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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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in Frieden lassen, hat höchst menschliche Gründe. Ecgberth stirbt. Nach seinem Tod entbrennt ein interner Machtkampf bei den Angelsachsen, der sie für mehr als 80 Jahre von weiteren Eroberungszügen abhält. Erst Athelstan widmet sich nach mehreren Kämpfen im Norden 930 wieder den kern weahlas . Mit mäßigem Erfolg. Strategisch treibt er die Grenze zwischen angelsächsischem und keltischem Territorium an den Fluss Tamar zurück und erklärt ihnen seine Oberherrschaft. Doch von einer Unterwerfung sind die Kelten weit entfernt. Auf dem Papier mögen sie eine Art »Provinzstatus« innehaben, formell den Angelsachsen unterstehen, doch sieht die Realität anders aus. Kernow bleibt eigenständig. Die Gesetze, nach denen die Gesellschaft funktioniert, sind die alten keltischen. Die Verwaltungsstrukturen, die Stammes- und Clanhierarchien bleiben unverändert bestehen.
    Ab 1066 übernimmt mit den Normannen vom europäischen Kontinent eine neue Herrscherfamilie die Königswürde in Britannien. Die früheren Besieger der Kelten werden nun ihrerseits Untertanen, Lehnsmannen der Normannen. Denen reicht im Bezug auf die kernoi die rein formelle Anerkennung ihrer Oberherrschaft nicht aus. Kernow – Cornwall wird nun auch real als Bestandteil des modernen England dargestellt. Die keltischen Verwaltungsstrukturen verschwinden.
Zurückgedrängt und abgeschnitten
    Im Südwesten bezeichnen sich die Bewohner, außer mit ihren Stammes- oder Clansnamen, tatsächlich selbst als kernoi – Krieger. Bis heute nennen sie ihr Land selbst Kernow .
    Die Einwohner der Königreiche Gwynedd , Gwent , Dyfed und Powys , von den Angelsachsen ebenfalls als kern weahlas bezeichnet, nennen sich in ihrer Sprache bis heute selbst einfach cymry – Landsleute. Die vom Typus her eher an Iberer erinnernde cymry bedenken die Angelsachsen ihrerseits mit dem Namen granwynion – »Bleichgesichter«. Hier überlebt als offizielle Bezeichnung des Landes das angelsächsische Element, wenn auch nur als Bruchstück: Wales, von weahlas .
    Ende des 7., Anfang des 8. Jahrhunderts sind die cymry in Wales noch immer unbesiegt. Und das bleiben sie, selbst als Mercia unter seinem stärksten König Offa ab 774 zum mächtigsten Königreich Britanniens heranwächst. Offa bringt bis 780 außer East Anglia auch Essex, Kent und Teile von Wessex unter seine Kontrolle und avanciert laut der Angelsächsischen Chroniken, zum rex totius Anglorum patriae , zum König ganz Ænglalands.
    Ist Offa in seinen Bestrebungen, die anglischen und sächsischen Königreiche unter seiner Herrschaft zu vereinigen, zu abgelenkt,um ernsthafte Vorstöße nach Westen zu unternehmen? Schreckt ihn die Kombination aus wehrhaften Königreichen und schwer zugänglicher Landschaft ab? Oder will er keine militärischen Kräfte binden in Schlachten gegen Menschen, die sich selbst einigermaßen ruhig verhalten?
    So ganz wohl ist es Offa bei dem Gedanken an seine westlichen Nachbarn jedoch anscheinend nicht. Und wenn er sie schon nicht unterwirft, so möchte er wenigstens dafür sorgen, dass er für seine Aktivitäten den Rücken frei hat. Bis jetzt war die Grenze zwischen den Kelten und Mercia unsichtbar. Offa macht sie nicht nur sichtbar, er macht sie körperlich. Er verbindet die Flüsse Severn und Dee durch einen Wall und schließt damit die Kelten auf der walisischen Halbinsel ein.
    Offa’s Dyke markiert die endgültige Grenze zwischen dem keltischen und dem angelsächsischen Hoheitsgebiet. Auch die ab dem 11. Jahrhundert auf die Britische Insel – 1066 Wilhelm der Eroberer – eindringenden Normannen lassen diese Grenzbefestigung zunächst unangetastet und begnügen sich stattdessen damit, zusätzlich eine militärische Pufferzone zwischen England und Wales zu schaffen.
    In dieser Abgeschlossenheit leben die keltischen Werte und Strukturen ungestört weiter, Rivalitäten zwischen den Königreichen und Privatkriege zwischen den einzelnen Clans eingeschlossen. Wenn man die Erzählungen der beiden walisischen Barden Taliesin und Aneirin liest, taucht man ein in eine keltische Welt, die den Anschein erweckt, als hätte die gallische La-Tène-Zeit nahezu unverändert überlebt. Barden singen Lob- oder Schandlieder über Kriegsherren, preisen deren Großzügigkeit und Heldentaten. Krieger feiern ausgiebige Gelage, prahlen mit ihren eigenen Taten, schlagen und töten sich gegenseitig um der Ehre und des Status’ willen. Doch Taliesin und Aneirin leben nicht im 4. vorchristlichen, sondern im späten 6.

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