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Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)

Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Auslandsagent für deutsche Firmen sehr gut im Geschäft war. Da Jüngere nicht reisen durften, waren gerade exportorientierte Wirtschaftsunternehmen auf Leute wie ihn angewiesen. Auslandsagenten führten die Verhandlungen vor Ort oder wurden eingesetzt, um die Umstände vor Ort auszuloten und sich einumfassenderes Bild von dem Land und der Situation des Geschäftspartners zu machen.
    Herr Jörgensen konnte sich vor Aufträgen kaum retten, war aber auch fast nie zu Hause.
    „Ist Sara in ihrem Zimmer?“, fragte Benn.
    „Ja, ja ...“
    Emily Jörgensen hörte schon gar nicht mehr richtig hin. Auf einer der Holoprojektionen und Bildschirmflächen an der Wand tat sich etwas. Mehrere Pizza-Bestellungen gingen gleichzeitig ein, die koordiniert werden mussten. Eine Anzeige blinkte auf. Irgendein Pizzabäcker konnte zurzeit nicht liefern. Es galt also für alle Fahrer, diesen Produktionsort gar nicht erst anzufahren und anderswo Ware aufzunehmen.
    „Du kennst dich ja aus, Benn. Ich muss hier schnell mal ein paar Rückfragen beantworten“, sagte Saras Mutter.
    „Okay.“
    Benn ging zum Fitnessaufstieg. In alten Filmen und Online-Spielen mit historischem Background nannte man das eine Treppe. Aber in der realen Welt waren stufenförmige Aufstiege erst seit einigen Jahren wieder in Mode gekommen. Zur Zeit war es der letzte Schrei, Aufzüge zurückzubauen und gegen sogenannte „Treppen“ auszutauschen.
    Benn ächzte die Stufen hinauf.
    So was kommt dabei heraus, wenn alte Leute zeigen wollen, wie jugendlich und fit sie noch sind!, ging es ihm durch den Kopf. Wahrscheinlich war das eine Idee von Saras Vater gewesen. Typisch für seine Generation!, dachte Benn. Und typisch, dass er selbst zumeist gar nicht hier ist, um sich mit diesem Schwachsinn abzuquälen!
    Jedenfalls war Benn froh, dass er bisher durch seinen Einspruch erfolgreich hatte verhindern können, dass bei ihm zu Hause so ein innenarchitektonischer Unsinn gemacht wurde.
    Schließlich erreichte er Saras Wohnbereich.
    Nachdem er die Tür passiert hatte, hörte er sie auch. Sie spielte auf ihrer Violine ein Stück mit vielen Läufen. Der Bogen tanzte über die Saiten, die Finger bewegten sich mit der Geschwindigkeit und Präzision von Spinnenbeinen. Eine Strähne ihrer langen Haare war ihr dabei auf die Stirn geraten und hing nun mitten in ihrem Gesicht. Sie bemerkte das nicht. Ihre Augen waren geschlossen und ihre ganze Konzentration galt nur den Noten, die in diesem Augenblick zweifellos auf ihrer Netzhautanzeige erschienen.
    Benn sah ihr einige Augenblicke lang einfach nur zu. Er mochte es, wenn sie so sehr in ihr Geigenspiel vertieft war und sie alles andere um sich herum zu vergessen schien. Auf ihrem fein geschnittenen und an sich sehr glatten Gesicht erschien dann vor lauter Anstrengung manchmal eine Falte, die sich senkrecht über die Stirn zog. Eine Falte, die man auf den ersten Blick für ein Zeichen des Zorns halten konnte. Aber damit hatte das nichts zu tun. Vielmehr zeigte sich darin ein Höchstmaß an Anspannung und Konzentration.
    Plötzlich brach sie ihr Spiel ab.
    Wahrscheinlich hatte ihr die Netzhautanzeige irgendeinen schwerwiegenden Fehler angezeigt. Etwas, das nur jemand hörte, der sich mit dieser Art von Musik auskannte – oder eben ein unbestechliches Rechnerprogramm, das darauf getrimmt war, einem beim Üben auf Fehler und Ungenauigkeiten hinzuweisen.
    Sie öffnete die Augen und schrak im ersten Moment zusammen, als sie Benn sah.
    „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken!“
    „Wie lange bist du schon hier?“
    „Noch nicht lange. Aber es ist schön, dir beim Spielen zuzuhören.“
    „Danke.“
    „Du hast eine Begabung für Musik, das steht fest.“
    „Für jemanden, der nur Online-Unterricht hatte, spiele ich ganz passabel“, meinte sie. „Aber den Feinschliff müsste man woanders bekommen.“
    Sie seufzte.
    Benn wusste, was sie meinte. Ein Stipendium auf einem Music College in den USA oder Kanada – davon träumte sie. Unterricht bei einem richtigen Lehrer. Jemandem, der selbst ein Künstler war und ihr nicht nur die richtige Technik zeigen konnte, sondern auch, wie man den inneren Kern eines Musikstücks verstehen und durch sein Spiel hervorbringen konnte. Und später – Auftritte auf den großen Bühnen der Welt. Bühnen – nicht Online-Auftritte. Länder wie die USA, Kanada oder Australien ließen auch jungen Leuten volle Reisefreiheit, denn sie brauchten nicht zu fürchten, dass die Jungen nicht zurückkehrten.

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