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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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bereits in der Vergangenheit gesehen, dass es immer wieder Männer gibt, die für eine Karriere von Roms Gnaden sehr weit gehen. Und so ist wieder einmal die Zeit für eine der zahlreichen zwielichtigen Gestalten der keltischen Geschichte gekommen, für einen Mann namens Cogidubnus (so sein romanisierter Name), seines Zeichens Atrebate und – welche Überraschung! – Nachfolger des Verica und somit ein Nachfahre des Comm. Mit Roms Hilfe wird er so etwas wie der »Interimsmanager« für einen Pufferstaat, der den Handel im Sinne von Rom kontrolliert und Ostorius Scapula im Westen den Rücken freihält, bis dieser seine Probleme im Südosten gelöst hat. Dass das Ganze von vornherein als Übergangslösung gedacht ist, zeigt die Tatsache, dass dieser Pufferstaat bei der ersten Westwärtsbewegung der römischen Truppen einverleibt wird und der Name Cogidubnus von der Bildfläche verschwindet.
    Das eigentliche Übel erwächst aus einer schlichten militärischen Notwendigkeit heraus. Im Jahr 49 n. Chr. läuft für einen großen Teilder römischen Legionäre die Dienstzeit ab. Der Eintritt in das Veteranendasein wird römischen Legionären standardmäßig durch verschiedene Annehmlichkeiten, wie der Erlaubnis zu heiraten, versüßt. Daneben wird ihnen ein Stück Land zugewiesen, auf dem sie und ihre Familien ihren Lebensabend verbringen können. Das Landproblem löst Ostorius Scapula auf die ihm eigene unsensible, wenn auch zugegebenermaßen pragmatische Art und Weise. Er erhebt zunächst die ehemalige Hauptstadt der Cassi Camul Dun zur neuen Hauptstadt der römischen Provinz Britannia und geht dabei sogar so weit, die ehemalige Residenz des Herrschers zu schleifen und darauf ein römisches Fort zu errichten. Dann requiriert er von den Einheimischen umliegende Ländereien und verteilt sie an seine Veteranen. Es stört ihn dabei wenig, dass die Landeigentümer Trinovantes sind, die den Römer eigentlich wohlgesonnen sind, seit diese sie von der Herrschaft der Cassi befreit haben.
    Das Resultat dieser Landnahme ist die römische Veteranenkolonie Camulodunum, die künftig den Grundpfeiler der römischen Provinzialverwaltung bilden soll. Dass die Freundschaft der Trinovantes zu Rom dabei merklich abkühlt, scheint von untergeordneter Bedeutung zu sein. Die Römer sind sich bereits nach 17 Jahren ihrer Vormachtstellung so sicher, dass sie meinen, es sich leisten können, auf Verbündete zu verzichten.
    Den schwerwiegendsten Fehler jedoch begeht Ostorius Scapula im Nordosten, im heutigen East Anglia. Die dort lebenden Iceni haben in der Vergangenheit bereits Caesar unterstützt und gelten als Freunde Roms. Dies wurde bislang dergestalt gewürdigt, als dass die Iceni unter eigener Verwaltung bleiben und ihr Herrscher Antedios den Status eines Klientenkönigs von Roms Gnaden innehat. Für die Entwicklung der neuen Provinz sind sie wichtig, da sie mit dem Fluss Wash eine wichtige Wasser- und Handelsstraße kontrollieren.
    Was kann sich ein Statthalter mehr wünschen, als einen ihm freundlich gesonnenen Staat, der ihm im Nordosten im Zweifelsfall auch militärisch den Rücken freihält? Vor allem, wenn man gerade einen Vorstoß nach Wales plant?
    Was Ostorius Scapula sich wirklich wünscht, wird wohl im Dunklen bleiben. Vermutlich strebt er nach der totalen Kontrolle, und in diesem Konzept haben nicht direkt von ihm regierte »Freunde« keinen Platz. Nur so ist es zu erklären, dass er plötzlich – ohne jeden Anlass – in icenisches Territorium einmarschiert und von den entsetzten Kriegern der Iceni die Übergabe der Waffen fordert.
    So behandelt man Freunde nicht. Die Iceni rebellieren, werden jedoch schon im Versuch niedergeworfen. König Antedios, der seinen Stamm offenbar nicht im Griff hat und somit als nicht mehr verlässlich gelten kann, verschwindet auf wundersame Weise und wird ersetzt durch den Wunschkandidaten des Scapula, den servilen Römerfreund Prasutagus.
    Vorerst scheint die Situation bereinigt. Prasutagus wird mit entsprechenden Privilegien ausgestattet und schöpft sicher auch materiell keine Nachteile aus seiner »Beförderung«. Er geht in seiner Annäherung sogar so weit, den Kaiser in Rom zu seinem Miterben zu machen, eine bei Klientenkönigen im römischen Rechtsraum übliche Praxis.
    Kaum sind die Iceni wieder friedlich, braut sich Ärger in Wales zusammen, genauer bei den Silures. Wie ernst die Lage ist, zeigt, dass sie zur Bekräftigung ihrer Zusammengehörigkeit damit begonnen haben, die römischen

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