Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
lässt nachsetzen, und auch Comms Reitereinheit gehört zu den Verfolgern …
Caesar hat militärische Überlegenheit selbst unter schwierigsten Bedingungen demonstriert.
Aus militärstrategischer Sicht könnte Caesar jetzt die Rückkehr anordnen, denn es sind ausreichend Schiffe wieder notdürftig zusammengeflickt, sodass sie die nur einige Stunden dauernde Überfahrt nach Gallien überstehen würden.
Politisch würde eine Abreise zu diesem Zeitpunkt jedoch bedeuten, dass alles umsonst war. Caesar müsste in Rom gute Erklärungen für den Verlust von zwölf Schiffen und einer nicht unerheblichen Zahl von Männern haben. Denn auf der Habenseite steht zwar ein militärischer Erfolg, der, weil jenseits der bis dahin bekannten römischen Welt errungen, durchaus Gewicht hat. Doch weder hat Caesar damitneue Territorien für Rom erstritten, noch haben sich neue (Tribut zahlende) Untertanen aufgetan. Fatalerweise hat er keinerlei Ressourcen, den Früchten seines Sieges hinterherzulaufen. Und so bleibt ihm nichts weiter übrig, als zähneknirschend zu warten.
Als die britannischen Stammesführer schließlich reumütig bei Caesar vorstellig werden, diktiert der in aller Eile seine Forderungen. Er verdoppelt die Zahl der zu stellenden Geiseln, ordnet dann aber etwas an, was auf die Stammesherren vermutlich eher befremdlich wirkt. Er will die Ankunft und Übergabe der Geiseln nicht mehr in Britannien abwarten, sondern befiehlt, dass die Betreffenden zu ihm nach Gallien geschickt werden. Dann brechen die Römer auf.
Ohne Comm, der in Britannien bleibt.
Kein Sieg und doch ein Sieg – und noch ein Opportunist
Kaum in Gallien angekommen rüstet sich Caesar für seine Weiterreise nach Rom. Die Bilanz seines ersten britannischen Abenteuers wirkt in seiner eigenen Wahrnehmung wahrscheinlich eher dürftig. Auch glaubt er vermutlich selbst nicht daran, dass sich die britannischen Stammesführer an die Abmachung halten und ihm die geforderten Geiseln schicken, mit denen er zumindest einen symbolischen Sieg hätte beweisen können. Und so befiehlt er seinem Stellvertreter Titus Labienus vor seiner Abreise, alle Vorbereitungen für einen neuen Invasionsversuch zu treffen.
Titus Labienus arbeitet außerordentlich gut und effektiv. Als Caesar – entgegen seinen eigenen Erwartungen mit größten Ehren und neuen Befugnissen ausgestattet – nach Gallien zurückkehrt, erwartet ihn eine Flotte von 600 neuen Schiffen. Ihre Bauweise zeigt, dass die Römer ihre Lektion gelernt haben: Sie sind breit und haben eine flache Unterseite, um möglichst nahe an der Strand heranfahren zu können.
Auch sonst erinnert die Streitmacht, die da jetzt, am 6. Juli des Jahres 54 v. Chr. gegen 20.00 Uhr auf die britische Küste zuhält, schon deutlich eher an ein Invasionsheer als die des vorigen Jahres: fünf Legionen mit Hilfstruppen und 2000 Reiter, mithin 30 000 Mann. Der Anblick der sich nähernden Flotte – 540 Transportschiffe (60 werden durch schlechtes Wetter in der Seinemündung festgehalten), 28 Galeeren und mehr als 200 private Schiffe von Freunden und Kaufleuten – muss beeindruckend sein. So beeindruckend, dass die Britannier diesmal gar nicht erst den Versuch unternehmen, sich den Römern schon bei der Landung entgegenzustellen, sondern sich auf besser zu verteidigende Positionen im Landesinneren zurückziehen.
Unter Zurücklassung von 5000 Legionären und 300 Reitern beginnt Caesar aus dem Ausschiffen heraus mit einem Nachtmarsch von gut 20 Kilometern. Etwa vier Kilometer westlich vom heutigen Canterbury kommt es am 7. Juli zur ersten Schlacht.
Die Cantii sind kein Gegner für die bestens vorbereiteten Römer. Auch Rückzüge in die Wälder und schließlich in eine Hügelfestung (das heutige Bigbury) helfen nichts. Die Römer halten sich gar nicht erst mit Belagerung auf, sondern setzen sofort zum Sturm an.
Die Cantii fliehen.
Dann hat Caesar ein Déjà vu. In der Nacht vom 8. auf den 9. Juli zerstört ein schwerer Sturm die vor der britischen Küste ankernde Flotte. Er bricht die Verfolgung der Cantii ab und kehrt zum Basislager zurück. Seinen 48. Geburtstag verbringt Caesar inmitten seiner zerschmetterten Schiffe in Trauer um seine Tochter und seinen Enkel, von deren Tod er durch einen Boten ebenfalls an diesem Tage erfahren hat.
Bis zum 19. Juli dauern die Reparaturarbeiten an. Als Caesar dann zum nächsten Inlandsmarsch aufbricht, hat sich die Situation auf britannischer Seite in mehrfacher Hinsicht geändert. Zum einen haben
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