Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
erschlagen.
Geschwächt und übernächtigt setzen sie am nächsten Tag ihren Kampf gegen die ausgeruhten Griechen fort. Diese erhalten unerwartete Hilfe: Das Orakel von Delphi hatte den Verteidigern die Hilfe der »weißen Jungfrauen« vorausgesagt. Die Bedeutung der Prophezeiung wird nun deutlich. Ein Schneetreiben beginnt, und die großen tanzenden Schneeflocken verwirren die Kelten derart, dass es den Griechen in diesem Aufeinandertreffen sogar gelingt, Brennus zu verwunden.
Irgendwie schaffen es die Kelten, sich aus der unmittelbaren Kampfzone zurückzuziehen und auf einem kleinen Plateau ein provisorisches Lager zu errichten. In nur eineinhalb Tagen haben sie mehr als 12
000 Krieger verloren.
Und es ist noch nicht vorbei …
Aleso kann nicht denken. Die Gedanken entgleiten ihm, kaum dass sie in seinem Kopf sind. Mit beiden Händen hält er sein Langschwert und schlägt damit auf die schattenhaften Gestalten ein, die von überall her auf ihn eindringen. Es müssen Tausende sein!
Die Nacht ist heller als die davor, und es schneit auch nicht, trotzdem kann er kaum etwas erkennen. Die Griechen erscheinen riesig, eingehüllt in halbdurchsichtige blaue, weiße und rötliche Schleier.
Sind das überhaupt Menschen?
Das ganze Lager kämpft. Die Angreifer schreien mit heiseren Stimmen abgehackte Sätze. Dann wird er getroffen. Er sieht die Wunde an seinem Oberarm klaffen und das Blut fließen, doch es ist nicht anders, als hätte er im Gedränge einen leichten Stoß empfangen. Einen Augenblick lang starrt er auf die Verletzung, aber sein Körper gehört ihm nicht. Er spürt an der Stelle nur einen schwachen Druck und eine kribbelnde Wärme. Ohne zu wissen, woher die Kraft kommt, reißt er sein Schwert hoch und wirft sich auf seinen Gegner; doch ein mächtiger Hieb löst die Waffe aus seinem festen Griff und schleudert sie mehrere Schritte weit weg.
Das Schwert hat die Erde noch nicht berührt, da hält seine Hand bereits den Dolch. Er stürzt sich auf sein Gegenüber, der bereits zumnächsten Schlag ausgeholt hat, und reißt ihn zu Boden. Nur eine kleine Weile ringen sie miteinander, der andere gewinnt für einen Moment die Oberhand, doch dann bekommt Aleso die Dolchhand frei und stößt zu. Er spürt über sich das Aufbäumen seines Gegners, der seltsamerweise kein Gesicht hat. Plötzlich fällt der Mann schwer auf ihn, so schwer, dass Aleso in einem Anfall krampfartiger Angst wieder zustößt. Und wieder. Noch einmal. Er wälzt sich mit dem bereits Toten über den Boden und sticht weiter in den leblosen Körper.
Dann liegt er still. Um sich herum hört er das Stampfen der Füße, die Flüche der Kämpfenden, das Aneinanderschlagen der Schwerter, die Kampfschreie der Sieger und die Todesschreie der Sterbenden.
Er richtet sich auf und sucht nach seinem Schwert.
Auf einmal sieht er nur noch die feurigen Räder des Taranis …
… Sein innerer Lebensgeist hat ihn geweckt, bevor ihn die Kälte in die Andere Welt holen konnte. Etwas verklebt seine Augen, sodass er sie nicht öffnen kann. Tastend greift er neben sich, kratzt etwas Schnee zusammen und befeuchtet damit seine Augenlider. Er zuckt zusammen, als sich die Kruste schmerzhaft von seinen Wimpern löst. Dann endlich kann er wieder sehen.
Im selben Augenblick wünscht er, er wäre blind.
Der Schnee hat die Farbe der schmutzigbraunen Schicht, die sich auf eisernen Gegenständen bildet, wenn diese mit Wasser in Berührung gekommen oder sehr alt sind. Doch eigentlich ist vom Schnee nicht allzu viel zu sehen. Das kleine Felsplateau, auf dem die Gallier gelagert haben, ist dunkel von Leichen.
Fassungslos steht Aleso auf. Sein Blick fällt auf seine Hände. Sie sind rot. Er spreizt die Arme ab und sieht an sich herunter. Nichts. Mehr zufällig kratzt er sich am Kopf, dann weiß er, woher das Blut kommt. Er tastet seinen ganzen Schädel ab und fühlt eine große, dicke Kruste über dem rechten Ohr. Die Stelle ist geschwollen und schmerzt bei der Berührung. Wahrscheinlich ist diese große Wunde der Grund dafür, dass er noch lebt. Wer immer ihn niedergeschlagen hat, muss ihn für tot gehalten haben.
Langsam setzt er sich in Bewegung. Es ist ein grauenhaftes Bild. Aufgerissene Leiber und abgeschlagene Gliedmaßen liegen überall verstreut. Die toten Gallier sind nicht zu zählen. Aber wo …?
Abrupt bleibt Aleso stehen. Er überwindet seine Übelkeit und sieht nach unten. Langsam lässt er seinen Blick schweifen. Er beginnt schwer zu atmen. Er schließt die
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