Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)
pubertätstypisch. Du solltest dich mal darüber im Netz informieren, M..., äh, Felicitas!“
„Ich will eine Antwort, kein Gelaber!“
„Ich will mehr Süßes essen dürfen, ohne euch und in ein paar Jahren mich selbst durch überhöhte Sozialabgaben zu ruinieren!“
„Also wegen der Fitness!“
„Exakt!“
Felicitas' Gesicht wirkte jetzt viel entspannter, als noch ein paar Augenblicke zuvor. „Dann sag das doch gleich! Ich habe schon gedacht, du hast diese Fantasy-Kreaturen satt und wolltest dich jetzt neuerdings diesen Radfahrergangs anschließen.“
„Keine Sorge!“, versprach Benn.
Radfahren war abgesehen von Zu-Fuß-Gehen die einzige Fortbewegungsart, die sich der öffentlichen Kontrolle weitgehend entzog. Trotz des erheblichen Straßenrückbaus während des gerade zu Ende gehenden 21. Jahrhunderts, gab es immer noch ein ausgedehntes Netz von breiten Betonbahnen, die kreuz und quer durch das Land führten. Selbst Naturparks wie das Ruhrgebiet oder die Geisterstädte der Netzverweigerer waren auf diesen Wegen gut zu erreichen. Bis die Vegetation sich diese Asphaltflächen wirklich komplett zurückerobert hatte, würde es noch lange dauern und ein Teil davon wurde zum Zweck der sportlichen Naherholung ohnehin erhalten.
Aber das Gute an einem Fahrrad war, dass es sich nicht in irgendwelche Systeme einloggte und auf diese Weise konnte hinterher nicht nachvollzogen werden konnte, wo man gewesen war. Zwar erstellte auch der Handgelenkchip ein Bewegungsprofil, aber das durfte nur bei konkretem Verdacht und für einen begrenzten Zeitraum durch die Behörden ausgelesen werden. Die Daten jeglicher Verkehrsmittel standen den Behörden hingegen uneingeschränkt zur Verfügung.
Vier Tage nach den Ereignissen im Holopark Süd wagte Benn schließlich einen Besuch bei Nicolas. Sicherheitshalber benutzte er dazu Lennarts Fahrrad.
Dass Nicolas keine Nachrichten mehr geschickt hatte, konnte zweierlei bedeuten: Möglichkeit eins war, dass er die Netznachrichten über die Ereignisse im Holopark Süd verfolgt und begriffen hatte, dass er jetzt besser datentechnisch für eine gewisse Weile den Kopf einzog und auf Tauchstation ging. Möglichkeit zwei war, dass man ihn bereits verhaftet und die entwendeten Anzüge schon konfisziert hatte.
In diesem Fall war ihr Plan natürlich gestorben.
Benn hatte sich in den letzten Tagen schon mal darüber informiert, ob es bei einem Total-Shutdown – also im Falle, dass der Sonnensturm wirklich mit einer völlig außergewöhnlichen Stärke über den Planeten hereinbrach – vielleicht doch möglich war, auch ohne Deflektoranzüge zu den Containern zu gelangen. Aber das war nicht so einfach und mit einem ungleich höheren Risiko behaftet.
„Hi, schön, dass man dich mal wieder sieht, Alter“, sagte Nicolas, als er ihn begrüßte. Benn bedeutete ihm mit einer Geste, zum Gleiter zu gehen. Erst dort würden sie offen sprechen können, denn überall sonst fürchtete Benn, dass sie vielleicht abgehört wurden. Davon abgesehen, durften Nicolas' Eltern natürlich nichts mitbekommen.
Auf dem Weg in die Garage trafen sie Nicolas' Vater kurz im Garten. Der Bundesforce-Offizier hatte offenbar seinen Weihnachtsurlaub schon angetreten. Die gewohnt spröde, knappe und für Außenstehende etwas unfreundlich wirkende Art, in der er Benn begrüßte, ließ diesen hoffen, dass immer noch alles in Ordnung war.
„Ich denke, du bist mir eine Erklärung schuldig“, sagte Benn, nachdem sich Nicolas scheinbar entspannt in einem der Sessel im Gleiter niedergelassen hatte und an der Simulationskonsole herumspielte.
„Hey Mann, immer cool bleiben. Nur weil bei eurem Holo-Drama-Event jemand so beknackt war, mit einem Tarnanzug der Bundesforce herumzulaufen und sich dann auch noch erwischen zu lassen, gefährdet das nicht unseren Plan, ja?“
„Reden wir mal Klartext, Nicolas! Du hast doch mit dem Auftauchen diese Anzugs etwas zu tun!“
„Benn!“
„So leicht kommt man nicht an diese Dinger heran! Du hattest eine einmalige Chance dazu und wenn ich das vollkommen normale Verhalten deines Vaters richtig interpretiere, dann ist er bis heute ahnungslos.“
Nicolas nickte. „Das interpretierst du in der Tat richtig. Also brauchst du auch nicht so ein Theater darum zu machen, okay? Dass du in den letzten Tagen meine Nachrichten ignoriert hast, verstehe ich sogar noch, aber nachdem bis heute noch kein Zielfahnder vor unserer Haustür stand, um mich mitzunehmen, könntest du deine übertriebene
Weitere Kostenlose Bücher