Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)
Januar.“
„Wie kurzfristig?“
„Innerhalb weniger Stunden.“
Die Kahlköpfige mischte sich nun ein. „Ihr wollt wohl bis zum letzten Moment nicht auf eure Netzverbindung verzichten“, meinte sie. „Ein bekanntes Sucht-Phänomen.“
„Und ich würde sagen, dass dich diese Dinge nichts angehen!“, erwiderte Benn.
Cherry hob die Hände. Da, wo bei Tom eine Narbe zu sehen war, trug sie ein Tattoo – einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen. „Wir sind nicht die Bundesforce“, sagte Cherry. „Betrachte uns nicht als Feinde. Bahar hat uns bisher vertraut, dann wirst du es auch können!“
Benn warf ihr einen prüfenden Blick zu. „Das will ich hoffen“, meinte er.
Die Nachrichten von der Sonne waren wirklich mehr als ermutigend. Die Vorhersagen, was die Stärke des Sonnensturms anging, wurden ständig nach oben korrigiert. Und damit nicht genug! Man nahm an, dass es auch etwas früher als ursprünglich prognostiziert losgehen sollte. Ein erster kleinerer Plasma-Schauer hatte die Erde bereits erreicht. Nichts, worüber sich irgendein Netzbetreiber Sorgen machen musste, aber es reichte für ein paar nette Polarlichter bis auf den Breitengrad von Boston, Massachussetts.
„Ich hoffe, ihr habt alle ein Fahrrad – und zwar eins, das auch fährt und nicht nur eine verrostete Schrottschese, die jeden Moment zusammenbrechen kann!“, sagte Benn bei der letzten Besprechung, die sie alle vier in Nicolas' Gleiter abhielten. Zwei Tage noch bis Weihnachten. Die letzte Gelegenheit, den Ablauf noch einmal in allen Einzelheiten durchzugehen und vor allem letzte Details zu klären.
„Ich kann noch nicht einmal richtig Fahrradfahren“, meinte Nicolas.
„Dann solltest du die nächsten Tage zum Üben nutzen!“, sagte Benn. „Sonst bist du zu langsam. Wir fahren zu diesem Operateur, der schneidet uns die Chips heraus. Anschließend muss jeder von uns den an einen Ort bringen, wo seine Anwesenheit unverdächtig ist. Also am besten nach Hause. Wenn man uns dort im Falle einer Großfahndung ortet, wird man uns vielleicht erst einmal von der Liste der Verdächtigen streichen und wir gewinnen Zeit. Danach geht es dann zum Treffpunkt an der äußeren Barriere des Container-Terminals. Macht euch mit dem Gelände vertraut, so lange ihr noch eure Chips habt und online gehen könnt.“
„Was ist mit den Anzügen?“, fragte Nicolas.
„Ich dachte, die bringst du zum Treffpunkt mit!“, meinte Benn.
„Ausgeschlossen! Ich bin froh, wenn ich mich selber auf dem Rad halten kann! Mit so viel Gepäck wird das zum unkalkulierbaren Risiko!“
„Dann müssen wir sie am Treffpunkt deponieren. In der Nähe ist Vegetation. Ich denke, dass es dort geeignete Verstecke gibt“, schlug Benn vor.
„Du klingst wie jemand, der einen Kommando-Einsatz der Bundesforce vorbereitet!“, grinste Sara. „Ve-ge-ta-tion! Du meinst Büsche und Gestrüpp ...“ Sie grinste.
Nicolas verzog das Gesicht. „Ich glaube nicht, dass du weißt, wie so jemand klingt!“, erwiderte er.
„Die Sache wird jetzt ernst!“, fuhr Benn dazwischen und ignorierte die Einwürfe. „Falls wir irgendetwas Entscheidendes vergessen haben und deshalb geschnappt werden, dann werden wir nichts zu lachen haben.“
„Ja, und unsere Krankenversorgung wird dauerhaft auf den schlechtesten Tarif zurückgestuft“, ergänzte Nicolas. Er wandte sich an Bahar. „Nach deinem Netzverweigerer-Intermezzo dürftest du da sowieso schon angelangt sein, habe ich recht?“
„Ich habe eben nichts zu verlieren“, gab Bahar zurück. „Aber ich denke, das gilt doch wohl auf die eine oder andere Weise für uns alle, oder?“
„Ich weiß nicht“, sagte Nicolas und vergrub seine Hände tief in den Taschen seiner Hose. „Der Gedanke daran, alles hinter sich zu lassen, was man gekannt hat, ist schon sehr eigenartig. Ich meine, schon seit geraumer Zeit träume ich von nichts anderem und trotzdem ...“ Er zuckte mit den Achseln und ließ den Blick schweifen. Schweigen schlug ihm entgegen. Alle schienen ähnliche Gedanken zu hegen, aber es wollte wohl keiner in diesem Augenblick näher darauf eingehen. Dinge aussprechen und ihnen einen Namen geben hieß, ihnen auch Macht zu verleihen - so oder so ähnlich hatte Benn es mal einen seiner Fantasy-Charaktere formulieren lassen. Ihm fiel im Moment nicht mehr ein, wer es gewesen war. Gorian? Oder doch eher Lirandil oder einer, den er noch viel früher erschaffen hatte? Spielte eigentlich auch keine Rolle. In ihren grundlegenden
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