Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)
so was mal mitmachen! Dann wärst du vielleicht etwas lockerer drauf, Benn!<
Inzwischen brauste der Wind so heftig über die Stadt, dass es für einen Fußgänger im Freien schon kaum noch möglich gewesen wäre, sich auf den Beinen zu halten. Und wenn man auf dem Dach eines hohen Gebäudes stand, war es lebensgefährlich!
Nicolas sprang in die Tiefe.
Es war immer dasselbe Spiel und vor allem natürlich vollkommen illegal. Man sprang von einem hohen Gebäude und schnallte sich dabei ein Antigrav-Aggregat um, mit dem man den Fall dann in letzter Sekunde abbremste, um dann wie ein Gummiball wieder in die Höhe gerissen zu werden. Bei Sturm machte das besonders Spaß, war aber auch besonders riskant. Schon deswegen, weil die meist jugendlichen Springer nicht die auf Personen abgestimmten Aggregate benutzten, die in der Pflege benutzt wurden, sondern die weniger komplizierten Modelle, die beim Transport schwerer Güter Verwendung fanden. Die waren etwas einfacher in der Bedienung.
Aber ein gewisses Risiko war Teil dieses leichtsinnigen Spiels. Der Sinn war es, Adrenalin freizusetzen, die stärkste Droge, die der menschliche Körper selbst produzieren konnte, wenn man ihn nur der richtigen Situation aussetzte.
Die Bilder, die Benn nun von Nicolas' Sprung erreichten, waren ziemlich chaotisch. Nachdem Nicolas in der Luft war, wurde er zum Spielball der Schwerkraft und des Windes. Bis er endlich – Benn kam es wie eine Ewigkeit vor - das Antigrav-Aggregat einsetzte und damit den Fall abbremste. Benns Herz klopfte bis zum Hals, als Nicolas schließlich wie ein Fallschirmjäger zu Boden schwebte. Benn hasste diese Leidenschaft von Nicolas. Es hatte in der Vergangenheit immer wieder schwere Unfälle mit Springern gegeben.
Und am liebsten hätte Benn Nicolas übermittelt, dass durch diesen Sprung eventuell sogar ihr gemeinsamer Fluchtplan vereitelt werden konnte!
Zumindest für Nicolas!
Nicht nur dass er sich in Lebensgefahr brachte, nein, er brachte sich auch in Gefahr, bei dieser illegalen Aktion erwischt zu werden. Und das würde heißen, dass er für die nächste Zeit unter besonderer Beobachtung stehen und es sehr viel schwerer haben würde, sich noch frei zu bewegen. Und das wiederum hatte die Konsequenz, dass er vielleicht sogar das ganze Unternehmen in Gefahr brachte!
Aber das schien Nicolas nicht weiter zu belasten.
>Den Mist sehe ich mir nicht weiter an!<, sandte Benn an Nicolas und deaktivierte die Übertragung.
Seine Netzhautanzeige zeigte ihm im nächsten Moment nur einfach die Anzeige des Menues.
Dieser Irre!, dachte Benn nicht zum ersten Mal und es war ebenfalls nicht das erste Mal, dass er es bereute, Nicolas überhaupt in die Fluchtpläne eingeweiht zu haben.
Benn sandte ihm eine Nachricht, die seine Meinung kurz und bündig auf den Punkt brachte.
>Du bist bekloppt!<
>Hast du es gesehen? War geil!<, kam es zurück.
>Nein, ich habe es mir nicht angesehen! Wenn du auf dem Beton aufschlägst, will ich das nicht live mitkriegen, Nicolas!<
>Ach, ich schlage nirgendwo auf. Ich bin nur ein Springer, aber kein Platscher!<
Der Unterschied zwischen einem Springer und einem Platscher bestand darin, dass letztere ohne Antigrav-Aggregat von hohen Gebäuden sprangen und dabei die Absicht hatten, sich zu töten. Manchmal benutzen sie auch ein Antigrav-Aggregat und klinkten sich erst später aus, um gezielter auf dem Boden aufschlagen zu können. Ziel war es dabei, den eigenen Selbstmord möglichst effektvoll zu inszenieren, nur dass dabei (im Gegensatz zu den Amokläufern) niemand anderes in Mitleidenschaft gezogen werden sollte. Zumindest nicht körperlich. Der Schock, den es für Passanten nach sich zog, wenn plötzlich jemand vor ihnen aus großer Höhe auf dem Asphalt aufschlug, war natürlich einkalkuliert. Auf diese Weise konnte der Betreffende sicher sein, im Gedächtnis vieler Zeugen für immer gegenwärtig zu sein – ein Maß an Aufmerksamkeit, dass die meisten Platscher im Leben wohl nie bekommen hatten.
Springer wollten ihre Adrenalinprduktion ankurbeln, Platscher wollten genau dasselbe bei ihren unfreiwilligen Zuschauern erreichen. Benn hatte für beides nicht viel übrig. Dieser Idiot!, dachte er. Muss der in seinen Nachrichten an mich auch noch das Wort Platscher benutzen!
Je nachdem, wie scharf die Bundesnetzkontrolle im Moment in diesem Punkt eingestellt war, konnte dies dazu führen, dass Nicolas unter besondere Beobachtung gestellt und seine Netzkommunikation genauer unter die Lupe
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