Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)
beschäftigt“, stellte er fest. „Benn, jeder muss sein Leben so auf die Reihe zu bringen versuchen, wie er kann und wie er meint, dass es ihn glücklich macht. Ich möchte einfach nur, dass du keinen unnötigen Ärger bekommst. Denn abgesehen davon, dass du in deiner Reisefreiheit eingeschränkt bist, stehen dir wirklich alle Möglichkeiten offen!“
„Ja, ich weiß“, murmelte Benn.
„Ganz im Gegensatz übrigens zu deinem Freund Nicolas, der ja wohl etwas mit unserem Bildungssystem auf dem Kriegsfuß steht, und sich statt zu Lernen und auf die Zukunft vorzubereiten mit Antigrav-Sprüngen beweisen muss. Oder ist er inzwischen etwa vernünftig geworden?“
„Nein. Nicht, was diesen Punkt angeht.“
Maik sah Benn jetzt sehr ernst an. „Du machst keinen Unsinn, oder?“
„Nein“, sagte Ben. „Aber die Gedanken sind ja noch frei, oder?“
Am nächsten Morgen kümmerte sich Benn darum, das Rechnersystem seines Vaters 'zu bereinigen', wie er das nannte. Wir müssen vorsichtiger sein!, ging es ihm dabei durch den Kopf. Anscheinend war das Risiko, mit verdächtiger Netzkommunikation aufzufallen, größer, als selbst ein Programmier-Freak wie er es geglaubt hätte.
Benn machte sich Vorwürfe. Er hätte nicht das Netzkonto seines Vaters nehmen sollen, sondern von irgendjemandem, der die Reisefreiheitsaltersgrenze schon überschritten hatte. Aber an die Daten seiner älteren Verwandten wäre er nur unter Schwierigkeiten herangekommen. Sie lebten verstreut im ganzen Bundesgebiet, manche auch im Ausland. Für eine Marsreise ohne Wiederkehr fehlte ihnen allen bisher der Mut.
Als Benn mit dem Rechner fertig war, setzte er sich an den Frühstückstisch – froh darüber, dass sein Ernährungsplan die Kalorien, Kohlenhydrate und Fettanteile jeden Tag neu zu zählen begann. Zumindest die erste Mahlzeit am Tag konnte man noch einnehmen, ohne über die Gesundheitsaspekte und Kalorien groß nachzudenken. Später musste man dann das nehmen, was der Ernährungsplan noch zuließ – Dinge, die er nicht mochte, Obst zum Beispiel.
Benn nahm sich wie automatisch zwei Donuts und ein großes Glas Kakao. Mit seinen Gedanken war er ganz woanders. Für die Zukunft würde er eine Grundregel aufstellen, der sich alle unterwerfen mussten, die an ihrem Fluchtplan beteiligt waren: Keine Netzkommunikation über den Plan. Nicht einmal irgendwelche Andeutungen oder verschlüsselten Botschaften, wenn es nicht unbedingt sein musste. Die Bundesnetzkontrolle war ein selbstlernendes Rechnerprogramm, das in vielem schlicht und ergreifend einer Suchmaschine glich und sich ständig selbst optimierte. Und genau diesen letzten Punkt durfte man wohl einfach nicht unterschätzen. Sonst war der Fluchtplan schon gescheitert, noch ehe er in die entscheidende Phase getreten war.
Das zweite Problem war, dass sie unter Zeitdruck standen.
Niemand wusste, wann das nächste Mal ein Sonnensturm die Erde erreichte, der ein so umfangreiches Shutdown nötig machte, wie man es für den Sturm im Januar voraussagte. Im Durchschnitt trafen stärkere Sonnenstürme alle elf Jahre die Erde. Aber erstens war das nur ein Durchschnitt und zweitens waren auch nicht alle gleich heftig.
Wir dürfen es nicht vermasseln, dachte Benn. Denn eine zweite Chance wird man uns nicht geben.
Benn machte sich daran, einem seiner Holo-Drama-Charaktere programmiertechnisch den letzten Schliff zu geben. Das Hologramm eines mächtigen dreiarmigen Kriegers erschien vor ihm, dem er den Namen Koraxxon gegeben hatte. Rechts hatte er einen sehr starken Arm, der eine monströse Streitaxt hielt. Links wuchsen zwei an menschlichen Verhältnissen gemessen immer noch sehr starke Arme aus dem kraftstrotzenden Körper hervor, die aber im Vergleich zum gewaltigen Axtarm schmächtig wirkten. Die beiden dünneren Arme hielten ein Schwert und ein Schild.
Wie alle Holo-Drama-Charaktere, hatte Koraxxon eine eigene Geschichte. Ein virtuelle Schicksal, das sein Handeln bestimmte. Er war von Magiern in einem mit einer Nährlösung gefüllten Bottich erschaffen worden. Ein Geschöpf, das geschaffen worden war, um zu gehorchen und als Werkzeug in den Schlachten anderer zu dienen. Aber Koraxxon hatte sich davon losgesagt. Er gehorchte niemandem mehr und folgte nur noch seinem eigenen Willen.
Benns Finger glitten über die Holo-Tastatur. „Kein Magier wird es je wieder schaffen, mich unter seinen Einfluss zu zwingen und mich wieder zu dem zu machen, was ich einmal war!“, dröhnte Koraxxons dunkle
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