Herrscher der Eisenzeit
auch die Göttlichen ihren Meister fanden, im Volk der Söhne Mileds, die ein großes Kriegervolk waren. Doch das Volk der Göttin Dana wurde von den Söhnen Mileds nicht ausgerottet, sodass wir heute sagen, dass die Weisen und Gelehrten des Landes von ersteren, und die stolzen Krieger von letzteren abstammen.«
»Und wie kommt es, dass man dich heute Túan mac Cairill nennt?«, fragt Finnen, der als Erster die Sprache wiedergefunden hat.
»Nach meiner nächsten Wandlung wurde ich als Lachs wiedergeboren. Über viele Jahre entging ich den Fallen und Angeln, bis ich letztlich doch gefangen wurde. Ich landete auf dem Tisch des Königs Cairill, doch nicht er, sondern seine Frau begehrte mich zu essen, und sie begehrte mich so sehr, dass sie mich allein und ganz aß. Sie wurde schwanger, und so wurde ich diesmal als Mensch von einer Mutter geboren, und war damit Túan, Sohn des Cairill. «
St. Finnen lebte Ende des 6. Jahrhunderts in Moville, in der heutigen irischen Grafschaft Donegal. Aufgezeichnet wurde die Geschichte des Túan mac Cairill um 1100. Dasselbe Manuskript relativiert einige Aspekte aus der Erzählung des Tuan. So sterben nicht alle Nemedianer, sondern »nur« 2000. Auch berichtet das Manuskript abweichend von Túan mac Cairill, dass die Formorianer eine Weile real über Irland geherrscht haben sollen. Es muss eine Schreckensherrschaft gewesen sein, denn die Legenden besagen, dass die Formorianer als Tribut zwei Drittel der Milch und zwei Drittel der Kinder von den Nemedianern fordern. Diese erheben sich schließlich und nehmen unter der Führung dreier Clansführer das Machzentrum der Formorianer, den Turm des Conann auf Tory Island ein. Conann selbst wird getötet, doch dann kehrt Morc mit einem frischen Heer zurück und reibt die Nemedianer fast vollständig auf. Der Sage nach überleben nur 30 von ihnen, die Irland verlassen.
Viel wird auch über das »Volk der Göttin Dana« ( Tuatha Dé Danann ) spekuliert. Die Tuatha Dé Danann werden der Sage nach von den Söhnen Mileds besiegt, verlassen die Insel jedoch nicht, sondern beschließen in Zukunft unterirdisch zu leben. Mit dem Vordringen des Christentums ist ihnen ein eigenes Schicksal beschieden. In der Erinnerung der Menschen werden sie von Göttern und Halbgöttern zum »Kleinen Volk«: Feen, Kobolde und Trolle. Interessant ist, dass sie gedanklich nicht mit Wissenschaft und Dichtkunst verbunden werden, sondern mit eher bodenständigen Dingen wie dem Ackerbau und der Viehzucht und damit im Zusammenhang stehenden Fruchtbarkeitsriten, und dass sie dort wohnen, wo die Kelten die Übergänge zur Anderen Welt vermuteten: Hügel (bevorzugt Beerdigungshügel), Flüsse und Seen. Gekommen sind die Tuatha Dé Danann ursprünglich aus vier mystischen Städten. Eine dieser Städte ist Falias, der angebliche Ursprungsort des Lia Fail , des Steins von Scone, der später zum Krönungsstein der schottischen Könige wurde …
Die Söhne des Miled sind in der historischen Wahrnehmung letztlich reale Menschen, die sich gegen die Zauberkräfte der Tuatha Dé Danann durchsetzen und schließlich Irland beherrschen. Sie sind es, von denen die Menschen in Irland viele Jahrhunderte lang ihre eigene Abstammung ableiten werden. All das sind Mythen und Legenden, die über viele Jahrhunderte mündlich überliefert und schließlich ab dem 12. Jahrhundert niedergeschrieben wurden.
Doch sind sie wirklich nur das?
Der Anfang – die historischen Realitäten
Das Lebor Gabála , das »Buch der Invasionen«, ein vermutlich im 9. Jahrhundert entstandenes und im 11. Jahrhundert zusammengestelltes Sammelwerk aus verschiedenen Erzählungen und Gedichten in mittelirischer Sprache, zeichnet ein lebhaftes, geheimnisvolles, farbenfrohes Bild der Besiedlungsgeschichte Irlands. Doch wie viel davon ist Mythos und wie viel reale Geschichte?
Das Buch der Invasionen hat einen großen Nachteil: Es gibt keine zeitlichen Bezüge, an denen sich reale geschichtliche Ereignisse festmachen lassen. Und so bleibt das meiste am Ende der Spekulation überlassen.
Die wenigen durch die Archäologie untermauerten Fakten sprechen gegen das Lebor Gabála . Die Funde geben keinerlei Hinweise auf aufeinanderfolgende Wellen von Einwanderern im Sinne von großen Menschenzahlen. Das lässt nur einen Schluss zu: Das keltische Irland ist – wie auch das keltische Britannien und das keltische Gallien – aus sich heraus gewachsen. Nur so erklärt sich, dass Irland im 8. und 7. vorchristlichen Jahrhundert
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