Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)
Vorsicht ja wieder aufgeben. Mit dem Fahrrad fahren hält zwar fit, aber andauernde Angstzustände sollen zu hohem Blutdruck führen und die Gefäße schädigen!“
„Wie wär's mal mit einer ehrlichen Antwort?“, ließ Benn nicht locker. „Du willst mich doch nur beruhigen und wenn wir dann unser Ding tatsächlich durchziehen, sitzen wir plötzlich in irgendeiner ausweglosen Sackgasse, nur weil du unbedingt noch ein paar überzählige Anzüge verkaufen musstest. So war's doch, oder?“
Nicolas Augen wurden schmal.
Sein Gesicht hatte nun einen sehr angestrengten, fast feindseligen Ausdruck.
„Kümmer dich einfach um deine Sachen, Benn. Und davon abgesehen: Du hast für deinen Anzug ja nichts zahlen müssen. Und dasselbe gilt für Bahar und Sara! Also hat auch keiner von euch das Recht, sich zu beklagen!“
„Das sehe ich anders. Ich will wissen, worauf ich mich einlasse. Also raus damit! Wie groß ist das Risiko? Wie viele Anzüge hast du noch verkauft?“
Nicolas atmete tief durch. In seinem Kopf schien es zu arbeiten. Offenbar sah er nun ein, dass er Benn nicht mit ein paar Sprüchen abspeisen konnte.
„Es ist nur ein weiterer Anzug gewesen, mehr nicht“, gab Nicolas schließlich zu. „Mann, ich wollte ein bisschen Kleingeld haben, wenn ich in die große weite Welt komme! Etwas Startkapital sozusagen. Es ist ja schließlich nicht jeder mit einem goldenen Löffel geboren oder mit einem Talent im Erschaffen von eigenartigen Kreaturen, für das man dann mit einem üppigen Preisgeld belohnt wird.“
„Das einzige, was ich an der Sache nicht verstehe, ist, wie du mutwillig unseren Plan aufs Spiel setzen konntest! Und wer weiß, vielleicht scheitert er ja doch noch deswegen!“
„Keine Sorge, das wird nicht passieren.“
„Versprich nichts, was du nicht halten kannst, Nicolas – denn diese Sache hast du nicht mehr in der Hand.“ Benn machte eine kurze Pause. „Was ist das für ein Typ, dem du den Anzug verkauft hast?“
„Einer, von dem ich nicht gedacht hätte, dass er so ein Spinner ist“, gab Nicolas zu. „Besser, du weißt nicht mehr darüber, als du dir ohnehin zusammenreimen kannst. Glaub mir. Hast du übrigens in den letzten Tagen die Vorhersagen für das Weltraumwetter verfolgt?“
Das sollte wohl das Signal dafür sein, dass das Thema Deflektor-Anzug für Nicolas damit erledigt war. Benn überlegte kurz, ob er ihn so davonkommen lassen sollte. Aber was wäre die Alternative gewesen? Sie konnten sich natürlich entschließen, den ganzen Plan abzublasen und in der Versenkung verschwinden zu lassen. Aber daran mochte Benn nicht mehr ernsthaft denken – schon deswegen nicht, weil es vermutlich Jahre dauern würde, bis mit dem nächsten Sonnensturm zu rechnen wäre, der heftig genug sein würde, um einen Shutdown zu erzwingen. „Ich lasse das Sonnenwetter ständig in meinem Netzhautdisplay anzeigen“, sagte Benn – und hatte sich dadurch quasi mit dem Themenwechsel einverstanden erklärt. Zumindest verstand Nicolas das so.
„Ich habe mich, ehrlich gesagt, nur sporadisch um die Wetterlage auf der Sonne gekümmert“, gab Nicolas zurück
Benn hob die Augenbrauen.
„Aber wie ich das verstanden habe, sieht es doch super aus! Das neue Jahr beginnt mit einem Sonnensturm, wie man ihn noch nie gemessen hat, und es wird einen so weitgehenden Shutdown geben, wie er bisher noch niemals durchgeführt wurde! Wenn wir also Glück haben, werden die Überwachungskameras ausgeschaltet sein, während wir über das Terminalgelände zu den Containern gehen. Aber das heißt ja wohl trotzdem nicht, dass unsere Übungen mit den Anzügen umsonst waren!“
„Warten wir es ab“, meinte Benn.
Sie trafen sich alle vier im BURGER OF LIBERTY. Es sollte ganz harmlos und unverfänglich aussehen. Aber wirklich wohl in seiner Haut fühlte sich momentan keiner von ihnen. Benn ertappte sich dabei, wie er immer wieder die Stelle an seinem Handgelenk berührte, unter der sich sein Chip befand. Netzlos. Das war für ihn eigentlich unvorstellbar. Fast war es, als stünde ihm eine Amputation bevor. Dabei war der Eingriff doch eigentlich eine Kleinigkeit – rein operationstechnisch gesehen.
Sara und Nicolas waren kurz nach Benn im BURGER OF LIBERTY eingetroffen. Nicolas versuchte seine Beklommenheit durch ein paar Witze zu überspielen. „Ich hoffe, uns ist nicht jemand im Deflektor-Anzug gefolgt!“, grinste er.
„Das ist nicht witzig“, beschied ihm Sara kurz und knapp.
„Wenn wir nicht auffallen wollen,
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