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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Geschichtsbüchern werden sie Pikten genannt. Tätowierungen sind eine Art permanenter Kampfschmuck aller Krieger, unabhängig von einer Stammeszugehörigkeit. Da sich die Stämme in Zeiten akuter Bedrohung von außen zu einem Kampfverband zusammenschlossen und sich auch Frauen tätowierten, wird der Begriff am Ende pauschal für die gesamte Bevölkerung jenseits des Antoninuswalls verwendet.
    Zwischen dem ersten und dem 5. Jahrhundert verschwimmen die Stammesgrenzen. Neue Herrschaftsbereiche, Provinzen entstehen, so wie Fortriu Fib unmittelbar hinter dem Antoninuswall, das nördlich davon liegende Athflotla , Circinn an der Ostküste, um das heutige Aberdeen herum, Fidach , südlich von Burghead, Druimalban westlich von Loch Ness und schließlich Cait im Norden.
    Die Pikten sind als alles andere als primitiv. Zumindest von den Einwohnern in den Grenzgebieten zur römischen Provinz ist bekannt, dass sie zweisprachig sind. Neben einem Dialekt des Brythonischen, der keltischen Sprache der Britannier, die dem Walisischen und Cornischen ähnelt, sind Elemente einer weiteren, bislang noch nicht identifizierten Sprache überliefert. Von dieser weiß man heutenur, dass sie nicht zur indogermanischen Familie gehört. War hier die Überlagerung der ursprünglichen Sprache durch die keltische »Lingua franca« aufgrund der Entfernung vom Kerngebiet ihrer Ausbreitung, dem Südosten, unvollständig?
    Das Ergebnis der relativen Isolation von anderen Kulturen ist eine fast völlig in sich geschlossene Geisteswelt. Ein nicht unerheblicher Teil dieser hat überlebt, in Stein.
    Die piktischen Steinskulpturen erlauben uns einen kleinen Blick in eine hochkomplexe Gedankenwelt. Ungefähr 50 mystische Symbole wurden bislang identifiziert, darunter viele Tiere sowie einfache Hausgeräte wie Kamm und Spiegel. Die Entschlüsselung der Steinskulpturen stellt die Wissenschaftler immer noch vor große Rätsel. Die meisten der Symbole sind piktischen Ursprungs, mit Ausnahme derjenigen, die eindeutig mit der Ausbreitung des Christentums in Verbindung gebracht werden können. Sie treten fast immer in Gruppen von zwei bis vier Symbolen auf einem Stein auf. Darüber hinaus ließen sich drei verschiedene Kategorien von Steinskulpturen identifizieren: Steine mit mystischen Symbolen, Steine, auf denen diese in Verbindung mit sogenannten keltischen Kreuzen auftauchen und solche, die Menschen und historische Szenen wie Kämpfe gegen fremde Heere darstellen. Doch ist es – mit einigen Ausnahmen – meist nicht möglich, sie einer konkreten Zeit zuzuordnen. Natürlich können christliche Symbole überhaupt erst ab dem 5., eher noch dem 6. Jahrhundert auftauchen. Hin und wieder kann auch das dargestellte historische Ereignis mit einiger Sicherheit bestimmt werden. Doch von der Form auf die Zeitperiode zu schließen ist unmöglich, denn wahrscheinlich haben alle drei Formen mehr oder weniger parallel existiert.
    Zumindest gibt die Fundstätte der Bildersteine einen Aufschluss über die Verteilung der piktischen Bevölkerung. So gab es Siedlungszentren westlich von St. Andrews und Dundee, westlich von Aberdeen und südlich von Burghead. In geringerer Häufung finden sich die Steinskulpturen bis hoch zu den Orkney Islands und die Isle of Skye.
    Viele Jahrhunderte lang sind die Pikten die uneingeschränkten Herren der schottischen Highlands und der Inseln. Doch bereits Mitte des 4. Jahrhunderts erhalten sie Konkurrenz.
Die »Seeräuber«
    In den letzten Jahrzehnten der römischen Besetzung in Britannien werden die Küsten der Insel verstärkt von Plünderern heimgesucht. Im Südosten sind es vor allem die germanischen Sachsen und Franken, die die Stabilität der Grenzen des römischen Reiches gefährden.
    Die Männer, die zur gleichen Zeit im Nordwesten, weit außerhalb der römischen Provinz anlanden, sind keine Germanen. Es sind vielmehr die westlichen Nachbarn der Pikten von jenseits des North Channel, aus dem Gebiet der modernen Provinz Ulster. Ihre Heimat ist das irische Königreich Dál Riada . Auch sie rauben, morden und stehlen, doch etwas unterscheidet sie von den Germanen. Sie sprechen Keltisch.
    Die Neuankömmlinge im Norden haben nicht vor, wieder nach Irland zurückzukehren. Bald entstehen kleine, sich selbst verwaltende Kriegersiedlungen, ohne dass man zu diesem Zeitpunkt schon von einer Kolonie im Sinne einer politischen Einheit sprechen könnte.
    Das altkeltische Wort für »Seeräuber« ist übrigens scotii , eingedeutscht: Skoten …
    367 n.

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