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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Caesar hat mich davon überzeugt, dass es meinem Stamm nicht anders ergehen würde, wenn ich mich gegen Rom stelle. Daher bin ich heute sein Bote.«
    Er macht eine Pause. Noch immer schlägt ihm eisiges Schweigen entgegen. ›Hoffentlich lassen sie mich zu Ende reden!‹, denkt er.
    »Die Forderungen des Caesar sind klar – und ich bitte die edlen Herren, meine Worte jetzt als die des römischen Feldherrn zu nehmen. Caesar fordert die Völker diesseits des Wassers auf, sich ihmund damit Rom zu unterwerfen. Sie werden Rom einen jährlichen Tribut zahlen, dessen Höhe noch festzulegen sein wird. Und um sich auch immer daran zu erinnern, sollen die vornehmen Familien der Stämme Geiseln stellen. Sollten die Stämme ihre Unterwerfung nicht unverzüglich erklären und seinen Forderungen nicht bis zum Ende des Sommers nachkommen, wird Caesar seine Legionen herüber bringen und den Krieg, den er jenseits des Wassers führt, auch in die hiesigen Gebiete tragen.«
    Diesmal dauert das Schweigen nur den Bruchteil eines Augenblicks, dann bricht die Empörung lautstark aus den versammelten Stammesführern heraus. Comm schweigt. Auch das gehört zu seinem Plan: Der Ärger über die unsäglichen Forderungen, der Hass auf die Römer muss sich aufbauen. Die Situation darf nur nicht eskalieren. Comms Augen zucken nervös, immer darauf gefasst, dass einer aus der Runde mit gezogenem Schwert auf ihn zustürzt oder dass ihn von irgendwo aus dem Dunkel des Waldes, der sie umgibt, ein Speer niederstreckt.
    Schließlich, als Comm befürchten muss, nicht mehr gehört zu werden, tritt er nach vorn, weiter in den Kreis hinein, hebt die Arme und ruft, nein, brüllt: »Hört mich weiter an! Ich bin noch nicht fertig! Bitte, lasst mich doch ausreden!«
    Es dauert eine Weile, bis der Tumult nachlässt. Als es ruhig ist, glaubt Comm, die ihm entgegenschlagende Feindseligkeit körperlich spüren zu können. Er fühlt einen leichten Schmerz in seiner Brust, der vom flachen Atmen herrührt. Das hier ist doch erheblich schwieriger, als er es sich in den vielen zurückliegenden Nächten ausgemalt hat. Und er hofft, dass am Ende doch das große Gefühl des Triumphes siegen wird, das er in seinen Träumen schon so intensiv gespürt hatte.
    »Wie gesagt«, nimmt er seine Rede wieder auf, »das sind die Worte des Caesar. Und wir täten gut daran, sie sehr ernst zu nehmen. Aber …«
    Die unverändert finsteren Gesichtsausdrücke sagen ihm, dass es der falsche Moment für Effekthascherei ist.
    »Aber jenseits des Wassers waren die Stämme sich uneins gegen die Römer, haben sie sogar um Hilfe gebeten, sich ihnen angebiedert. Einige Stämme stellen ihnen inzwischen sogar Krieger! Dazu kommt, dass es Rom dort drüben leichtfällt, den Nachschub der Legionen zu organisieren oder sich sogar Verstärkung aus Rom zu holen.«
    Comm sieht, wie sich die Gesichter ein wenig entspannen, nicht viel, aber immerhin erkennt er, dass sie gewillt sind, ihn anzuhören. Er hat sie gepackt, jetzt muss er sie festhalten, für sich gewinnen.
    »Hier, diesseits des Wassers, liegen die Dinge anders. Die Möglichkeiten Roms, viele Männer per Schiff überzusetzen, sind beschränkt. Hier wären die römischen Truppen von ständiger Versorgung und schnellen Rückzugsmöglichkeiten abgeschnitten. Natürlich sind sie nicht zu unterschätzen. Aber wenn wir ihnen gemeinsam entgegentreten, könnten wir es schaffen, dass das Wasser die Grenze zwischen römischem Hoheitsgebiet und dem Territorium der freien Völkerschaften bleibt.«
    Zustimmendes Gemurmel antwortet ihm, etwas zögerlich und verhalten zwar, aber er hat es geschafft, das Blatt zu wenden.
    Jetzt ist der Augenblick für seinen eigentlichen Coup gekommen.
    »Ich bin aber nicht nur gekommen, um euch zu berichten. Wir sind uns einig darüber, dass die Römer nur durch Stärke und Einigkeit geschlagen werden können. Ich habe aber auch erlebt, dass dies nicht ausreicht. Es bedarf einer starken Führung. Ich sehe hier viele Führer versammelt, und das stimmt mich froh und zuversichtlich. Ich sehe aber auch Unentschlossenheit und Zurückhaltung, und genau diese beiden Eigenschaften waren es, die viele Völker jenseits des Wassers unter das Joch der Römer gebracht haben. Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber Unentschlossenheit und Zurückhaltung fallen mir ausgerechnet bei den Herren des Rates der diesseitigen Atrebates auf.«
    Diesmal unterbrechen ihn erwartungsgemäß empörte Rufe in seinem Rücken. Die Herrscher der Cantii,

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