Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Aufnahme von Flüchtlingen. Fakt ist: Er braucht einen militärischen Erfolg. Wie dringend er ihn braucht, zeigt die ganze Art und Weise, mit der Caesar diese für ihn so wichtige Mission vorbereitet. Er will sie unbedingt noch in diesem Jahr, auch wenn ihm klar sein muss, dass die Feldzugsaison für solch ein Unterfangen eigentlich schon viel zu weit fortgeschritten ist. Und deshalb erscheint der Aufbruch des großen Militärstrategen auch alles andere als koordiniert. Alles muss schnell gehen, wirkt überhastet, sogar oberflächlich. Die Aufklärung unter dem Kommando von Gaius Volusenus arbeitet schlampig. Wäre die Galeere nur ein wenig weitergefahren, hätte sie einen wesentlich besser geeigneten Platz für eine Landung entdeckt als den, an dem die Römer letztlich ihren ersten Versuch wagen. Und den Platz, den sie auswählen, erkunden sie nur unzureichend – mit verheerenden Folgen.
Auch die im Militärjargon sogenannte »Befehlskette« weist erhebliche Defizite auf. An dem Ort, wo sich auf 18 Schiffen die römische Kavallerie einschifft (wie vermutet dem modernen Ambleteuse), herrscht derartige Verwirrung, dass die Schiffe die Abendflut verpassen und erst erheblich verspätet mit der Morgenflut auslaufen können.
Caesars Schiffe wählen für die Überfahrt den direkten Weg von Portus Itius zum Ort des modernen Dover (»Ort am Wasser«, von keltisch dovr oder dwfr ), hier schon wissend, dass eine Landung wegen der beeindruckenden Kreidekliffs nicht möglich ist. Also wenden sie sich planmäßig nach Norden und wassern zunächst in der Gegend um das heutige Walmer und Deal, gegenüber einem Strand, den der Aufklärer Gaius Volusenus als sicher eingestuft hatte. Hier wartet Caesar auf die Kavallerie aus Ambleteuse.
Er wartet vergebens. Nicht nur, dass die 18 Schiffe zu spät ausgelaufen sind. Auf halbem Weg zwingen sie heftige Gegenwinde zurRückkehr an die gallische Küste. Am späten Nachmittag, um etwa 15.30 Uhr beschließt Caesar, den ersten Angriff auf Britannien ohne berittene Angriffstruppen zu führen.
Jetzt wird Caesar seine mangelhafte Aufklärung zum Verhängnis. Durch das Warten auf die Reiterei verpasst er die Flut, die es den tiefliegenden venetischen Schiffen ermöglicht hätte, nahe an den Strand zu fahren. Seine Legionäre müssen fast 200 Meter durch zum Teil hüfttiefes Wasser waten. Das wäre zwar an sich kein Problem, Legionäre gehen fast überall hin, solange sie nicht schwimmen müssen (was die wenigsten können). Aber der Strand ist keineswegs so sicher, wie Gaius Volusenus behauptet hatte. Schon allein die Wahl der Strecke für die Überfahrt sorgt dafür, dass die Britannier von Caesars Ankunft alles andere als überrascht werden. Denn natürlich stehen sie auf den Kreidefelsen von Dover und beobachten, wie die römische Invasionsflotte näher kommt. Als die Schiffe nordwärts schwenken, bereitet es der vorrangig aus Reitern und Kampfwagen bestehenden britannischen Streitmacht an Land keine Mühe, den Schiffen zu folgen, die in Küstennähe zu dem Ort fahren, an dem die Legionen an Land gehen sollen. Dort bezieht das vereinte keltische Heer unter der Führung des cantischen Herrschers Cingetorix Aufstellung und erwartet in aller Ruhe die nächsten Schritte der Römer.
Als Caesar schließlich den Angriff befiehlt, weigern sich die Männer zunächst, angesichts der sie erwartenden Übermacht und der selbst für den einfachen Soldaten erkennbar schlechten Ausgangssituation von Bord zu gehen. Der Knoten platzt schließlich, als laut Caesar der Standartenträger der X. Legion mit dem Zeichen der Legion ins Wasser springt und verkündet, dass er auf jeden Fall an Land gehen wird. Nun müssen ihm seine Kameraden folgen, wenn sie den Verlust des Adlers verhindern wollen. Erfunden oder nicht (denn solch eine heroische Tat liest sich in jedem Fall gut in Berichten), dies war das Signal für den Angriff.
Dieser erweist sich jedoch als äußerst schwierig. Die Britannier überziehen die sich mühsam an Land kämpfenden Legionäre mit einem Hagel von Speeren und reiten sogar ins Wasser, um die Römer bereits abzuwehren, ehe sie den Strand erreichen.
Jetzt kommt der strategische Genius des Gaius Iulius Caesar zum Zuge. Er nutzt aus, dass die wenigen römischen Schiffe – im Gegensatz zu den requirierten venetischen – einen geringeren Tiefgang haben, führt sie näher an den Strand heran und beginnt von ihnen aus, die Britannier mit Speeren und catapultae zu beschießen.
Als die ersten
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