!“
    „Wie gesagt, es tut mir leid!“
    „Es tut dir wahrscheinlich nur leid, dass es aufgefallen ist!“
    Benn hätte das natürlich niemals zugegeben. Von dem Plan durfte niemand etwas erfahren. Niemand, außer den vier Personen, die daran beteiligt waren. Seine Eltern würden alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihn von der Flucht abzuhalten. Denn auch, wenn sie eigentlich viel zu selten für ihren Sohn Zeit hatten, so war er doch ihr Kind. Und eine Flucht war gefährlich, in jeder Hinsicht.
    Wer erwischt wurde, galt als Sozialbetrüger, der sich seiner Pflicht zur Anwesenheit im Staatsgebiet zu entziehen gedachte. Der Betreffende musste mit Gefängnis rechnen, meistens wurden die Strafen allerdings zur Bewährung ausgesetzt. Zu den Bewährungsauflagen gehörte eine persönlichkeitsverändernde hypnotische Umerziehung mit anschließender lebenslang verschärfter Arbeitspflicht. Eine vollständige elektronische Überwachung und eine völlige Aufhebung des persönlichen Datenschutzes waren obligatorisch. Der Netzzugang wurde auf Anwendungen mit beruflichem Bezug beschränkt und es musste ein doppelt so hoher Steuersatz gezahlt werden. Außerdem wurden gefasste Flüchtlinge zur Strafe im Bereich Krankheit und Pflege auf eine verminderte Versorgungsstufe gesetzt und lebenslang von einem Großteil der teuren High-Tech-Medizin ausgeschlossen. Die Lebenserwartung des Betreffenden sank dadurch erheblich. Es war sehr schwer, auf diese Weise irgendwann einmal die neunzig zu überschreiten. An

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